Klausen
Ich habe absolut nichts gegen so was, aber die sollen daheim bleiben. D: Wir gehen ja da auch nicht hin. E: Sicher, es
sind andere Kulturen, und das kann man akzeptieren, wieso sollte es nicht andere Kulturen geben, aber sie sind uns nun einmal fremd. F: Ach, was ihr immer
redet. Ich bin glücklich und zufrieden, ob mit oder ohne Ausländer. G: Unser Wohlstand geht und ging immer auf Kosten der anderen, und jetzt kommen sie zu
uns, das haben wir selbst gemacht. H: Wir sind das Licht … I: Und sie die Motten. K: Wir haben das allerdings verdient. Ja, wir leben hier nämlich wie
die Götter in Europa, und Milliarden andere haben kaum etwas zu essen. C: Aber wir sind nicht die allgemeine Wohlstandsfabrik. D: Mit unseren Händen und
denen unserer Vorfahren haben wir unseren Wohlstand gebaut. E: Welchen Wohlstand? Die Wirtschaftsdaten werden doch immer schlechter … Ein Klausner zu
Paolucci: Und die drei Pakistaner, was istmit den drei Pakistanern? Paolucci: Was soll mit ihnen sein? Der Klausner: Sind die auch
verhaftet worden? Paolucci: Wieso sollen sie denn verhaftet worden sein? Der andere: Aber warum denn nicht? Es ist doch auch Hehlerware gefunden worden,
habe er gehört. Paolucci: Drei Fernsehapparate, die man für Hehlerware hält, sind gefunden worden, heißt es, und anderweitige Hehlerware wie Uhren oder
Ketten mit irgendwelchen billigen Amuletten daran. (Zur Öffentlichkeit:) Man fand in einem Schuppen unweit der Stelle, wo vor ein paar Tagen diese Gruppe
durchreisender Demonstranten beziehungsweise Agitatoren gezecht und genächtigt und den Ochsen gebraten hat, allerdings auch Waffen. Das heißt, man fand
nicht eigentlich Waffen, aber Munitionsschachteln, und zwar leere Munitionsschachteln, heißt es in einer Pressemitteilung. Anderen zufolge hat man auch
ein oder zwei Handgranaten gefunden, wobei man weder weiß, wo diese herstammen, noch zu welchem Zweck und seit wann sie dort versteckt waren, vielleicht
sind sie dort schon vor Jahren oder gar noch im Krieg vergessen worden und nicht mehr zu gebrauchen. Zudem haben, wie einige Spuren zeigen, in der Burg
erst vor kurzer Zeit Schießübungen stattgefunden. Alle schauten Paolucci mit weit aufgerissenen Augen und Mündern an, viele waren für einige Sekunden bis
zur Fassungslosigkeit erstarrt. Die meisten liefen davon und berichteten diese Neuigkeiten an beliebige andere weitere, innerhalb weniger Minuten wußte es
ganz Klausen. Diese Nachricht verbreitete endgültig Angstund Schrecken, manche glaubten das Eisacktal bereits sicher in der Gewalt
einer bewaffneten Bande. Vorderhand führte das, was Paolucci gesagt hatte, allerdings dazu, daß noch immer mehr Menschen sich spontan dazu entschlossen,
zum Bürgersaal zu eilen, man fieberte jetzt immer ungeduldiger der Versammlung und dem Vortrag Saverio Zanettis entgegen, alle Gespräche drehten sich um
die zu erwartende, mit größter Wahrscheinlichkeit skandalöse Veranstaltung. Die Deutschen freilich verstanden von dem ganzen Vorgang überhaupt
nichts. Dennoch fanden sie all das höchst interessant. Sie hielten die Südtiroler für ein recht eigenartiges Volk. Übrigens hörte man aus ihrem Mund wie
selbstverständlich jetzt ständig ganz und gar haßerfüllte Sätze, die sich allesamt in irgendeiner Form auf Ausländer bezogen. Sonja Maretsch stand eine
Zeitlang ganz in der Nähe. Vor allem befremdlich war, daß sich die Deutschen dabei anscheinend gut unterhielten, sie redeten ganz normal miteinander und
hielten sich für interessiert an diesem und jenem und für durchaus geschmackvoll. Zwei Damen, die so aussahen, als säßen sie gerade zu Hause beim Tee und
fühlten sich ausgesprochen wohl, tauschten Sätze wie (A): Es heißt, sie stinken nicht, aber sie stinken doch. (B:) Aber Frau Gürtler, wer will das schon
alles lösen, aber waren Sie denn schon eigentlich in diesem herrlichen Kloster Säben oben? Es war eine irre Veranstaltung. Irgendwer rief, Zurner habe
eine Zwangsvollstreckung angestrengt, und Sonja fragte, was denn das bedeuten soll, wassolle denn zwangsvollstreckt werden? Es hieß,
die Räumung solle zwangsvollstreckt werden, Zurner wolle die Burg geräumt haben, daher auch der Polizeieinsatz am Mittag. Und warum, so lautete die
Gegenfrage, wolle er die Burg geräumt haben? Wolle er sie niederreißen? Einige behaupteten steif und fest, Zurner wolle die Burg niederreißen, aus
irgendeinem Grund meinten sie sogar, er wolle sie sehr bald schon
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