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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Krämpfen, kurbelte Max hastig das Fenster herunter und hielt sein Gesicht gegen den Fahrtwind. Das konnte ja heiter werden.

    Leonie Windler wohnte gemeinsam mit ihrem Freund, einem
    Theaterschauspieler, in einer geräumigen Altbauwohnung, die mit selbst gemalten Ölgemälden von Leonie voll gehängt war.

    Sie war talentiert!

    Annegret Bäumler hatte Recht gehabt. Leonie war auffallend hübsch, aber sichtlich nervös.

    »Wollen wir nicht hier in der Straße in ein Café gehen, dann stören wir meinen Freund nicht. Er bereitet gerade seine neue Rolle vor.«

    Besagter Freund kam aus dem Wohnzimmer und strich Leonie liebevoll über die Wange.

    »Von mir aus könnt ihr ruhig bleiben. Mich stört ihr nicht.«

    Was für ein hübsches Paar. Und wie liebevoll die beiden miteinander umgingen!

    Doch Leonie bestand darauf, in ein Café zu gehen.

    Wir bestellten, und Leonie fragte angespannt: »Sie wollen mit mir über Leander sprechen? Hat er Sie geschickt?«

    Wir verneinten, und mit einem Mal entspannten sich ihre Gesichtszüge.

    Max war zu nichts zu gebrauchen und nippte nur an seinem Pfefferminztee.

    Also übernahm ich das Ruder und erklärte, dass wir für Leanders Biografie recherchierten. Ich stellte ihr einige Fragen, doch sie wich aus und spielte ihre Beziehung mit Leander herunter.

    »Ich war ein Teenie und in ihn verknallt. Er ist einige Male mit mir ausgegangen, aber mehr war da nicht.«

    Es war offensichtlich, dass sie log und alle Nachfragen abblockte.

    »Leander war sehr charmant und aufmerksam. Aber näher habe ich ihn nicht gekannt.«

    Das durfte doch nicht wahr sein. Wir waren so nah dran!

    Ich gab ihr meine Nummer. »Leonie, falls Sie es sich anders überlegen oder über etwas sprechen wollen, rufen Sie mich an.«

    Sie nahm meine Nummer, bedankte sich artig und verließ schnell das Café.

    Max verschwand auf dem Klo und kam noch blasser wieder.

    Ein Erfolg auf der ganzen Linie!

    Ich packte ihn auf den Beifahrersitz, brachte das Häufchen Elend nach Hause und kochte ihm einen Tee.

    »Pia, es tut mir Leid, ich war zu nichts zu gebrauchen. Diese Leonie hat natürlich gelogen. Keine Ahnung, was sie verbirgt, aber sie hatte Angst. Hast du gesehen, wie erleichtert sie plötzlich war, als wir sagten, nicht von Leander geschickt worden zu sein?«, bemerkte er. Natürlich hatte ich das.

    Ich war frustriert. Wie sollten wir Leonie zum Sprechen bringen? Vielleicht hätte ich mit offenen Karten spielen und ihr gestehen sollen, dass ich von Leander zum Narren gehalten wurde und glaubte, dass sie etwas damit zu tun hatte. Wenn sie nicht sprechen würde, konnte ich einpacken. Sollte ich bei Leander bluffen, ihren Namen fallen lassen und so tun, als ob ich alles wüsste, und darauf hoffen, dass er sich verriet?

    Auf einmal kam mir mein Unterfangen sinnlos vor. Warum hatte ich nicht einen klaren Schnitt gemacht, anstatt meine Freunde und Kollegen in diese wahnwitzige Idee mit hineinzuziehen?

    Was machte es für einen Unterschied zu wissen, weshalb Leander mich benutzt hatte? Würde das die Demütigung schwächen? Meine Selbstzweifel lindern?

    Die Tatsache blieb. Er hatte mich nicht geliebt, sondern benutzt, und das tat weh. Eine Erklärung würde zwar sein Motiv verständlicher machen, aber die Verletzung bliebe die gleiche.

    Und wie wollte ich reagieren, wenn ich den Grund herausfand? Mich rächen? Aber wie? Was würde das ändern? Dr. Cornelius hatte mir geraten, die Dinge zu belassen, wie sie waren, und auf die ausgleichende Gerechtigkeit des Schicksals zu vertrauen.

    Es war vielleicht das Beste, einen Schlussstrich unter die Geschichte mit Leander zu ziehen, bevor noch mehr Staub und Vergangenes aufgewirbelt wurden.

    Max blickte mich an. »Den Gesichtsausdruck kenne ich mittlerweile. Was heckst du aus?«

    »Ich glaube, wir sollten die Sache begraben. Leonie wird nicht sprechen, eine andere Spur haben wir nicht, außerdem ist das alles schon viel zu lange her.
    Man muss wissen, wann man aufgeben sollte«, sagte ich.

    Max reagierte verständnislos: »Du willst ihn doch nicht so davonkommen lassen, nach allem, was er dir angetan hat?

    Möchtest du ihm sein Image als Strahle-Saubermann der Nation lassen?
    Würde dir nicht schlecht werden, wann immer du seine polierte Fresse siehst, seine salbungsvollen Worte hörst und dabei weißt, wie mies er eigentlich ist?«

    »Als ob er der Erste im Medienbereich wäre. Die Leute wollen den wahren Leander gar nicht kennen. Sein Job ist zu unterhalten, und

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