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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schöning
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sich: »Was hat dir denn heute so zugesetzt? Du sahst schon den ganzen Tag ziemlich neben der Spur aus. Waren die Schüler so schlimm?«
    Meike schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Die waren sogar ausnahmsweise erträglich. Daran lag es nicht.« Sie machte eine kurze Pause. »Ich hatte am Wochenende etwas Stress«, murmelte sie schließlich.
    »Freitag bei der Lehrerverabschiedung hast du noch ganz entspannt gewirkt.« Wiebke lächelte. »Obwohl die Veranstaltung zeitweise wirklich ein bisschen steif war, fandst du nicht?«
    Freitag. Kein gutes Thema. Meikes Blick verfinsterte sich. »Ja, stimmt«, murmelte sie.
    »Dass du entspannt warst, oder dass es dort steif war?«, hakte Wiebke nach.
    »Beides«, flüsterte Meike.
    Kaffee und Kuchen wurden serviert.
    »Lass es dir schmecken«, sagte Wiebke. »Für mich war Freitag seit längerem mal wieder ein besserer Tag.« Sie kaute genussvoll ein Stückchen Kuchen.
    »Wie meinst du das? Du wirkst doch immer so lebensfroh und zufrieden.«
    »Weißt du, ich habe mich vor ein paar Wochen von meinem Freund getrennt. Das war wirklich eine schwierige Zeit. Liebeskummer, wenn du verstehst.« Wiebke verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse.
    Meike holte hörbar Luft. »Besser, als mir lieb ist.« Sie biss sich auf die Unterlippe.
    »Na ja, es war jedenfalls der erste Abend seit langem, an dem ich auch mal an etwas anderes denken konnte. Genau genommen war es wohl der erste Abend, an dem ich überhaupt mal wieder ausgegangen bin.«
    »Bei mir war es eher umgekehrt«, nuschelte Meike in ihren Kaffee. »Es war der letzte Abend, bevor ich plötzlich wieder Single war.« Sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Nicht schon wieder heulen, ermahnte sie sich. Irgendwann musste das doch ein Ende haben.
    »Oh.« Wiebke sah Meike mitfühlend an. »Was ist passiert?«
    Meike nestelte am Tischtuch. Sie war sich nicht sicher, ob sie darüber reden wollte. Oder konnte.
    »Du musst es mir nicht erzählen«, fuhr Wiebke fort.
    »Es geht gerade noch nicht.« Meikes Stimme zitterte.
    »Kein Problem.«
    Auf Meikes Stirn bildete sich eine tiefe Falte. »Wie lange warst du denn mit deinem Freund zusammen?«, versuchte sie das Gespräch in eine etwas andere Richtung zu lenken.
    »Fast sieben Jahre.« Ein trauriger Schatten legte sich auf Wiebkes Gesicht. »Und ich dachte die ganze Zeit, es wäre für immer. Es war perfekt mit uns. Aber irgendwie . . .« Sie verschränkte ihre Hände ineinander. »Manchmal kommt es leider doch anders, als man denkt.«
    »Wem sagst du das.«
    »Er wollte nicht mit nach Goslar kommen. Dabei war er es, der mich davon überzeugt hat, dass meine alte Schule nicht die richtige für mich war. Ich habe dann so lange gebettelt, bis er doch mitgekommen ist. Zwar musste er dann zur Arbeit pendeln, das war etwas weiter als früher, aber eigentlich war es kein Problem. Dachte ich jedenfalls.« Wiebke kratzte die letzten Krümel auf ihrem Teller zusammen. »Am Ende war er hier nicht glücklich. Wir haben uns auseinandergelebt. Wir haben uns nur noch gestritten.« Sie seufzte.
    »Das tut mir leid für dich. Sieben Jahre sind eine lange Zeit.«
    Wiebke nickte. »Aber eine Trennung tut immer weh, egal, wie lange man zusammen war.«
    »Das stimmt. Bei uns waren es nur wenige Monate«, sprudelte es plötzlich aus Meike heraus. »Aber dafür war es . . . Es war ziemlich intensiv. So etwas hatte ich vorher noch nie erlebt. Und ich habe alles ruiniert.« Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. Dann ließ sie beide Hände verzweifelt auf die Tischplatte fallen. »Ich habe alles kaputtgemacht. Verdammt!«
    Wiebke ergriff Meikes Hände. Aber sie sagte nichts, fragte nicht noch einmal nach.
    Langsam beruhigte sich Meike. Ein Teil von ihr war der Ansicht, sie solle keine Fremde mit ihren Problemen belästigen. Auf der anderen Seite . . . was hatte sie zu verlieren? Ihre Schwester hatte ihr geraten, weiterzumachen, sich auch bei Kollegen zu outen. Meike wusste, dass sie damit recht hatte. Und wenn nicht bei Wiebke oder Mario, bei wem dann?
    »Das war alles eine ziemlich komplizierte Geschichte mit uns.« Meike wischte sich über die Stirn. »Das heißt, eigentlich habe ich es nur so kompliziert gemacht. Und damit alles zerstört.«
    »Du sprichst in Rätseln«, sagte Wiebke, aber sie lächelte Meike ermutigend an.
    Meikes Herz schlug schneller. »Ich weiß. Bisher habe ich nur mit meiner Schwester darüber gesprochen. Und das auch erst, als es vorbei war.« Sie schluckte. Es war kein bisschen

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