Klebstoff
zu unserer Garage, fahren rein und laden den Kram ab, wobei ich praktisch die ganze Arbeit mache, während sich Alec schwitzend und stöhnend zweimal übergibt. Die Regale sind voll bis unter die Decke, wir ham hier schon so n richtigen Discountladen. – Die Garage platzt aus allen Nähten, Alec, wir müssen nen Teil von den älteren Sachen zu Peasbo schaffen.
– Der hat auch noch den ganzen Laden voll mit dem Krempel, sagt Alec, der sich auf nem großen Marshall-Verstärker ausruht.
Mir reicht’s jetzt. – Echt, das wird langsam lächerlich, Alec. Ist ja bald so, als würden wir die Brüche bloß machen, um die Miete für eine Garage zu zahlen, die mit Ware voll gestopft ist, die wir nich verticken können.
– Das Problem heutzutage, Terry, hustet Alec, – ist, dass keine Sau die Elektrogeräte mehr haben will, wenn du sie sechs Monate bunkerst … Zeitwert der Ware sinkt … überholte Technologie und so…
– Weiß ich, aber du kannst keine heiße Ware an die Läden geben, Alec. Die Bullen müssen nur n einzelnes Stück zurückverfolgen können, irgend so ne Fotze kriegt Muffen und fängt an auszupacken, und schon sind wir gefickt.
– … dauernde Neuerungen … überholte … Technologie … Über Zinker geht die Legende, sie würden einen hauptsächlich aus Linkheit und Gehässigkeit oder um des eigenen Vorteils willen verpfeifen. Das stimmt vielleicht für Kapitalverbrechen, oder ganz am anderen Ende, wenn ne arme Sau sich mit n bisschen Schwarzarbeit über Wasser hält, und irgend so n bösartiger Dreckskerl dafür sorgt, dass ihm die Sozialhilfe gestrichen wird. Aber bei unsereins sind die, die auspacken, meistens nur blöde Spacken, die einen aus reiner Dämlichkeit ans Messer liefern. Die machen das nich absichtlich, die sind bloß im Pub zu redselig und bei der Vernehmung so konfus und eingeschüchtert, dass sie von erfahrenen Bullen leicht zu knacken sind.
– … Zeiten ändern sich … Produkte veralten … in Nullkomma-nix … es wird immer schlimmer, unkt Alec. – Es wird noch schlimmer werdn …
Das ist das Einzige, auf das ich mich verlassen kann, wenn ich mich mit ner hoffnungslosen Schnapsleiche wie ihm abgeb.
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Carl Ewart
ICH BIN EIN EDINBURGHER
Die übliche Mannschaft ist am Start: ich, Juice Terry, Gally und Billy Birrell. Wir waren zum Oktoberfest nach München gekommen, aber wir brauchten ne kleine Festwiesen-Auszeit, denn es lief nicht alles ganz nach Plan.
Aye, wir waren jeden Abend dicht wie Kanalratten, und das war ja auch der Sinn und Zweck dieser kleinen Spritztour gewesen. Das erklärte Ziel war, mal rauszukommen und wieder auf Bier umzusteigen statt der Eckys, die wir uns zu Haus großzügig reingeknallt hatten. Das hatte zum Teil an mir gelegen; seit ich mich ernsthaft mit Auflegen befasste, hatte ich nie Probleme gehabt, da ranzukommen, das gehörte zu diesem Leben. Hatte mir nicht geschadet, aber alles, was so gut ist, fordert irgendwann seinen Preis, deswegen dachte ich, lasses ne Weile sein, greif mal wieder zu der gelben Brühe und wart ab, was passiert.
Natürlich lief es genau so, wie es vor Ecstasy auch immer gelaufen war: Alle wollten sich prügeln, und keiner schaffte es, ne Frau flachzulegen. Hätte uns normalerweise nicht überrascht, aber die Wiesn war das Muschiparadies. Wer hier keine abkriegte, konnte sich gleich den Schwanz abschneiden und als Delikatesse an die Franzosen verscheuern. Das Problem war einfach, dass wir, obwohl wir alle mit Bier groß geworden waren und unsere ganze Kultur in dieser Scheißdroge schwamm, die Art von Szene einfach nicht mehr gewöhnt waren.
Natürlich verfolgten wir alle eigene Absichten. Es ist nie ganz so simpel wie: Ne Horde von Typen geht für vierzehn Tage auf Sauftour, auch wenn’s von außen vielleicht so aussieht. Billy hatte nen Titelkampf anstehn, und er wollte mal weg vom Clubbing und sich fit halten. Sein Manager, Ronnie Allison, hatte ihn nur zwei Monate vor der großen Klopperei sehr ungern ziehen lassen, aber er hatte es falsch angestellt und Billy rundheraus gesagt: nee, nichts da. Billy konnte ein verdammt stures, bockiges Aas sein, und wenn man Schokolade sagte, sagte er Scheiße. Genau das hatte er auch zu Ronnie gesagt.
Juice Terry war wieder ein ganz anderes Paar Schuhe. Er war schlicht und einfach zum Säufer geboren, und die Große Weiße Hoffnung des mobilen Mineralwasserhandels hatte sich der neuen Ecstasy- und Clubkultur nicht mit der gleichen uneingeschränkten Begeisterung
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