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Klausen

Klausen

Titel: Klausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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immerzu über Kunst, Malerei, auch über Philosophie. Auer reagierte überhaupt nicht. Er saß dort allein in seinem Lichtkegel mit einem Viertel Roten, starrte konzentriert auf die Maserung seiner Tischplatte und regte sich nicht. Als Sonja irgend etwas sagte, offenbar allein, um Auer zu entlasten, entgegnete Pareith sofort, das sei sehr interessant, was sie sage, freilich gelte es dabei auch noch etwas anderes zu beachten, nämlich soundso . Gasser setzte sich zu Sonja. Der Wirt kam herein und brachte ihm einen Wein. Und weißt du, sagte Pareith, nun wieder zu Auer gewandt, deshalb komme ich so gerne hierher. Diese Farben! Ja, diese schweren, dunklen Farben. Das ist wie auf meinen Bildern. Ich male immer in diesen Farben. Man muß sich finden in der Kunst. Man muß hart arbeiten und sich finden, und wenn man sich gefunden hat, muß man bei sich bleiben … allerdings, natürlich muß man sich auch ständig erneuern, sagte Pareith, sog an seiner Zigarre, lehnte sich zurück, sah sich im weiten Bogen im Raum um und blies dann den Rauch wieder aus. Ich finde, sagte Moreth, man sollte allerdings diesen ganzen Krimskrams von den Wänden wieder herunterholen. Wozu hängen hier denn all diese Eggen und Wagenräder? Vor fünf Jahren hat der Wirt das Zeug aufgehängt, das hat mich von Anfang an gestört.Das ist ein Kellergewölbe hier und keine Bauernscheune. Und der Wirt war natürlich auch nie Bauer. Moreth schüttelte den Kopf. Man sollte vor allen Dingen immer die eigene Kunstleistung in Betracht ziehen, sagte Pareith, den eigenen Kunstanspruch, und das Ergebnis. Man soll als Künstler, so habe er, Pareith, das immer gesehen, immer mit einem sehr großen Anspruch arbeiten. Man müsse sogar immer den höchsten Anspruch im Sinn haben, man sollte ihn nicht aus den Augen verlieren. (Er hob hierbei den Zeigefinger.) Die Kunst, die Kunst, ja, sie ist immer der Ausgleich zwischen den verschiedensten Polen. In der großen Kunst ist immer der größte Ausgleich. Zum Beispiel die Malerei. Man kann das alles sehr genau studieren an meinem Bild Stadtansicht Klausens . Wie da die Achsen verlaufen, wie das Braun oben unterhalb des Klosters aufgefangen werde durch dieses weiße Gischen des Eisacks, da habe er lange daran gearbeitet, um das so zu finden. (Sich zurücklehnend:) Nun, das Bild wurde ja auch angenommen. Es ist ein bekanntes Bild geworden. Man soll sich aber natürlich nicht selbst loben. Auer hatte die ganze Zeit unruhig dagesessen und geschwiegen, sagte nun aber doch etwas. Er sagte, dieses Bild sei das einzige Bild, das Pareith je erfolgreich verkauft habe, er werde nie mehr eines für so viel Geld verkaufen, er werde seine Bilder wie ehedem wieder nur für die billigsten Preise an Idioten verkaufen, für Gaststuben und so weiter. Pareith lehnte sich empört zurück. Na hör mal, sagte er. Auer: Und er könne ihm auch genau sagen, warumer mit der Stadtansicht Klausens Erfolg gehabt habe. Pareith: Er habe deshalb mit der Stadtansicht Klausens Erfolg gehabt, weil es ein gutes Bild sei, eine saubere und profunde Arbeit. Das sehen eben die Menschen, sie sehen, wenn es sich um saubere und profunde Arbeit handelt. Auer grinste und fuhr fort, die Maserung seiner Tischplatte zu mustern. Ach komm, sagte er. Pareith: Ja, aber aus welchen anderen Gründen heraus sollte denn das Bild Erfolg gehabt haben? Das Bild habe allein wegen seiner selbst Erfolg … Auer schaute Gasser an. Sag du es ihm, sagte er. Ich, wieso ich, fragte Gasser. Auer: Es hängt doch in deinem Büro an der Wand, als Plakat, du siehst es täglich, du verkaufst die Plakate doch an die Touristen, also sag du es ihm! Pareith schaute Gasser erwartungsvoll an. Die Frage schien ihn nun wirklich zu quälen, warum sein Bild von der Stadt angenommen worden war, wenn nicht aus Gründen seiner Qualität. Gasser: Sie haben es natürlich deshalb gekauft und schätzen das Bild so überaus, weil … Pareith: Ja, ja … weil … ? Pareith konnte die Antwort kaum mehr erwarten, er war völlig gespannt. Gasser: Die Stadt hat das Bild einfach deshalb gekauft, weil darauf die Autobahn nicht zu sehen sei. Pareith: Wie bitte? Was soll denn das damit zu tun haben? Daß die Autobahn nicht zu sehen sei? Verstehe er nicht. Gasser: Und die Eisacktaler Straße sei auch nicht zu sehen. Pareith: Aber wieso hätte er denn die Eisacktaler Straße malen sollen? Er wollte doch Klausen malen, und nicht die Eisacktaler Straße. Auer: Und die Speckwerke sindnicht zu sehen, die Kalkwerke auch nicht,

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