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Klassenziel (German Edition)

Klassenziel (German Edition)

Titel: Klassenziel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Wegberg
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sollte.
    Also, das war natürlich genauso ein Blödsinn wie die Behauptung, er wäre tot. Völliger Quatsch. Aber mal angenommen, da war irgendwas dran … Irgendjemand musste tot sein, sonst würden die hier nicht so einen Aufriss machen. Mit Spurensicherung und dem ganzen Tamtam. So gesehen … Was war mit Melody?
    Von dieser Überlegung war es nicht allzu weit zu allen anderen Freunden, die ich an der Schule hatte. Ramon? Till? Ich dachte auch an ein paar Lehrer, die ich ganz gern mochte. Und an andere, die ich überhaupt nicht leiden konnte. Trotzdem wollte ich nicht, dass die tot waren. Ich wollte überhaupt nicht, dass irgendwas anders war. Es war doch alles gut gewesen! Das Ganze war ein riesengroßer Irrtum. Aber selbst wenn Görlitz wirklich die Wahrheit sagte – Nick hätte ja wohl bestimmt nicht meine Freunde erschossen. Ich meine, er kannte die doch alle.
    In den frischen Klamotten, die mir die Polizistin zusammengestellt hatte, ging ich zurück zu meinem Zimmer. Sie stand immer noch neben der Tür wie ein Wachhund und guckte mich auch genauso misstrauisch an. «Wo ist denn dieser Herr Görlitz?», fragte ich. Auch wenn er wahrscheinlich Blödsinn redete, ich wollte noch mal mit ihm sprechen.
    «Draußen beim Einsatzfahrzeug», sagte sie. Ich steuerte auf die Treppe zu. «Ist die Kombination so okay?», hörte ich die Polizistin fragen. Meinte die mich? Ich drehte mich um, und sie wedelte mit dem Zeigefinger in meine Richtung, rauf und runter.
    «Ach so, äh … ja. Danke.»

[zur Inhaltsübersicht]
    84
    W ieder gibt es an meinem Tisch Stress zwischen Jacqueline und Lennox. Die beiden haben sich echt gegenseitig gefressen. Jacqueline ist eine richtige Tussi, aber eine von der aggressiven Sorte. Ihre zentimeterlangen Nagelstudio-Krallen sind gefährliche Waffen, und sie hat eine so tiefe, heisere Stimme, als würde sie seit dem achten Lebensjahr jeden Tag eine Schachtel Marlboro rauchen. Durch die aufgemalten Augenbrauen wirkt ihr Gesicht irgendwie brutal.
    Obwohl sie nicht unbedingt den allergrößten Durchblick zu haben scheint, erteilt sie schon wieder die Kommandos. Lennox ist sicher, dass das vorgegebene Experiment anders angepackt werden muss, und schnappt sich die Materialien, um es auf seine Art zu machen. Jacqueline reißt ihm das Becherglas mit der Essigessenz aus der Hand, worauf ein bisschen rausschwappt. «Mann, pass doch auf!», ruft Ann-Kathrin erschrocken.
    «Halt du dich mal da raus!», faucht Jacqueline.
    Das reicht mir jetzt. «Also, ich schlage vor, wir machen es erst mal so, wie Lennox sagt. Und wenn das dann nicht klappt, versuchen wir deine Methode.»
    Jacqueline starrt mich mit hochgerecktem Kinn an. «Was willst du denn, Wichser?»
    Lennox und Ann-Kathrin stoßen beide einen Laut aus, als wollten sie ein durchgegangenes Pferd beruhigen.
    «Tja, tut mir leid, dass du das noch nicht mitgekriegt hast, aber ich geh mit dir in eine Klasse», sage ich eisig. Wenn ich provoziert werde, kann ich einfach nicht die Klappe halten.
    Noch immer hält Jacqueline das Becherglas in der Hand und glotzt mich reglos an. Einen schrecklichen Moment lang fürchte ich, sie könnte mir den Inhalt ins Gesicht kippen. Offenbar denken die anderen an unserem Tisch dasselbe. «Komm, jetzt gib mal das Glas her», versucht es Lennox und streckt die Hand danach aus. Jacqueline zieht es aus seiner Reichweite. Sie hat Augen wie eine Schlange. Bestimmt will sie mich mit ihrem Blick lähmen. «Du machst dich gerade ganz schön peinlich», sage ich zu ihr und lehne mich zurück. Natürlich bin ich nicht wirklich so cool. Ich tue nur so.
    Wie aufs Stichwort schnauft in diesem Moment der Sonntag ran. «Macht ihr hier jetzt ein ganz neues Experiment oder was? Wer von euch führt denn Protokoll?» Schlagartig lässt die Spannung nach. Jacqueline knallt das Glas auf den Tisch, Lennox nimmt es sich, Ann-Kathrin kritzelt etwas auf ihren Block und erklärt mit gesenktem Kopf: «Ich!» Der Sonntag mustert uns noch eine Zeitlang skeptisch, dann walzt er weiter zum nächsten Tisch.

    I ch hatte den Eindruck, dass inzwischen noch mehr Autos vor unserem Haus parkten. Außerdem standen weiter die Straße runter ziemlich viele Leute, die meisten mit vor der Brust verschränkten Armen. So die typischen Gaffer. Ein paar hielten auch ihre Handykameras im Anschlag. Konnte man die nicht irgendwie wegscheuchen?
    Görlitz war mitten in einem Gespräch mit zwei von seinen Leuten in Zivil, aber als ich auf ihn zukam, wandte er sich mir

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