Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
Vom Netzwerk:
dazu gehört eben auch sein Image. Und was wollen wir beide als Weltverbesserer? Was meinst du, wie schnell ein neuer Leander nachkommen würde?«, resignierte ich.

    Max war wütend. »Das fällt dir jetzt ein? Nach allem, was wir versucht haben? Wenn du es sein lassen willst, bitte. Aber dann kannst du auf mich nicht mehr zählen. Wo bleibt denn dein Stolz?«

    Mein Stolz war mir langsam egal. Ich wollte meinen Frieden, endlich mit Leander Schluss machen und den Albtraum abschließen.

    Ich ging, ohne mich mit Max versöhnt zu haben.

    Katharina tobte.

    »Du hast einfach so aufgegeben? Hast den armen Kerl zurückgelassen, der sich für dich den Hintern aufreißt, nur weil dich eine Laune überkommt? Das ist so typisch für dich! Sobald die kleinste Schwierigkeit auftaucht oder es nicht nach Plan läuft, wirfst du die Flinte ins Korn, anstatt zu sagen: jetzt erst recht. Du beginnst Sachen und beendest sie nicht! Ihr habt diese Leonie Windler nur nicht richtig ins Kreuzverhör genommen.«

    Heute war nicht mein Tag! Ich fühlte mich so mies wie lange nicht. Es gab keine Aufgabe mehr, die mich ablenkte, mit Max hatte ich mich überworfen und Katharina wusch mir den Kopf.

    Nur Lilli konnte verstehen, dass ich genug hatte.

    »Katharina! Sie hat gerade keine Kraft mehr. Die Sache hat Pia mehr belastet, als wir dachten. Lass sie erstmal zur Ruhe kommen.«

    Ich packte meine Sachen und fuhr in meine Wohnung. Allein sein und endlich trauern. Dazu war ich vor lauter Hektik nicht gekommen.

    Ich fühlte mich schlapp, und mir war heiß. Ich maß Fieber. 39,1. Das kannte ich bereits. Immer wenn ich eine schwere Zeit hinter mir hatte, holte sich mein Körper eine Auszeit. Ich legte mich hin und fiel in fiebrige Träume.

    Am nächsten Morgen wachte ich mit Halsschmerzen auf und sah meinem verquollenen Spiegelbild entgegen. Ich meldete mich krank, litt still vor mich hin und schaute schlechte Gerichtssendungen mit brillierenden Laienschauspielern, die stockend-monoton ihren Text darboten.

    Beim Lieferservice bestellte ich scharfe Thaisuppe, das Einzige, was bei Erkältung hilft, und ich schmiss eine Tablette nach der anderen ein.

    Mein Anrufbeantworter war voll, aber ich verspürte nicht den leisesten Drang, irgendjemanden zurückzurufen.

    Meine Haare waren fettig, meine Nase rot und geschunden und neben meinem Bett lagen Massen benutzter Tissues, als es an der Tür klingelte.

    Der Lieferservice! Ich schlurfte in meiner Jogginghose und Wollsocken zur Tür und öffnete. Vor mir stand Leander!

    »Pia, wieso gehst du nicht mehr ans Telefon? Ich habe bei dir im Verlag angerufen und mir wurde gesagt, du seist seit zwei Tagen krank gemeldet? Wie siehst du denn aus?«

    Genauso, wie man sich wünschte, von seinem Scheinfreund gesehen zu werden. Jämmerlich! Ich bat ihn herein.

    Was wollte er denn hier? Den treu sorgenden Freund spielen? Ach richtig, eigentlich waren wir ja noch zusammen. Ich könnte ihm zum Abschied einige Viren anhängen.

    Wenn er schon hier war, konnte ich es gleich hinter mich bringen und Schluss machen. Aber wie? Sollte ich lange um den Brei herumreden oder es kurz und schmerzlos angehen? Ich entschied mich für die kurze Variante, da ich in meinem Aufzug niemandem länger als nötig gegenübersitzen wollte.

    »Leander, ich muss mit dir reden«, leitete ich ein.

    Er lächelte mich an. »Was ist denn?«

    »Ich halte diesen Druck, mit dir zusammen zu sein, nicht mehr aus. Ich glaube nicht, dass wir zusammenpassen, und ich möchte unsere Beziehung beenden.«

    Leander war geschockt. Vermutlich bangte er um die Biografie.

    »Was redest du da? Du bist krank, aber deshalb musst du doch keine Kurzschlusshandlung begehen. Wie kommst du denn überhaupt darauf? Es ist doch alles in Ordnung?«

    Ich würde das jetzt durchziehen.

    »Weißt du, Leander. Wir sehen uns in letzter Zeit immer weniger und ich habe gemerkt, dass ich nicht so selbstständig bin, wie ich dachte. Ich möchte enger mit dir leben, was du aber nicht willst. Außerdem werde ich nicht damit fertig, dich mit der Öffentlichkeit zu teilen. Andauernd sprechen dich fremde Menschen an, und wir können nie für uns sein. Ich hatte es mir einfacher vorgestellt.«

    Damit hatte er nicht gerechnet. Ich konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete.

    »Du, das kann ich gut verstehen. Du wärst nicht die Erste, die unter dem Druck zerbricht. Aber ich hatte den Eindruck, du seiest glücklich so, wie es ist.«

    War ich auch, bevor ich herausfand, dass du

Weitere Kostenlose Bücher