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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Gefühl, besser nicht zu versuchen, witzig zu sein, sondern einfach brav aufzuzählen, wer sein gorgeous face gezeigt und wer mit  wem geplaudert hatte. Ich schlich mich nach draußen und rief Jana an. Sie hatte mir gesagt, dass ich sie jederzeit anrufen dürfte.

Zum Glück war sie noch wach. Ich berichtete ihr von meinem Problem, und sie lachte.

    »Pia, das hast du ziemlich schnell erkannt. Fashion ist ein Thema für sich.
    Am besten fährst du wirklich, wenn du sachlich berichtest, was zu sehen war und wer sich die Ehre gab. Witzige Zeilen kannst du dir für Filmpremieren oder Cluberöffnungen aufbewahren.«

    So sollte es sein. Todmüde machten wir uns in den frühen Morgenstunden vom Acker, und ich tippte brav meine Zeilen, bevor ich endlich in meinen wohlverdienten Schlaf sank, nur um von Leander Berglandt zu träumen, der auf einem Laufsteg vor mir hin und her stolzierte, umgeben von drei barbusigen Models.

    Das restliche Wochenende verbrachte ich damit, mich auf Vordermann zu bringen und mein Konzept für die Biografie durchzugehen.

    Vor allem aber malte ich mir Leanders Gesicht aus, wenn ich mich unverhofft als seine Ghostwriterin entpuppen würde.

    Ich konnte kaum erwarten, dass es Montag wurde.

    »Love is in the air, everywhere I look around, love is in the air …«

    Die Boxen voll aufgedreht, laut mitsingend, flitzte ich in meinem alten Cabrio dem Glück entgegen. Konnte eine Woche besser beginnen? Von wegen Montagmorgen-Blues. Ich war jung, sah hinreißend aus, hatte ein Vermögen für mein Outfit ausgegeben und konnte sogar mit den Backgroundsängerinnen mithalten.

    In einigen Stunden würde ich, dieses Mal nüchtern, dem Mann meines Lebens gegenüberstehen.

    »Love is in the air in every sight and every sound …«

    Schaut nur her, ihr Fußgänger. Ich weiß, meine Musik ist viel zu laut und ich fahre auch zu schnell, aber was wollt ihr jetzt machen - mich einsperren?

    Max stand schon am Eingang des Studios. Streber! Der macht doch nur wieder einen auf superprofessionell. Wahrscheinlich hatte er die Nacht vor dem Studio gecampt.

    »Na, aufgeregt?«, fragte Max und setzte sein unverschämtes Grübchengrinsen auf.

    Ich sparte mir die Antwort und ging stattdessen zum Empfang, um uns anzukündigen.

    »Frau Homberg wird Sie gleich abholen.«

    Warum sehen die Empfangsdamen bei Privatsendern eigentlich immer wie B-Movie-Hollywoodstars aus? Glauben die wirklich, da kommt ein Produzent vorbei, der sie groß rausbringt? Diese hier war zumindest ganz bezaubernd, mit Zahnspange und bauchfreiem Top.

    Es dauerte einige Minuten, bis eine auffallend gut aussehende, streng wirkende Dame, Typ gehobenes Management, auf uns zukam. Perfekt gezogene Lippen, knitterfreie Bluse, auch noch in Weiß. Ich dagegen hatte schon vor zwei Jahren beschlossen, kein Weiß mehr zu tragen. Die Zeit, die ich damit zubrachte, Flecken zu entfernen, rechnete sich einfach nicht.

    »Wenn Sie mir bitte folgen, Herr Berglandt erwartet Sie.«

    Und diese Fesseln erst! Die konnte ihr Röckchen wirklich gut tragen.

    Wir hielten an einer Tür. Frau Homberg ging vor.

    »Leander, dein Besuch ist hier.« Eine angenehme Stimme hatte sie auch noch.

    Wir traten ein. Da saß er, der etwas in die Jahre gekommene Gott, mit Lesebrille über einem Manuskript.

    »Ach Pia, schön, dich wieder zu sehen. Dieses Mal nüchtern. Und wer ist der junge Mann, den du da mitgebracht hast?«

    Das durfte doch nicht wahr sein! Keine Spur von Überraschung auf seinem Gesicht.

    »Äh, das ist Max Vangunten. Er wird für die Auswahl der frühen Bilder, das Coverfoto und einige Porträtfotos zuständig sein.«

    »Wunderbar! Ich habe bereits eine Menge Ideen.«

    Täuschte ich mich, oder freute er sich tatsächlich mehr darüber, Max zu sehen? Ich versuchte, mich nicht durcheinander bringen zu lassen.

    »Wir würden heute gerne den Zeitplan durchgehen. Die ungefähre Gesprächsanzahl festlegen«, brachte ich hervor.

    »Pia, ich würde einfach vorschlagen, dass wir beide das am Freitagabend bei einem kleinen Abendessen besprechen. Du kommst am besten zu mir nach Hause.
    Ich koche natürlich selber, dann bekommst du gleich einen Eindruck, wie ich lebe.«

    Seine Augen funkelten schelmisch.

    »Und was die Fotos anbelangt…« Leander richtete seinen Blick auf den sichtlich verärgerten Max. »Ich möchte gerne, dass die Kamera mich eine Zeit lang begleitet. Ganz natürlich und spontan soll das wirken. Wie eine Momentaufnahme, dynamisch und nicht wie eine

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