Klatschmohn
nicht hängen lassen. Mich erst auf die Idee bringen und dann abspringen!«
Er wankte. »Vielleicht kann ich das Date früher legen und nachkommen.«
»Gebongt!«
Mir sollte es recht sein. So einfach werde ich es dir nicht machen, Leander Berglandt.
Auf dem Weg ins Büro rief ich Katharina an und berichtete ihr von dem Vorfall. Auch sie hatte gleich Witta im Verdacht, geplaudert zu haben. Dieser Schlange war alles zuzutrauen. Vor kurzem hatte sie Lillis Exfreund Pasqual getroffen, der Lilli seinerzeit mit ihrer Schwester betrogen hatte. Witta hatte ihm von Lillis Esotrip und von ihren verzweifelten Bemühungen erzählt, einen Mann zu finden. Gemeinsam hatten sie sich darüber lustig gemacht, dass Lilli neuerdings donnerstags ein Meersalzbad gegen Neider nahm und einen Kristall gegen schlechte Vibes auf ihrem Computer stehen hatte. Nach allem, was Pasqual Lilli angetan hatte, besaß er auch noch die Frechheit, sie anzurufen und sich darüber zu amüsieren. Dieser Anruf hatte nicht dazu beigetragen, Lillis angeknackstes Vertrauen in die Männerwelt wiederherzustellen. Wir hatten Witta daraufhin zur Rede gestellt, aber irgendwie hatte sie es wieder geschafft, sich aus der Affäre zu ziehen.
Aber nicht dieses Mal!
»Einen wunderschönen guten Tag, dies ist die Mailbox von Witta.
Wahrscheinlich genieße ich gerade das süße Leben, werde aber gerne zurückrufen.«
Vor lauter Gehauche konnte man den Text kaum verstehen.
Wie oft sie den wohl aufgenommen hat?, schoss es mir durch den Kopf.
»Witta«, ich versuchte möglichst beherrscht zu klingen, »ich komme gerade von einen Termin mit Leander Berglandt. Warum hast du ihm gesagt, dass ich seine Biografie verfassen werde?«
Natürlich war es ein Bluff. Aber mein Instinkt sagte mir, dass ich Recht hatte.
Plötzlich nahm sie den Hörer ab. »Pia, Liebes, was ist denn passiert?« Klar, Witta, die Unschuld vom Lande. Schauspielreif. Wieso war die eigentlich um diese Uhrzeit zu Hause? Gut, als Bankangestellte hatte man wahrscheinlich eine geregelte Mittagspause, und so weit entfernt lag ihr Schöner-Wohnen-Apartment nicht.
»Witta, wieso hast du mit Leander über mich gesprochen?«
»Na, wir haben uns zufällig auch über dich unterhalten. Ich konnte gar nicht glauben, dass er nicht wusste, dass du ihn interviewen wirst. Außerdem wollte er wissen, wieso du angeblich beziehungsunfähig bist. Natürlich habe ich mich sehr diskret zurückgehalten und nur Andeutungen gemacht.«
Mir schwante Übles’.
»Witta, was für Andeutungen?«
»Na ja, nur diese Geschichte mit Klaus und diesem Typen, dem du erzählt hast, du würdest nach Indien auswandern. Aber glaube mir, er fand das sehr amüsant.« Hatte diese Natter überhaupt keinen Anstand?
»Witta, das geht niemanden was an. Vor allem nicht Leander Berglandt, auch wenn er dich mit seinem Savoir-Vivre-Blick anschaut.«
Stille. Das schien sie nicht erwartet zu haben.
»Pia, ich wusste nicht, dass du Interesse an ihm hast. Leander sagte, er habe grünes Licht von dir, und ich könne ihm ruhig über deine Beziehungen erzählen.«
Mist! Das hatte ich, angeheitert wie ich war, tatsächlich gesagt. Konnte der Mann denn keine Ironie erkennen, wenn sie ihm ins Gesicht sprang?
In diesem Fall konnte Witta wirklich nichts dafür, so sehr ich es mir auch wünschte. Mir blieb nichts übrig, als mich bei ihr zu entschuldigen, was sie sichtlich genoss.
Natürlich gab sie mir noch gute Ratschläge mit auf den Weg und konnte sich auch nicht verkneifen, mir zu sagen, wie sie, Witta, das alles machen würde.
Dabei hatte ich nur noch einen Gedanken.
Zwar hatte ich Leander heute nicht überraschen können, aber dafür würde er sich an den kommenden Freitag noch lange erinnern können. Langsam begann mir das Ganze Spaß zu machen.
»Lilli, was machst du denn hier?«
Beinahe wäre ich über sie gestolpert. Es war Freitagmorgen, Lilli saß auf den Treppenstufen vor meiner Tür, wirkte aber sehr fröhlich.
Mir kam ein Intelligenztest in den Sinn, den ich bei einem Bewerbungsgespräch hatte machen müssen. Tomate, Gurke, Schraubenzieher, Karotte. Welches Wort passt nicht in die Kette?
Freitagmorgen, acht Uhr, Treppenstufen, Lilli, fröhlich. Welches Wort passt nicht in die Kette?
»Spuck’s aus, was ist passiert? Nimmst du jetzt Prozac?«
»Pia, es ist passiert. Ich habe ihn tatsächlich getroffen, den Mann meines Lebens!«, flüsterte sie.
»Täusche ich mich, oder hattest du gestern dein
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