Klassentreffen (German Edition)
Schüler und Eltern. Sie hat auch immer ihre Partnerin zu den Schulfesten und so mitgebracht. Natürlich gab es manchmal einen Spruch von irgendeinem Schüler, vorwiegend von den ganz jungen. Aber es war eher Unsicherheit und Unwissen. Sie hat dann mit ihnen gesprochen, und dann war es gut.«
»Das ist mutig.«
»Das stimmt. Ich fand das auch mutig. Deswegen kann ich auch verstehen, dass es dir schwerfällt. Ich weiß nicht, ob ich mich das getraut hätte. Aber immer versteckt zu leben, das ist doch noch schlimmer, oder?«
»Ja, das war wirklich schlimm.« Meike presste die Lippen aufeinander.
»Meinst du nicht, du kannst das mit deiner Freundin wieder geradebiegen?«
Meike zuckte verzagt mit den Schultern. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Franzi hat mich immer unterstützt, mir Zeit eingeräumt, auch wenn es ihr sehr schwergefallen ist. Dass ich sie . . .« Meike brach ab.
Wiebke sah sie erwartungsvoll an.
Meikes Herz raste. »Dass ich sie verleugnet habe, das wird sie mir nicht verzeihen.«
~*~*~*~
F ranzi bekam keine Luft mehr. Sie hatte sich vollkommen verausgabt. Weit über ihre Kräfte hinaus war sie geschwommen. Sie hatte versucht, den Schmerz zu betäuben, aber so sehr sie sich auch angestrengt hatte, es war ihr nicht gelungen.
Japsend hielt sie sich am Beckenrand fest. Nur ganz langsam beruhigte sich ihr Herzschlag. Ihre Arme und Beine waren schwer wie Blei, jeder einzelne Muskel tat weh.
Aber Franzi wollte noch nicht aufgeben. Sie musste weitermachen. Sie hatte sich vorgenommen, eine Stunde zu schwimmen, und es waren erst fünfundvierzig Minuten geschafft. Dass sie es jedoch mit dem Tempo übertrieben hatte, ignorierte sie.
Franzi stieß sich vom Beckenrand ab und kraulte weiter.
Am Nachmittag war sie aus Braunschweig zurückgekommen. Sie wollte Cori nicht länger zur Last fallen; außerdem hatte sie nur drei Tage Urlaub bekommen. Morgen musste sie wieder in die Apotheke.
Franzi tauchte kurz den Kopf unter Wasser. Viel lieber wäre sie einfach ganz verschwunden, gar nicht wieder aufgetaucht.
Wie hatte sie das nur so lange mitmachen können? Warum hatte sie Meike die ganze Zeit in Schutz genommen? Von Anfang an hätte ihr klar sein müssen, dass Meike sich nicht zu ihr bekennen würde.
Noch fünf Minuten. Franzi schnaufte.
Ihre Gefühle hatten ihr den Verstand vernebelt. Von Anfang an hatte sie Meike geliebt. Schon damals in der Schule. Und als sie sich dann wiedergesehen hatten . . . Sie hatte sich einfach zu sehr zu Meike hingezogen gefühlt. Hatte ihr nicht widerstehen können. Mit jedem Tag war ihre Liebe zu Meike gewachsen. Franzi hatte keine Chance gehabt: Die Liebe war stärker gewesen als die Vernunft.
Endlich hatte sie es geschafft. Sie kletterte aus dem Wasser. Nur noch duschen und ins Bett fallen . . . Der fehlende Schlaf der letzten Tage machte sich deutlich bemerkbar. Aber wahrscheinlich würde er ihr auch diese Nacht nicht vergönnt sein.
»Schön, dich wiederzusehen.«
Eine weibliche Stimme riss Franzi aus ihren Gedanken. Sie blieb stehen.
Braune Augen richteten sich auf Franzi. »Du warst ein paar Tage nicht hier, dabei habe ich immer Ausschau nach dir gehalten.« Elli strahlte sie an.
»Ähm . . . Ja, ich . . .«, stotterte Franzi. »Ich war verhindert.« Etwas Dämlicheres hätte sie kaum sagen können.
»Hast du es heute wieder so eilig wie letztes Mal?« Elli lächelte weiter. Erneut fielen Franzi ihre perfekten weißen Zähne auf.
»Also . . . Ich . . .«, stammelte Franzi.
»Du bist noch ganz schön außer Atem, was? Entschuldige, dass ich dich so zutexte. Aber eine andere Möglichkeit als hier habe ich ja leider nicht.« Elli fuhr sich durch ihre schwarzen Haare.
Franzi holte tief Luft und versuchte sich zusammenzureißen. »Nein, es geht schon.«
»Ich wollte dich schon die ganze Zeit fragen . . .«, setzte Elli an. Sie wippte von einem Fuß auf den anderen.
Sie war wirklich niedlich, musste Franzi sich eingestehen. Auf den ersten Blick wirkte sie tough und selbstbewusst, aber in diesem Moment verrieten ihre geröteten Wangen, dass sie nervös war. »Was wolltest du mich fragen?«
»Hast du vielleicht Lust, mal mit mir Kaffee trinken zu gehen?« Ellis Augen trafen Franzis.
Für einen Moment starrte Franzi Elli regungslos an. Mit ihr Kaffee trinken? Flirtete Elli mit ihr? War das eine Einladung zu einem Date? Franzi schluckte. Das konnte sie nicht. Nicht so schnell. »Also, weißt du . . .«, geriet sie erneut ins
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