Klebstoff
passt. Sobald irgendne Torte Interesse erkennen lässt, ist er weg wie der Blitz. Wie heut Morgen nach dem Frühstück, da wollte er, dass wir dableiben, um zu quatschen, bis es Zeit für ihn war, loszuziehen und selber n bisschen auf Pirsch zu gehen. So ist Terry, wenn er in nem Pub oder nem Laden eine Braut arbeiten sieht, die er gut findet, geht er hin und nervt sie so lange, bis sie mit ihm was trinken geht. Er kennt keine Scham und hat offensichtlich ein paar potenzielle Opfer ausgemacht. Terry kann’s nicht ertragen, allein zu sein, außer er hat nen Fernseher zur Gesellschaft. Aber Billy wollte zurück und trainieren, während Gally einen heben wollte.
Als ich am Spätnachmittag zurückkam, war Terry natürlich weg, Birrell war im Trainingsanzug joggen und Gally saß, vom mitgebrachten Bier schon halb besoffen, auf dem Hotelbalkon.
– Erstklassiges Bier, lallte er theatralisch. – Tja, meinte er und fixierte mich mit seinen großen Kinderaugen, – wenn ich in so ner Bude wie der hier wohne, hab ich kein Geld mehr dafür, draußen was trinken zu gehen.
Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass er hier so rumsaß und sich ganz allein besoff. Das ist in meinen Augen kein Urlaubstrinken, aber wenn er’s so haben möchte, bitte schön.
An diesem Abend machten wir dann ne kleine Spritztour ins Univiertel, um die Lage zu peilen. Wir waren mit der U-Bahn unterwegs und an der Haltestelle Universität wohl nur ausgestiegen, weil da auch jede Menge Weiber ausstiegen. Wir spazierten ne Zeit lang rum und landeten dann schließlich in einem Laden namens Schelling Saloon. Das war ne große Bar mit ganz vielen Billardtischen. Sie hatte viel Atmosphäre, sogar eher n bisschen zu viel, denn so ein kleiner, deutscher Typ erzählte uns, das wär Hitlers Stammlokal gewesen, und er wär hier oft hergekommen, nachdem er nach München gezogen war.
Egal, da saßen wir nun. Wir besoffen uns wieder, aber diesmal weit weg von der tobenden Menge auf der Festwiese, hier in Adolfs alter Schluckbude. Aye, wir füllten uns ab, auch wenn Billy sich wegen des bevorstehenden Kampfs etwas zurückhielt. Natürlich hackte Terry deswegen auf der armen Fotze rum.
– Komm schon, Birrell, du verdammte Memme, das hier soll dein Urlaub sein. Baller dir gefälligst einen, meinte er und guckte verächtlich auf Billys Orangensaft.
Billy grinste ihn einfach nur an. – Später, Terry. Ich muss aufpassen, Alter. Denk dran, ich hab in ein paar Wochen nen Kampf. Ronnie Allison titscht im Rechteck, wenn ich meine Kondition nicht halte.
– Hört, hört, unser Rembrandt Kid: geboren zu Leiden, sagte der Kavalier mit den Korkenzieherlocken lachend.
– Quatsch nich, Terry. Ich bin noch nie im Leben k. o. gegangen, obwohl ich’s mit dir als Trainer sicher schaffen würde, entgegnete Billy und guckte Terry abweisend an.
Da hatte er Recht. Wir waren alle richtig stolz auf Billy. Ronnie Allison hatte ihn vor dem Umgang mit uns gewarnt: Alkohol, Ausgehen und Fußball, aber Billy gab nen Scheiß drauf. Der Junge war etwas Besonderes. Er konnte austeilen und auch einstecken, obwohl es dazu bei seinen Reflexen nicht oft kam. Ich schätze, ich hatte mich selbst zu Billys Gewissen ernannt, und schaltete mich ein. – Nee, ganz richtig, lass es ruhig angehen, Billy, unterstützte ich ihn und wandte mich dann an Terry. – Du willst ja wohl nicht, dass Billy sich nur wegen ein paar Bier die Chancen versaut, Juice. Das ist sowieso der Fehler an diesem Urlaub, zu viel Alk, zu wenig Frauen, wagte ich mich vor. Aber keiner hörte mir richtig zu, Terry und Billy konzentrierten sich aufs Billard und Gally checkte die Mädchen aus, die hinter der Theke arbeiteten.
– Gut, dass die Fotze von Hitler heute Abend nich hier ist, lachte ich, nachdem Billy ne halbe Kugel verfehlt hatte, – sonst würde der Sack vielleicht noch versuchen, den Scheißtisch zu annektieren.
– Die kleine Nazifotze würd diesen Scheißqueue über die Rübe kriegen, wenn er das versuchen würd, meinte Terry und ließ das dicke Ende in seine offene Hand klatschen.
– Aber zu Hitlers Zeiten wärn die Pooltische noch gar nich hier gewesen, wandte Billy ein, – die Amis ham die erst eingeführt, nachm Krieg.
Das gab uns zu denken. – Aber stellt euch mal vor, fing ich an, es wärn Billardtische hier gewesen, als Hitler hier war, also als er hier sein Bier getrunken hat. Das hätte vielleicht den Verlauf der Menschheitsgeschichte verändert. Ich mein, ihr wisst doch, wie besessen die Fotze
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