Klebstoff

– dass wir Hibs aus West Edinburgh sind. Wir ham uns jahrelang mit Jambos rumschlagen müssen … er dreht sich zu mir um, – womit ich nichts gegen Leute wie Carl gesagt haben will, aber wir hatten’s nich so leicht wie die ganzen Fotzen in Leith. Die wissen gar nich, wie es ist, n echter Hibs-Fan zu sein.
    Dieser Scheiß beeindruckt keinen, schon gar nicht das Mädchen. Sie hält sich die Ohren zu: – Ist das laut!
    Wolfgang nickt im Takt vor sich hin, stimmt sich ein. Er geht schon ganz in seinem Techno auf. – Unsere schottischen Freunde müssen ihre Party bekommen, sagt er, und erntet dafür lautes Johlen von Terry und mir.
    Gally hat sich in ne wilde, sinnliche Ecstasy-Umklammerung mit zwei Bundesliga – Ischen begeben; es dauert nen Moment, bis ich erkenne, dass es Elsa und Gudrun sind. Die drei knutschen sich langsam reihum ab. Er unterbricht für nen Moment und ruft:
    – Carl, komm her. Stell dich hier hin. Elsa. Gudrun.
    – Ich sag euch was, meine ich, – ihr beiden seid die schönsten Mädchen, die ich je gesehen hab.
    – Da sagste was Wahres, bestätigt Gally.
    Elsa lacht, aber irgendwie angetan, und meint: – Ich glaube, das sagst du jedem Mädchen, wenn du Ecstasy nimmst.
    – Absolut richtig, sag ich ihr, – aber ich mein es auch jedes Mal so. Tu ich wirklich. Elsa und Gudrun, was für ein Paket. Aye, das ist das Großartige an solchen Szenen. Man kann die Schönheit einer einzelnen Frau bewundern, aber wenn man so viele davon zusammenstehen sieht, haut einen allein schon dieser Gesamteindruck um.
    Gally platziert mich dicht neben ihnen. – Gut, jetzt versuch mal.
    Die Mädchen strahlen übers ganze Gesicht, also halte ich mich ran und küsse erst die eine und dann die andere. Dann knutscht Gally wieder beide ab. Dann fangen die Mädchen an, sich gegenseitig abzuknutschen. Mein Herz macht bumm-bumm-bumm, und Gally zieht die Brauen hoch. Frauen sind so was verdammt Wunderbares, und Kerle sind solche Schweinehunde; wär ich ne Frau, würd ich lesbisch werden, aber definitiv. Als sie sich voneinander lösen, meint die eine: – Jetzt müsst ihr beide das Gleiche machen.
    Gally und ich gucken uns bloß an und lachen. – Auf gar keinen Fall, sag ich.
    – Ich werd den Sack umarmen, mehr nich, sagt er, – denn ich liebe den großen Bastard, obwohl er ne Jambo-Fotze ist.
    Ich liebe die kleine Fotze und so, und es war schön von ihm, mich in seine kleine Szene hier einzubeziehen. So sind wahre Freunde. Ich zieh den Wichser an meine Brust und flüstere ihm zärtlich » CSF « ins Ohr.
    – Hol dir lieber Verstärkung, lacht er, macht sich frei und gibt mir nen Schubs vor die Brust.
    Ich hau ab und geh nochmal zu den Decks, um die Soundsituation zu checken. Ich bin froh, dass ich mir ein paar Platten gekauft hab, und nachdem ich mir noch einige von Rolf geliehen hab, hab ich genug für nen Qualitätsmix von gut fünfundvierzig Minuten. Ich richte mich drauf ein, an die Decks zu gehen. Das Mischpult sieht etwas ungewohnt aus, aber vielleicht liegt das an den Pillen, ach, scheiß drauf, einfach loslegen.
    Terry hüpft neben mir rum. – Jaa, los, Carl. Hau diese deutschen Fotzen weg! N- SIGN Ewart. Das ist mein Mann, sagt er, schüttelt irgendnen Deutschen und zeigt auf mich, – N- SIGN . Den Künstlernamen hat er von mir. N- SIGN Ewart!
    Ich weiß nicht, was Terry immer von deutschen Fotzen redet, schließlich hat seine eigene Ma lang genug mit einem von denen gebumst. Aber ich klettere rauf und leg mit Beltrams Energy Flash los. Sofort explodiert die Tanzfläche! Bald hab ich die Leute in Fahrt gebracht, die Musik strömt durch mich durch, durch das Vinyl direkt aus den Boxen in die Menge. Obwohl ich manche Stücke im Kopfhörer nur bruchstückhaft hören kann, bevor ich sie anspiele, ist das, was rauskommt, gut. Davon abgesehen ist es ein wüster Mix; ich mische UK Acid-House-Rave-Tracks wie Beat This und We Call It Acieed mit alten Chicago-House-Hymnen wie Love Can’t Turn Around , um dann direkt wieder mit belgischem Hardcore anzuziehen, zum Beispiel diesem Track Inssomniak.
    Aber es funktioniert; die wackelnden Ärsche und die volle Tanzfläche haben eine Botschaft für mich:
    Ich hab voll ins Schwarze getroffen.
    Irgendwer muss sich an die Strippe gehängt haben, denn es kommen immer neue Wagen, die ganze Party unter mir im Vorgarten hat die Hände in der Luft, und ich bin noch nie so gut drauf gewesen. Das ist das absolut Allergrößte. Am Schluss kommen alle an, schütteln mir die Hand