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Klassenziel (German Edition)

Klassenziel (German Edition)

Titel: Klassenziel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Wegberg
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und ich sollte endlich mal kapieren, dass nicht ich die Entscheidungen treffen würde, sondern meine Mutter – und er. Es wäre ganz bestimmt klüger gewesen, gar nicht darauf einzugehen, aber ich war stimmungsmäßig schon so runter, dass ich sofort dagegenhielt und zurückblökte, und so fetzten wir uns in diesem schicken Restaurant und draußen auf der Straße und auf der ganzen Fahrt ins Hotel und hörten erst auf, als ich die Tür meines Einzelzimmers hinter mir zuknallte.

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    I ch hab total vergessen, irgendwas fürs Picknick mitzubringen. Außerdem hätte ich ja auch gar keine Zeit gehabt, mich darum zu kümmern. Aber das erledigt sich von selbst, denn noch vor der ersten Pause fängt es an zu nieseln. «Gehen wir heute in die Mensa?», frage ich Becky. Sie wirft den anderen beiden einen fragenden Blick zu. Luna zuckt die Achseln, mit so einem halben Nicken. Kenji verzieht das Gesicht. «Och nee …» Dann denkt er wahrscheinlich über die Alternativen nach. Na ja, es gibt praktisch keine. «Meinetwegen», sagt er seufzend.
    Vorher erwartet uns noch eine Doppelstunde Deutsch. Gleich als Erstes fragt der Wiesner mich: «Wieso sitzt du denn jetzt hier ?» Ich kann da null Freundlichkeit raushören. «Das hab ich mit unserem Klassenlehrer so abgesprochen», sage ich, «weil ich hier vorne mehr mitkriege.»
    «Na, da bin ich ja mal gespannt», ätzt er. Heute trägt er übrigens ein Westernhagen-T-Shirt.

    I ch war so wütend und fühlte mich so unverstanden. Ich kam mir vor wie das ärmste Schwein der Welt. So konnte der doch nicht mit mir umgehen! Der hatte mir überhaupt nichts zu sagen, und ich würde auf keinen Fall mit diesem Grützkopf – wegen ihm! – nach Stuttgart ziehen und alles zurücklassen, was mir wichtig war! Seine Chirurgenkohle, sein Jugendzimmer mit Bad und Balkon, sein Schick-essen-Gehen und seine Hotelübernachtungen konnte er sich meinetwegen so tief in den Arsch schieben, dass sie ihm aus den Ohren wieder rauskamen!
    Und das alles nur, weil Nick durchgedreht war, dieser Idiot. Hätte er nicht reihenweise Menschen erschossen und sich am Ende selbst abknallen lassen, dann könnten wir einfach so weiterleben wie bisher. Ich hätte meine Freunde noch, ich würde weiter mit meiner Band proben und zum Fußballtraining gehen, ich wäre mit Melody zusammen, und Nick würde auch ein Mädchen finden, ganz bestimmt, und wir würden zu viert ins Kino gehen und nachher noch zu McDonald’s. Als ich daran dachte, dass mein Bruder als Jungfrau gestorben war, schlug ich vor Frust auf das Hotelkopfkissen ein. Ich vermisste Nick so wahnsinnig. Man stirbt einfach nicht mit siebzehn! Das ist doch totale Kacke!
    Obwohl wir uns am nächsten Tag nicht mehr weiterfetzten, war die Stimmung ziemlich eisig. Meine Mutter war wütend auf mich, weil ich ihr den schönen Abend verdorben hatte, Uwe war wütend auf mich, weil ich ihm zum ersten Mal Widerstand geleistet hatte, und ich war einfach nur genervt und wollte nach Hause. Aber ich hatte nichts zu melden, das hatte Uwe mir ja gestern klipp und klar gesagt, und deshalb musste ich den beiden hinterherlaufen, während sie in jeden Scheißwinkel ihrer zauberhaften Stadt reinkrochen.

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    L etzte Woche fand ich die Mensa noch ganz normal. Eine nicht besonders reizvolle, aber praktische Möglichkeit, sich mittags ein warmes Essen einzuverleiben. Die Auswahl war so weit okay – ein vegetarisches Gericht und eines mit Fleisch –, und was ich gegessen hatte, war einigermaßen genießbar gewesen.
    Jetzt sehe ich das allerdings mit ganz anderen Augen, und daran sind meine neuen Freunde schuld. Das sogenannte Mischgemüse ist offensichtlich aufgewärmte Tiefkühlkost, dafür sprechen die lächerlich geriffelten Möhrenscheiben und die unnatürlich quietschgrünen Erbsen. Und das Wiener Schnitzel sieht aus wie ein in den Sand gefallener Waschlappen. So schmeckt es übrigens auch.
    Niemand hat Zeit, zwischendurch mal die Tische abzuwischen, und so muss man sein Tablett eben auf die halb eingetrockneten Speisereste der Vorgänger stellen. Wir können ja schon froh sein, überhaupt vier freie Plätze gefunden zu haben. Verständigung ist nur schreiend möglich, weil in der Mensa ein ungeheurer Lärm herrscht. Die Kleinen aus den unteren Klassen schubsen und drängeln sich gegenseitig in der Warteschlange vor der Essensausgabe. Stühle werden geräuschvoll hin und her geschoben, und aus der Küche dringt das Klappern von

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