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Klausen

Klausen

Titel: Klausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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niederreißen lassen, es sei ihm genug. Man hörte an dem Abend sehr oft diesen Satz,
     nämlich dies und das sei genug , er wurde bezogen auf die verschiedensten Dinge. Zu Sonja Maretsch sagte eine deutsche Frau dort im Vorraum
     plötzlich und ohne jede Veranlassung (sie kannte Sonja natürlich gar nicht): Wissen Sie, wieso ich so gern hierher nach Südtirol komme? Sonja: Wegen der
     … Landschaft? Sie: Ja, die Landschaft, ach, diese herrliche Landschaft, aber vor allem komme ich deshalb hierher, weil es hier keine Türken
     gibt. Endlich einmal keine Türken, da kann man wenigstens wieder durchatmen. Ich habe nämlich genug von denen etcetera . Die Frau schaute Sonja
     dabei gar nicht aggressiv an, sondern nett und freundlich, sie schien sich wirklich einige nette und freundliche Entgegnungen und somit einen kurzen
     gemeinsamen Plausch mit ihr, der Klausnerin, zu erhoffen, sie hielt es wahrscheinlich sogar für ein Kompliment, was sie ihr da gesagt hatte über die
     Türken in ihrem Heimatland. Hätte Sonja das Wort Pakistaner in den Mund genommen, wäre die deutsche Frau wahrscheinlich schreiend davongelaufen, um
     sich auf dem nächstenAbort zu übergeben und sofort abzureisen. Aber genug zu den Deutschen. Endlich wurde geläutet (Passler, der
     Vorsitzende des Volksbildungsvereins, läutete mit einem Messingglöckchen, das war seine Angewohnheit), ein Aha ging durch die Menge, man bewegte
     sich jetzt Richtung Saal. Bereits in der Eingangstür zum Saal entstand ein Gedränge, da nämlich alle nun zeitgleich genau durch diese Tür
     hindurchwollten. Viele hielten nach wie vor ihre Gläser in der Hand, merkten das erst, als sie die Tür schon fast passiert hatten, und drehten dann wieder
     um. Andere nahmen ihre Gläser einfach mit in den Saal. Saalordner waren nicht vorhanden, niemand war auf den Gedanken gekommen, welche zu ernennen, denn
     bislang waren alle Veranstaltungen des Volksbildungsvereins vollkommen friedlich und ohne größere Besucherzahl abgelaufen. Passler als Vorsitzender des
     Vereins strahlte zuerst noch vor Freude infolge des großen Andrangs, er sah bereits einen außergewöhnlich großen Artikel im Eisacktaler Tagblatt vor sich,
     in welchem ein oder zwei Tage später über diese gelungene Veranstaltung berichtet würde. Je größer der Andrang, desto größer der Artikel. (Der Artikel
     wurde schließlich noch viel größer, allerdings wegen des unerhörten Skandals, der sich im Verlauf der Veranstaltung ereignete, und vor allem natürlich
     wegen des unmittelbar darauf erfolgten Anschlags im Tal.) Passler stellte sich nun in seiner Eigenschaft als Hausherr neben die Saaltür und versuchte,
     Ordnung in das Gewirr hineinzubringen, aber auffälligerweise wurde das vonniemandem beachtet, die Deutschen schauten ihn vielmehr an,
     als sähen sie in ihm ein Hindernis und eine bloße Störung. Wer ist denn das, hieß es. (Durcheinander:) Keine Ahnung. Das ist ein Südtiroler. Und was will
     der? Weiß ich nicht, der steht hier einfach herum. Die Südtiroler stehen immer herum, das ist mir schon aufgefallen. Und viele sind
     Alkoholiker. Vielleicht will er einen Groschen haben, hahaha etcetera . Eine gewisse Hemmungslosigkeit machte sich immer mehr unter den Teilnehmern
     der Veranstaltung breit, und das war vor allem auf die Deutschen zurückzuführen, die in zahlreicher Menge in den Saal hineinströmten. Da sie von dem
     ganzen vermeintlichen Geschehen um Gasser, Badowsky und die anderen nichts wußten, hatten sie auch keine deutliche Erwartungshaltung. Sie gingen in den
     Saal wie in eine Theateraufführung. Aber etwas hatte ihre Disziplin gestört, man hätte schwer sagen können, was. Schon draußen am Getränkebuffet waren
     zuvor einige etwas übermäßig laut gewesen, man hatte getrunken und gescherzt, so daß der Schlitten schon in Fahrt gekommen war, und weil sich ihnen
     überhaupt niemand entgegenstellte, nahm der Schlitten immer mehr Fahrt auf. Sie stemmten beim Betreten des Saales die Klausner nach links und rechts weg
     und besetzten sofort in Gruppen die vorderen Reihen. Hätten sie sich doch bloß so betragen wie bei einer Theateraufführung! In Wahrheit waren sie viel
     zügelloser, und als die Klausner im Publikum erste Reaktionen von sich gaben, machten sie sogleich mit und gaben noch viel stärkereKommentare ab, obgleich sie die ganze Sache überhaupt nichts anging. Sie taten das allein aus ihrem Willen zur Unterhaltung und zum
     Amüsement heraus. Und sie legten dabei eine

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