Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
Vom Netzwerk:
davon zu machen.
    Ein Klingelzeichen ertönt, und ich gehe auf den Lift zu, über dem ein rotes Lämpchen aufleuchtet. Gleich darauf kommt er, und die Türen öffnen sich. Eine Wand aus Leibern verwehrt mir den Zutritt.
    »Ach je«, sage ich. »Voll.«
    »Ach was, Sabine! Du passt schon noch rein! Alle mal die Luft anhalten!«, tönt Olafs Stimme von irgendwo ganz hinten.
    Die Kollegen gehorchen und rücken noch enger zusammen. Ich steige ein, die Türen gehen zu, und ich bin eingepfercht.

    In der zweiten Etage, wo sich die Kantine befindet, falle ich fast aus dem Lift. Olaf kämpft sich zu mir durch, und ich warte, bis alle weg sind und ich wieder in den Lift kann.
    »In Zukunft nehme ich doch lieber die Treppe«, sage ich lachend, während ich den Fuß in die Tür halte.
    »Tja, um diese Zeit lässt jeder alles stehen und liegen und stürzt zum Lift«, meint Olaf.
    Ich schaue zur Kantine hinüber, wo die Leute mit leeren Tabletts vor dem Büfett Schlange stehen. »Es riecht nach Poffertjes«, sage ich und schnuppere genüsslich den süßen, leicht fettigen Duft.
    »Magst du Poffertjes?«
    »Und wie! Vor allem mit einem dicken Klecks Butter und Puderzucker drauf … hmmm.«
    »Und was magst du noch, außer Poffertjes?«
    »Griechisch«, sage ich, »ich geh gern griechisch essen.«
    Er nickt nachdenklich. »Das machen wir demnächst mal, einverstanden?«
    »Einverstanden«, sage ich angenehm überrascht.
    Er hebt grüßend den Arm. »Bis bald, Sabine.«
    »Bis bald«, sage ich versonnen vor mich hin.

KAPITEL 9
    Ich bin gerade eben nach Hause gekommen, als es laut und schrill klingelt. Ich gucke aus dem Fenster und sehe Olaf. Mein Herz schlägt Purzelbäume. Ich drücke auf den Öffner im Flur, höre unten die Tür aufgehen und dann Olafs schwere Schritte im Treppenhaus. Kurz darauf steht er in meiner Wohnung, in der Hand hält er eine große Schachtel vom Griechen.
    »Ich dachte, du hast bestimmt Hunger«, sagt er fröhlich. »Du magst doch Griechisch!«
    Mit offenem Mund starre ich ihn an. »Ich wollte mir gerade einen Käse-Schinken-Toast machen.«
    »Toast!«, sagt Olaf missbilligend und steuert das Wohnzimmer an. Er arrangiert die Plastikschälchen mit Reis, Salat, Gyros und Souvlaki auf dem Tisch. Ein fettiger Geruch verbreitet sich im Zimmer. In der Küche brennen meine Toastscheiben an. Hastig laufe ich hin und ziehe den Stecker vom Sandwichgrill aus der Steckdose.
    »Du spinnst ja! Wer isst denn zu Mittag griechisch?«, sage ich lachend.
    »Die Griechen«, kontert Olaf. »Setz dich hin, sonst wird alles kalt.«
    Wir sitzen uns gegenüber, zwischen uns die Plastikschalen, und essen.
    »Wusst ich’s doch, dass du für spontane Aktionen zu haben bist«, sagt Olaf mit vollem Mund. »Und, schmeckt’s? Gut der Grieche, was?«
    »Ja, sehr lecker. Wo hast du das her?« Mit einem Stück Weißbrot appliziere ich etwas Tsatsiki auf meinen Tellerrand.
    »Vom Irodion, hier um die Ecke. Wie wär’s mit einem Schluck Wein?« Olaf hält die Flasche Weißwein, die er entkorkt hat, hoch. Ich nicke. Er schenkt unsere Gläser voll und lädt sich noch eine Portion Gyros auf den Teller. Ich schiebe meinen weg und staune über seinen Appetit.
    »Du isst ganz schön was weg.«
    »Ja, konnte ich schon immer«, bestätigt er. »Daran ist meine Mutter schuld. Sie hat mir immer meine Lieblingsgerichte gekocht und mir dann zwei-, dreimal aufgetan. Sie hat sehr gern gekocht.«
    »Wie? Lebt sie denn nicht mehr?«, frage ich und stelle die leeren Schalen in die Schachtel.
    »Doch, aber sie kocht nicht mehr oft. Ich bin nämlich Einzelkind, und mein Vater ist vor fünf Jahren gestorben. Für sich allein ist ihr das Kochen zu viel Aufwand. Sie kocht einmal die Woche, friert das Ganze portionsweise ein und isst es dann nach und nach. Jeden Tag das Gleiche. Wenn ich sie besuche, stellt sie sich extra für mich in die Küche, kocht viel zu viel und friert das dann auch wieder ein.«
    Olaf kratzt seinen Teller leer, nagt einen Spieß ab und wirft ihn in die Schachtel. Er rülpst laut und klopft sich genüsslich auf den Bauch. »Mannomann, war das lecker.«
    »Musst du immer so rülpsen?«, rutscht es mir heraus.
    »Ja«, sagt er. »In manchen Kulturen gilt das als höflich. Solange man nicht rülpst, tut einem der Gastgeber weiter was auf, weil er glaubt, man hätte noch nicht genug.«
    »In welchen Kulturen?«, frage ich.
    »Was weiß denn ich. In Asien vermutlich.« Olaf schiebt seinen Stuhl zurück, räumt schnell und geschickt den Tisch

Weitere Kostenlose Bücher