Klebstoff
hingegeben wie wir anderen. Das Münchener Oktoberfest ist das Lourdes der Alkoholiker, und Terry war fest entschlossen, das heilende Nass maßkrugweise in sich aufzunehmen. Man könnte also sagen, dass Juice Terry Lawson die treibende Kraft hinter diesem Urlaub war.
Andy Galloway schwamm wie üblich einfach mit. Was Gally anbelangt, konnte es eigentlich an allen Fronten nur besser werden. Er hatte zu Haus in letzter Zeit mehr als genug Probleme gehabt. Gally war ein lieber Kerl, nur dass er das Pech förmlich anzuziehen schien. Wenn eine von uns Fotzen schöne Ferien verdiente, dann er.
Und ich? Tja, um ehrlich zu sein, mir ging’s gut, ja, man könnte glatt sagen wie ne Fliege in der köstlichsten Sorte giftiger Scheiße, die es gibt – ich gondelte nur durch die Plattenläden und stöberte in dem ganzen Eurotechno-Kram rum. Die Szene blühte hier, und das stand ganz oben auf meiner Liste. Wir waren schon ne Woche hier, und ich hatte hauptsächlich die Plattenläden abgeklappert, aber ich hatte es auch geschafft, einmal abends mit Billy, der eine Trinkpause brauchte, unauffällig in ein paar Clubs reinzuschauen. Terry und Gally regten sich darüber natürlich künstlich auf, aber wir schmissen keine Eckys, sondern hielten uns an den Bierpakt, den wir geschlossen hatten, so wahr Gott der Allmächtige unser Zeuge ist.
Die Festwiese war allerdings nochmal ne andere Geschichte. Die ganze Schose war ein einziges wüstes, total enthemmtes Sodom und biergeschwängertes Gomorrah, und unsere Abschlepp-Quote war trotzdem unter aller Sau. Es gab zwei grundlegende Probleme: Eins davon war, dass wir’s verlernt hatten, den lallen den, mit versteckten Anzüglichkeiten gespickten Scheiß zu reden, aus dem die meisten Anmachsprüche bestehen, und das offenere, ehrlichere Ecstasy-Gesabbel kam einem deplatziert vor. Das zweite Problem war, dass wir einfach mit dem Alkohol nicht klarkamen. Wir waren vollkommen zu, ehe wir wussten, wie uns geschah. Deswegen waren wir in der ersten Woche vollkommen damit beschäftigt, uns an den neuen Status quo zu gewöhnen. Natürlich hatte es Gelegenheiten zu Begegnungen sexueller Natur gegeben; ich hatte am ersten Abend gedacht, ich könnte ne Nummer mit nem Mädchen aus Belgien schieben, aber ich war zu blau, um richtig einen hochzukriegen, und musste mit nem Blowjob mit Kondom und nem entkräfteten Abspritzen durch meinen gefühllosen Semiständer zufrieden sein. Terry hatte einmal sturzbesoffen eine aufgegabelt und sich so ins Vorspiel vertieft, dass er sich selbst hypnotisierte und einschlief und das arme Fräulein sich nach ner Kerze umsehn musste. Gally und Billy hatten, wen überrascht’s, nicht die entferntesten Aussichten gehabt. Das brachte mich auf den Gedanken, dass wir über koloniale Ausbeutung, ökonomischen Kahlschlag und Immigration reden könnten, so viel wir wollten – die Bevölkerungszahl in Schottland ist in Wahrheit vielleicht deswegen so niedrig, weil die ganzen Fotzen zu viel saufen, um ihn hochzukriegen.
Dementsprechend werden wir am Ende dieser Ferien wahrscheinlich mehr beschissene Hotels als Weiber kennen gelernt haben. Unsere ursprüngliche Bleibe war so eine türkische Bude gewesen, wo eine schmale, kleine Treppe zu nem großen Zimmer mit zwei Etagenbetten drin führte. Der Schuppen hatte unten ne kleine Bar, und als wir hackedicht von der Festwiese zurückkamen, hab ich über die Theke gelangt und ne Flasche Johnny Walker Red Label geklaut. Wir knallten uns in unsere Etagenbetten und tranken uns ins Koma.
Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich davon wach wurde, wie diese verfickten Türken in unser Zimmer kommen. Sie kreischten und brüllten uns an, und einer ging in die Toilette. Die Sache war, dass Terry nachts aufgestanden war, um scheißen zu gehen, aber anstatt auf den Pott hatte die besoffene Fotze sich auf dieses Bidet-Ding gesetzt, das sie da hatten. Ich hatte gedacht, die Dinger gäb’s nur in Frankreich, aber die Bruchbude hatte auch so eins. Egal, der Juice Man merkte, dass er am falschen Ort gekackt hatte, und drehte diese kleinen Hähne auf, um die Kacke wegzuspülen, bevor er sich wieder hinhaute und wegratzte. Das Dumme war nur, dass das meiste davon im Abfluss stecken blieb und deswegen das Wasser überfloss und in das Zimmer unter uns lief, wo ein Pärchen auf Hochzeitsreise in Frieden rammeln wollte, aber nun von feuchtem, abgeblättertem Putz und Terrys verkackter Pissbrühe berieselt wurde.
Da landeten wir natürlich auf
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