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Klausen

Klausen

Titel: Klausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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hatte er viele dieser Leute kennengelernt, vielleicht auch diesen Badowsky … Klein unterhielt sich unterdessen mit Saverio Zanetti, der, wie man erfuhr, Kleins Assistent in Bozen war, über irgendwelche verwaltungstechnischen Fragen an seinem Lehrstuhl. Badowsky starrte die beiden aufdringlich an und verzog dabei mehrfach höhnisch denMund, offenbar fand er das Gespräch der beiden überaus idiotisch. Er sah so aus, als könnte er gar nicht glauben, wie Menschen über so etwas wie verwaltungstechnische Fragen reden können. Nach einer Weile setzte er sich sogar unmittelbar und demonstrativ neben den Professor. Und Sie sind also Professor, fragte er unvermittelt zwischen zwei Sätzen Kleins. Klein schaute den Braungebrannten an. Er antwortete aber nicht, sondern wandte sich sofort wieder Zanetti zu. Das brachte den Deutschen in Kampfstimmung. Hier Moment, sagte er, habe ich Sie nicht eben gefragt, ob Sie Professor sind? Für was sind Sie denn Professor? Klein setzte sich zurecht. Ich bin Professor für X. Ah, sagte Badowsky, Professor für X! Und was macht man da so, als Professor für X, fragte Badowsky. Sehen Sie, sagte Professor Klein, wir haben morgen eine Sitzung, wir müssen bis dahin noch einige Dinge durchgesprochen haben, und das machen wir gerade, also lassen Sie uns das bitte auch tun! Darauf wandte sich Klein wieder ab und zeigte Badowsky die Schulter. So, eine Sitzung, sagte Badowsky unverdrossen und drückte seine Zigarette aus, und zwar in dem Aschenbecher, der unmittelbar vor Klein stand. Und was ist das für eine Sitzung? Klein: Das werden Sie kaum verstehen. Oder kennen Sie sich aus im Universitätsbetrieb? Ich? fragte Badowsky. Freilich kenne ich mich aus im Universitätsbetrieb. Ich kenne mich überall aus, und vor allem natürlich kenne ich mich mit solchen wie Ihnen aus. Eine Sitzung! Mann, das ist eine Kneipe hier! Er schaute nunzu Auer hinüber. Ja, Auer, ich kenne mich aus, wiederholte Badowsky. Ich kenne das alles. Zum Professor: Und soll ich Ihnen etwas sagen, Herr Professor für X? Es kotzt mich an. Der Professor schaute dem Deutschen wortlos ins Gesicht und wandte sich dann wieder ab. Badowsky ließ nun von ihm ab. Da er offenbar kein Geld hatte, ließ er sich von irgendwem eine Zigarette geben, und nach einer Weile besprach er sich mit Auer, ob dieser ihm nicht einen Kredit beim Wirt verschaffen könne. Auer ging daraufhin hinaus. Gasser fiel jetzt endlich der Brief ein, den er schon die ganze Zeit bei sich trug, um ihn Auer zu geben. Es handelte sich um einen Brief aus Deutschland, von einem Ministerium. Auer blieb allerdings eine Weile draußen. Währenddessen saß Badowsky plötzlich wieder neben Professor Klein. Der von eben, sagte er zum Professor, das war Auer. Leopold Auer, verstehen Sie! Der Professor sagte, das könne wohl sein, daß dies ein Herr Leopold Auer war, er habe ihn allerdings nicht kennengelernt, mehr sei dazu allerdings auch nicht zu sagen, er entschuldige ihn bitte! Badowsky murmelte etwas, und währenddessen kramte er in seiner Hosentasche herum und holte einen völlig zerknüllten Zettel heraus. Mit gewichtigen Gesten und völlig umständlich strich Badowsky diesen Zettel glatt und legte ihn vor den Professor auf den Tisch. Er schreibt, sagte Badowsky. Aha, sagte Klein. Badowsky: Er ist ein Poet. Klein konnte nichts anderes tun, als den zerzausten Deutschen wieder wortlos anzustarren. Er stand kurz davor, zu gehen, er sah völlighilflos aus. Und weil, sagte Badowsky, Sie nun einmal ein Professor sind, möchte ich Sie doch einmal fragen, was so ein Professor zum Beispiel hierzu sagt. Ich sage gar nichts dazu, sagte Klein. Ich bin Professor für X, ich bin kein Literaturwissenschaftler. Hört euch das an, rief Badowsky in den Raum hinein, er ist Professor für X, aber kein Literaturwissenschaftler. Sind denn die Werke der Dichter für die Literaturwissenschaftler geschrieben, auf daß nur diese sie lesen sollen? Der Professor war von dem Gespräch mit Badowsky nun vollkommen erschlagen und fand nicht im selben Augenblick das rechte Gegenargument. Nein, sagte er, natürlich nicht, er habe nur sagen wollen, daß … äh … Badowsky hielt ihm wieder das Papier hin. Klein gab sich geschlagen, holte seine Brille hervor und nahm ihm das glattgestrichene Blatt aus der Hand. Nun, wissen Sie, sagte er, derweil er das Blatt musterte, viele schreiben. Zum Beispiel die Menschen in den großen deutschen Bahnhöfen, ich verkehre dort oft, ich meine, notgedrungen … was meinen

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