Klebstoff
hörst auf das, was man dir sagt. Denk dran, du bis jetzt der Mann im Haus.
Schiebt ihr was ins Ofenloch
Als er wegging, hat meine Ma sich hingehockt und mich festgehalten und ich konnte hören wie se weint, aber ich hab nicht geweint weil ich ein großer Junge bin und ich wein nie! Ich war am Anfang ein bisschen traurig weil ich meinen Comic hatte und es eigentlich die schönste Zeit des Tages sein sollte, gleich nach der Schule und vorm Tee, aber ich hab nicht geweint weil ich wusste dass mein Dad bald zurückkommt, wenn er erstmal den Polizisten geholfen hat die bösen Männer einzusperren und er ihnen hilft die bösen Männer zu verkloppen, und ich würde ihm helfen weil ich Paul McCartney verprügeln würde wenn er versucht meiner Mutter ihr Freund zu sein und selbst wenn mein Dad lange Zeit weg wär, würd mir das nichts ausmachen, weil ich dann der Mann im Haus bin.
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2 | Um 1980 rum:
Das letzte Abendmahl
(mit Fischgang)
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Fenster '80
Es war, als ob das komplette Mietshaus fauchte und zitterte, als die eiskalte Zugluft heulend hindurchfegte und es knarren und pfeifen ließ wie einen Hummer, den man in kochendes Wasser wirft. Diese aufdringlichen, schmutzig-kalten Windstöße von den Sturmböen draußen pfiffen unablässig herein; durch die Spalten in den Fensterrahmen und unter den Fensterbänken, durch die Lüftungsschlitze und die Lücken zwischen den Bodendielen.
Dann plötzlich, mit einem verächtlichen, peitschenden Herumschlagen, das Mülltonnenscheppern und Abfall in seinem Sog hinter sich herzog, ließen sich die Winde herab, ihre Richtung zu ändern, und gönnten Sandra ein wenig Erholung. Als sich die Fasern ihrer Seele und ihres Körpers gerade entspannen wollten, materialisierten sich draußen auf den Straßen Betrunkene, ergossen sich in die geräuschlose Leere und erfüllten sie mit ihren Rufen und Gesängen. Wind und Regen waren nun zum Erliegen gekommen, sodass sie nach Hause gehen konnten. Aber diese Boten des Elends schienen immer genau vor ihrer Tür stehen zu bleiben, und unter ihnen gab es einen besonders penetranten Typen, der ihr während der letzten Monate, ohne es zu wissen, alle Strophen und den Refrain von Hearts Glorious Hearts beigebracht hatte.
Früher hatte sie das nie gestört, dieser ganze Lärm. Nun war sie, Sandra Birrell, Ehefrau und Mutter, die Einzige in der Wohnung, die nachts nicht schlafen konnte. Die Jungs schliefen wie die Murmeltiere; manchmal ging sie nach hinten, um nach ihnen zu sehen, um zu bestaunen, wie fest sie schliefen und wie schnell sie erwachsen wurden.
Billy würde nicht mehr lange da sein, das hatte sie im Gefühl. Obwohl er erst sechzehn war, würde er in ein paar Jahren seine eigene Wohnung haben. Er sah seinem Vater in jungen Jahren verblüffend ähnlich, auch wenn sein Haar eher so blond war wie ihres. Billy war robust und verschlossen, er hatte sein eigenes Leben und wachte eifersüchtig darüber. Sie wusste, dass da was mit Mädchen lief, aber sie fand es schwer, mit seiner mangelnden Auskunftsfreude umzugehen, auch wenn sie seine freiwilligen Gefälligkeiten nicht nur ihr, sondern auch Verwandten und Nachbarn gegenüber bewunderte. Man konnte ihn drüben vor dem Veteranenheim den Rasen mähen sehen, um dann klipp und klar, mit einem entschiedenen Schütteln seines kurz geschorenen Schopfes, jede Bezahlung dafür abzulehnen. Und dann war da ihr Robert: Er war ein schlaksiger junger Springinsfeld, der aber schnell heranwuchs. Ein Träumer ohne Billys eifrige Zielstrebigkeit, aber genauso unwillig, ihr anzuvertrauen, was in seinem Kopf vor sich ging. Wenn er fortging, was blieb ihr und ihrem Mann Wullie, der so fest neben ihr schlief, dann noch? Und was würde dann aus ihr werden? Würde das Danach wie das Davor werden? Würde sie wieder so sein wie Sandra Lockhart?
Es kam ihr verrückt vor, aber was war aus Sandra Lockhart geworden? Der hübschen Blondine, die gut in der Schule war und die Leith Academy besucht hatte, während der Rest ihrer Familie, die Lockharts aus der Tennent Street, alle auf die D. K. gegangen waren, die David Kilpatrick’s oder auch »Deppen-Kinder«, wie die Einheimischen sie gemeinerweise nannten. Sandra war die Jüngste in der Familie, das einzige Kind aus dieser Familie von altem Sozialhilfe-Adel, aus dem etwas zu werden schien. Lebhaft, temperamentvoll und verwöhnt, hatte es den Anschein, als sei sie für etwas Besseres bestimmt, und sie wirkte auch immer so, als wenn sie auf alle anderen Bewohner
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