Klebstoff

vollkommen frei und hat vorne und hinten einen großen Garten mit einer baumbestandenen seitlichen Auffahrt zur Garage. Von der Straße kannste den Seitenweg wegen der Büsche und runterhängenden Äste nich einsehen, hatte Alec erklärt und dabei wie n Immobilienmakler geklungen. Obwohl er nun echt nich wie einer aussah.
    Nachdem wir n paarmal im Van dran vorbeigefahren sind, steig ich aus, um das schwarz gestrichene Holztor zur Einfahrt aufzumachen, und Alec setzt an, die Karre direkt nebens Haus zu fahren. Ich seh, dass die hinteren Verandatüren solide Doppelverglasung haben. Aber Alec hat Recht, die Pappnase hat an der Auffahrt ne Tür mit ner einfachen Glasscheibe, die »direkten Zutritt« zur Küche ermöglicht.
    Alec würgt sich mit dem alten Van einen ab. Erst versucht der blöde Hund, vorwärts reinzufahren, aber dann müssten wir im Notfall rückwärts raussetzen. So geht’s ja nun nich. Der alte Wichser baut schwer ab, der vergisst seine eigenen Regeln. – Wir müssen auch wieder raus, Alec, denk dran, zische ich und klopfe ans Fahrerfenster.
    Er fängt nochmal neu an und setzt ungeschickt in die Auffahrt zurück. Als wir drin sind und ich das Tor zumache, seh ich nen alten, blauen Transporter, der auf der Straße parkt. Die totale Schrottlaube, noch schlimmer als unserer. Sieht herrenlos aus, das ist nie und nimmer ne zivile Bullenwanne. Wenn ihn da wer entsorgt hat, ist das gar nich gut, denn dann hängt sich bald irgendne neugierige Fotze hier an die Strippe, um die Abschleppwichser anzurufen.
    Und schon steigt das Risiko.
    Alec steigt aus dem Wagen und guckt das Fenster in der Küchentür ganz skeptisch an. Als ich hingeh, seh ich, was ihm Sorgen macht. Das Scheißding ist eingeschlagen worden. – Was für n Scheiß läuft hier? flüstert er. – Das gefällt mir nich, lass uns wieder einsteigen und dann nix wie weg hier!
    Das kann er sich abschminken. – Von wegen … so ne Fotze will unsere beschissene Bude ausräumen! Das klären wir mal auf der Stelle!
    Wir machen die Tür auf und schleichen auf Zehenspitzen im Dunkeln in die Küche. Unter meinem Schuh knirscht zerbrochenes Glas. Als wir über den Kachelboden gehn, gibt’s plötzlich n Riesengetöse, und ich scheiß mir beinah ins Hemd. Dann wird mir klar, dass das Alec war, der sich unsanft auf n Arsch gesetzt hat. – Was zum Henker … zische ich den trampeligen, versoffenen Trottel in der Dunkelheit an.
    – Ich bin auf was ausgerutscht … stöhnt er.
    Es stinkt hier wie Sau, ein durchdringender Gestank, so schlimm, dass der arme Alec anfängt zu würgen. Erst denk ich, dass dem dreckigen Säuferschwein n schleimiger Bierfurz rausgerutscht ist, aber dann erkenn ich, dass irgendwer auf den Boden gekackt hat und Alec darauf ausgerutscht ist. – Verdammter Scheißdreck … keucht er, als er die Fliesen mit nem Rauputz aus Kotze verschönert.
    Dann seh ich direkt vor uns ne Gestalt im Türrahmen. In nem Streifen Mondlicht erkenne ich, dass sie n Messer in der Flosse hat. Ein junger Spund, vielleicht achtzehn, dem der Arsch auf Grundeis geht. Er zittert und fuchtelt mit dem Messer vor sich rum. – Was wollt ihr? Danny! zischt er über die Schulter Richtung Treppe.
    Alec steht auf und zeigt auf den Pimpf. – Hast du da hingeschissen, du miese kleine Sau?
    – Aye … äh … meint er und wedelt wieder mit dem Messer rum. – Wer seid ihr?!
    Wird Zeit, Klartext zu reden. – Leg das Ding weg, du kleines Arschloch. Denn wenn ich rüberkommen muss, ums dir wegzunehmen, steck ich’s dir in deinen verschissenen, feigen Arsch, warne ich den Jungen. Er merkt, dass ich keinen Spaß mach. Ich mach nen Schritt nach vorn, und er weicht zurück.
    Dann kommt hinter ihm ne schlotternde, schwitzende Gestalt angeschlurft, die mir ziemlich bekannt vorkommt. – Terry, keucht er, – Terry Lawson … was zum Teufel treibst du denn hier, Alter?
    – Spud … heilige Scheiße, was geht hier ab? Das hier is unser verfickter Bruch, wir ham den Schuppen schon seit Monaten im Auge!
    Es ist Murphy. Spud Murphy aus Leith.
    – Aber wir warn, äh, zuerst da, quasi, beharrt er.
    – Tut mir Leid, Kumpel, ich schüttle den Kopf, – nimm’s nich persönlich, aber wir ham zu viel Planungsarbeit in den Job reingesteckt, um ihn jetzt von zwei verkackten Junkies gefährden zu lassen. Ihr müsst euch wohl verziehen …
    – Ich bin kein Junk … will der Kleine einwenden.
    – Und du, du kleine Drecksau, hier einfach auf den Boden zu scheißen! Du Tier! brüllt Alec und