Klassentreffen (German Edition)
Gruppenarbeit gegangen war, hatte sie immer versucht, mit Melanie zu arbeiten.
Meike war lesbisch.
Sie seufzte und griff nach dem Telefon. Noch einmal wählte sie Franzis Nummer. Sie musste Franzi die Neuigkeiten mitteilen. Vielleicht . . . Sie hielt die Luft an. Vielleicht gab es noch eine Chance für sie.
Doch wie all die anderen zuvor blieb ihr Anruf unbeantwortet.
~*~*~*~
M eike kramte ihren Schlüssel aus ihrer Tasche, um den Klassenraum abzuschließen. Endlich hatte sie ihn gefunden und zog ihn am Schlüsselband heraus.
»Tschüss, Frau Jakobs.« Saskia, die als Letzte den Raum verließ, lächelte Meike an.
Meike sah zu ihrer Schülerin. »Ja, bis morgen.« Sie versuchte ebenfalls zu lächeln, aber es misslang. Wenigstens hatte sie die Schulstunden erfolgreich hinter sich gebracht. Am Morgen hatte sie kurzzeitig überlegt, sich krankzumelden. Aber das wäre auch keine Lösung gewesen. Sie musste da durch. Außerdem war sie selbst schuld an ihrer Misere.
Ihren zitternden Händen gelang es nicht, den Schlüssel ins Schlüsselloch zu schieben. Mit einem lauten Scheppern fiel der Schlüsselbund zu Boden. »Mist.« Meike schluckte kräftig. Tränen bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche. Nicht schon wieder, das ist nur ein Schlüssel, flüsterte sie sich selbst zu.
»Hey, Meike, alles okay bei dir?«
Meike drehte sich um und erkannte Wiebke, die neben ihr stehen blieb. Sie nickte schwach. »Ja, ich . . .«, stammelte sie. »Das war ein anstrengender Tag.«
Wiebke bückte sich und hob den Schlüssel auf. Sie reichte ihn Meike.
»Danke.« Meike nahm den Schlüssel entgegen und schloss endlich die Tür ab.
Gemeinsam mit Wiebke lief sie zum Lehrerzimmer.
»Was hältst du davon, wenn wir gleich noch einen Kaffee trinken gehen?«, fragte Wiebke unterwegs. »Um den Kopf ein bisschen freizubekommen? Ich könnte auch etwas Entspannung gebrauchen.« Sie lachte.
Meike zuckte mit den Schultern. Ein Kaffee würde ganz bestimmt nicht reichen, um sie abzulenken.
»Nach Begeisterung sieht das aber nicht aus.« Wiebke runzelte die Stirn.
Was hatte Meike zu verlieren? Ein einsamer Nachmittag wäre die Alternative. Zu viel Zeit zum Grübeln. »Doch. Ein Kaffee wäre nett«, stimmte sie Wiebkes Vorschlag zu.
Sie waren am Lehrerzimmer angekommen. Meike stieß die Tür auf.
»Wunderbar. Wollen wir direkt fahren, oder willst du erst noch nach Hause?«, fragte Wiebke.
Nach Hause. Dahin wollte Meike auf gar keinen Fall. Was sollte sie dort? Es gab niemanden, der auf sie wartete, es gab nur gähnende Leere. »Von mir aus können wir sofort los. In der Schule hält mich nichts mehr.«
»Das kenne ich.« Wiebke grinste. »Ich muss nur noch meine Tasche packen.«
Beide gingen zu ihren Plätzen.
Wiebke war wirklich nett. Eigentlich hätte Meike schon viel eher mal etwas mit ihr unternehmen sollen. Ausgerechnet heute würde sie keine gute Begleitung sein.
Sie legte ein paar Hefte in ihren Spind. Dann traf sie sich mit Wiebke an der Tür.
»Hier um die Ecke ist ein sehr nettes, kleines Café, da können wir sogar hinlaufen, wenn du möchtest«, schlug Wiebke vor.
»Frische Luft würde mir sicherlich guttun.«
Kurze Zeit später waren sie in dem Café angekommen. Wiebke hatte nicht zu viel versprochen. Es machte einen sehr gemütlichen Eindruck.
»Ich habe das letztens ganz zufällig entdeckt, als ich nach der Schule noch ein bisschen spazieren gegangen bin«, erklärte Wiebke, die Meikes umherschweifenden Blick bemerkt haben musste.
»Du gehst nach der Schule spazieren?« Meike folgte Wiebke an einen Tisch.
»Na ja, normalerweise nicht. Aber . . .« Wiebke seufzte. »Vor ein paar Wochen . . .« Sie machte eine vage Handbewegung. »Ein paar private Schwierigkeiten. Ich brauchte etwas Zeit für mich. Und das war zu Hause schwierig.«
Meike rückte sich einen Stuhl zurecht und nahm Platz. Nur kurz überflog sie die Karte. Eigentlich wusste sie auch so schon, dass sie einen Cappuccino wollte.
»Der Kuchen ist übrigens absolut zu empfehlen. Selbstgebacken«, schwärmte Wiebke. Auch sie stellte die Karte zurück.
»Ich habe keinen Appetit.«
»Du darfst dir den Apfelkuchen aber wirklich nicht entgehen lassen. Und ein bisschen was essen musst du. Schließlich hatten wir noch kein Mittagessen«, versuchte Wiebke Meike zu überzeugen.
»Ich weiß nicht.«
»Keine Widerrede.« Wiebke lachte.
Genau in dem Moment kam der Kellner, und Wiebke bestellte zwei Stück Kuchen und den Kaffee. Dann erkundigte sie
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