Klebstoff
und umarmen mich voll des Lobes. Und das ist ehrlich gemeint, nicht bloß dahergeredet. Man lernt das zu unterscheiden. Wenn ich nichts genommen hab, ist mir das immer tierisch peinlich, aber auf E akzeptiert man es einfach.
Gally kommt zu mir rüber. Er hat eins der Mädchen an der Hand und zeigt auf Wolfgang, der langsam tanzt, mit dem Kopf wackelt und jeden umarmt, der ihm in den Weg gerät. – Dieser Wolfgang, echt n supernetter Typ!
Er holt die Eckys raus und will mir eine geben. – Ich nehm sie nachher, mein ich und steck sie mir in die Brusttasche meines Hemds. Die Pille, die ich vorher genommen hatte, baut ab, aber ich will jetzt erst mal diesen Adrenalinschub auskosten. Er steht mit Rolf rum, und sie reden über Drogen, Qualität und so was alles. Ich seh mir Rolf an – ein unbefleckterer, deutscher, weniger manischer, weniger fertiger Gally. So wie Gally hätte sein können, wenn die Umstände anders gewesen wären. Allerdings kenn ich diesen Rolf ja nicht richtig, er wirkt nur so, als hätte er den Durchblick.
Galloway: Was ist mit der kleinen Fotze los? Der Junge ist völlig ausgetitscht und erzählt allen, dass er sie liebt und dass heute die beste Nacht seines Lebens wär. Irgendwann stellt er sich unter großem Beifall auf die Balkonbrüstung und grüßt mit der geballten Faust. Rolf grinst bloß, hält Gallys Beine fest und hilft ihm wieder runter.
Die Sonne geht auf, und wir versuchen, uns nützlich zu machen, indem wir den Müll aufsammeln, während wir gleichzeitig immer noch weiterfeiern. Allzu viel Chaos ist gar nicht entstanden, die Leute haben Rücksicht auf das Haus genommen. Trotz der wärmenden Sonne ist es jetzt diesiger und kühler. Langsam spürt man den Oktober; der Winter kündigt sich an. Gally ist noch auf und total angeknallt; er hat Gudrun auf seinem Schoß und labert Scheiße vor sich hin. Ich sitz neben ihnen auf der Couch und frag mich, wo diese Elsa geblieben ist. Ich werf die andere Pille ein und warte drauf, dass sie wirkt. Es sind immer noch ein paar Leute da, obwohl die entscheidenden Leute mit der Anlage schon eingepackt haben. Wir begnügen uns wieder mit Wolfgangs kleinem Verstärker, Mischpult und Boxen. Rolf spielt nen entspannten Set, der sich gut anhört. Gally sagt zu mir: – Das muss ich dir lassen, Carl, du warst genial. Am Mischpult bist du spitze. Du hast was drauf, Alter. Wie Billy mit dem Boxen. Typen wie ich, wir ham nen Scheißdreck drauf. Du bist Business Birrell, meint er zu Billy, der auf dem Boden hockt, und dann zu mir,
– und du bist N- SIGN .
Ich gucke Billy kurz an, und wir zucken beide die Achseln. So hat Gally noch nie geredet, dass er uns so in den Himmel hebt, und die Fotze meint das ernst. Dann seh ich zu Terry rüber, der mit Hedra auf nem Sitzsack rumlümmelt. Der hat seit Ewigkeiten nicht gearbeitet. Ich sehe, dass er von dem, was Gally gesagt hat, nicht sehr angetan ist. – Hey, Gudrun, das ist N- SIGN Ewart, er zeigt auf mich, was er mindestens schon hundert Mal in dieser Nacht getan hat, immer noch weniger oft als Terry, aber er rüttelt das Mädchen, damit sie mich ansieht, und sagt, – N- SIGN . Er war in ner Zeitschrift, DJ , vielleicht kriegt ihr das hier nicht … da war was über die kommenden DJ s der Neunziger drin …
Ich glaub aber nicht, dass Terry das viel kümmert. Der fällt immer auf die Füße, der wurschtelt sich durch. Das macht sein Instinkt.
Gudrun steht auf und geht aufs Klo. Sie ist echt ein Zuckerstückchen, ich seh ihr nach und bewundere ihre leichten, eleganten Bewegungen. Gally scheint das allerdings nicht wahrzunehmen, er starrt mich an und guckt dann ins Leere. – Ham sie dir erzählt, dass ich die Kleine gesehn hab, mit ihr und ihm, bevor wir hierher gefahrn sind?
Terry und Billy hatten mir beide davon erzählt. Es hatte sich gar nicht gut angehört. Ich knirsche mit den Zähnen. Im Moment will ich echt nicht schon wieder was über die Gally-Gail-und-Pol-mont-Show mit Gastauftritten von Alexander »Dozo« Doyle und Billy »Business« Birrell hören. Nicht grade hier. Nicht grade jetzt. Aber der Junge ist ganz erledigt. – Wie geht’s ihr denn? frag ich.
Gally starrt immer noch ins Leere. Er will mir nicht in die Augen sehen. Er senkt die Stimme. – Hat mich gar nich richtig erkannt. Nennt ihn Daddy. Ausgerechnet den.
Terry hat das gehört und zieht nochmal an nem Joint, bevor er achselzuckend zu Gally sagt: – So geht’s nun mal. Meiner nennt dieses Arschgesicht auch Daddy. Ein
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