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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
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nicht. Ihr Leben war ohnehin dunkel, und nichts hätte es mehr erhellen können. Längst war ihr kalt geworden, ihre Finger waren eisig. Aber auch das war ihr egal. Warum hätte sie aufstehen sollen? Essen? Sich wärmen? Was hatte das denn alles für einen Sinn?
    Sie hatte Franzi niemals verletzen wollen. Sie hatte sie nicht verlieren wollen. Jetzt war alles zu spät.

~*~*~*~
    I rgendwann hatte sich Meike doch ins Bett gelegt. Aber an Schlaf war nicht zu denken gewesen. Unruhig hatte sie sich hin- und hergewälzt. Unentwegt hatte sie an Franzi denken müssen.
    Franzis Duft haftete an den Laken.
    Schließlich gab Meike auf und ging ins Bad. Ein Blick in den Spiegel ließ sie erschaudern. Dunkle Schatten umrahmten ihre geröteten Augen. Sie sah furchterregend aus. Aber was spielte das schon für eine Rolle? Sie ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen, aber sofort erinnerten sie die Scherben auf dem Fußboden an Franzi. Der Brief lag noch immer auf dem Küchentisch.
    Meike holte einen Handfeger und kehrte das zerbrochene Glas zusammen. Dann stellte sie die Kaffeemaschine an. Meistens hatte Franzi das Frühstück gemacht. Aber jetzt war nichts mehr wie vorher.
    Mit der heißen Tasse in der Hand setzte sich Meike an den Tisch. Ohne Franzi war die Küche einsam. Das war ihr zuvor nie so bewusst geworden.
    Vielleicht würde sie Franzi niemals wiedersehen. Sie schluckte, um gegen die erneut aufsteigenden Tränen anzukämpfen, aber sie verlor den Kampf. Noch einmal nahm sie Franzis Brief und begann zu lesen, doch nach wenigen Zeilen legte sie das Papier zur Seite. Sie konnte es nicht ertragen.
    Mit hängendem Kopf starrte sie in die braune Flüssigkeit in ihrer Tasse. Der Kaffee war kalt geworden, aber es war ihr egal. Wie alles an diesem Morgen.
    Das Klingeln des Telefons riss Meike aus ihrer Lethargie. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und rannte zum Telefon. »Franzi?«, schrie sie beinahe in den Hörer. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Ich bin es«, meldete sich Claudia.
    »Claudia.« Der Enthusiasmus wich schlagartig aus Meikes Stimme.
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    Meike schüttelte den Kopf. Nichts war in Ordnung.
    »Bist du noch da?«, hakte ihre Schwester nach, als keine Antwort kam.
    »Ja«, flüsterte Meike.
    »Was ist denn los? Was ist passiert?« Claudia klang besorgt.
    Konnte Meike ihr alles erzählen? Claudia würde ihr bestimmt zuhören. Aber würde sie es verstehen? Meike schluchzte.
    »Weißt du was? Ich komme vorbei. In einer halben Stunde bin ich da, und dann erzählst du mir, was vorgefallen ist«, beschloss Claudia. »Und keine Widerrede.«
    »In Ordnung«, sagte Meike mit tränenerstickter Stimme.
    Während sie auf ihre Schwester wartete, zog sie sich etwas über und wusch sich ein wenig, damit sie nicht ganz so mitgenommen aussah. Aber es war zwecklos.
    »Du siehst ja fürchterlich aus«, begrüßte Claudia Meike.
    »Danke, dass du sofort gekommen bist.«
    »Das ist doch selbstverständlich. Du bist meine Schwester, und wenn es dir nicht gutgeht, bin ich zur Stelle.« Claudia lächelte. Dann ging sie an Meike vorbei in die Küche. »Ich koche uns mal einen Kaffee. Ich denke, es wird eine etwas längere Geschichte, oder?« Ohne eine Antwort abzuwarten, betätigte Claudia die Kaffeemaschine.
    Meike war ihr in die Küche gefolgt und hatte sich wieder auf den Stuhl sinken lassen, auf dem sie den größten Teil der letzten Stunden verbracht hatte. Sie nahm Franzis Brief, faltete ihn zusammen und legte ihn beiseite.
    »Extra stark.« Claudia stellte eine Tasse vor Meike ab. »Möchtest du hier sitzen bleiben, oder wollen wir ins Wohnzimmer gehen?«
    Meike zuckte mit den Schultern.
    »Dann komm, deine Couch ist gemütlicher.«
    Nachdem sie es sich im Wohnzimmer bequem gemacht hatten, fuhr Claudia fort: »Offensichtlich brennt dir etwas auf der Seele. Etwas ziemlich Schlimmes. Also raus damit.«
    Meikes Finger verknoteten sich. Wo sollte sie nur anfangen? Wie sollte sie ihrer Schwester sagen, dass sie sich in eine Frau verliebt hatte? Sie räusperte sich. »Es ist nicht so leicht.«
    Claudia legte ihre Hand auf Meikes Oberschenkel. »Du kannst mir vertrauen.«
    Meike holte tief Luft, aber ihre Zunge war schwer wie Blei. Es ging nicht. Zwar hatte sie sich in ihren Gedanken oft diesen Moment ausgemalt, Worte zurechtgelegt – immerhin hatte sie sich Claudia früher immer vorbehaltlos anvertrauen können. Aber in dieser Situation war alles ganz anders.
    »Liebeskummer?«, half Claudia nach.
    Wie

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