Klebstoff
machen, der für Recht und Ordnung sorgt und ihnen trotzdem das lässt, was sie haben. Das wird innerhalb der nächsten dreißig Jahre wieder passieren.
Das ist was, was mir zu schaffen macht. Die Nazis sind nicht immer irgendwelche anderen. Jeder, jede Nation hat die Anlage, Böses zu tun, genau wie jeder Mensch. Und normalerweise tun sie’s, weil sie Angst haben oder von den ganzen anderen Fotzen untergebuttert werden. Nur durch die Liebe kann man die Welt verbessern, und ich werd durch meine Musik mithelfen, sie überall zu verbreiten. Das ist mein Auftrag, deswegen bin ich N- SIGN . Carl Ewart, diesen Jungen mochten sie nie, weil er der doofe Kerl war, der die Zeitungsreporter mit dem Nazigruß verarschen wollte, als er mit seinen Fußballkumpels rumzog. Ein dummer Junge, der nichts über Nazis wusste, außer dass man ihm immer beigebracht hat, sie zu verabscheuen. Er wusste bloß, dass sich darüber die Typen im Betrieb aufregen würden, die sich für was Besseres hielten, die ihn bloß ansehen und seine Prolostimme hören mussten, um ihn für weißen Abschaum zu halten.
Carl Ewart, den Abschaum aus dem Plattenbau, mochten sie nicht. Aber sie mochten N- SIGN . N- SIGN hatte bei Warehouse-Partys in London aufgelegt, sammelte Gelder für Anti-Rassismus-Gruppen und alle erdenklichen Hilfsorganisationen, die es verdient hatten. Sie lieben N- SIGN . Sie werden nie in den Kopf kriegen, dass der einzige Unterschied zwischen Carl Ewart und N- SIGN der ist, dass der eine für so gut wie gar kein Geld in nem Lagerhaus Kisten stemmte, während der andere für ziemlich viel Kohle in einem anderen Platten auflegt. Dass sie die beiden so unterschiedlich behandeln, sagt viel mehr über sie aus, als über Carl Ewart oder N- SIGN . Aber scheiß drauf, von nun an bin ich schlau und redlich. Um wahre Liebe zu erfahren, muss man großes Glück haben, das hat man nicht in der Hand. Das Beste, was man tun kann, was in der eigenen Macht liegt , ist, sich eine gewisse Selbstachtung zuzulegen.
Ich steh auf und schlurfe ein bisschen mit Rolf und Gretchen auf der Tanzfläche rum. Dann hör ich Terry mit Billy auf dem breiten Flur reden und geh nachsehen. Billy steht auf der Treppe bei nem unglaublich gut aussehenden Mädchen. Sie ist ne echte Amazone, absolut umwerfend in nem engen, diagonal schwarzweiß gestreiften Kleid, mit hoch aufgetürmtem, blondem Haar und dem total arroganten und selbstverliebten Auftreten, das einem verrät, dass sie ein toller Fick ist, aber nicht mehr. In Billys Gemütszustand ist das mehr als genug. Hedra ist auch da, ich glaub, das große Mädchen ist ihre Freundin. Die Fotzen sehen mich nicht. – Gally hat sie ja nich mehr alle; manchmal mach ich mir Sorgen um den Jungen, meint Terry. – Der ganze Scheiß über meine Vorhaut. Was sollte das? Weißt du das?!
– Er hat dich bloß verarscht. Nur Spaß gemacht, sagt Billy, leicht verärgert, dass Terry ihn von diesem tollen Mädchen abgelenkt hat, das er offensichtlich grade anbaggert. Lawson versucht sich wahrscheinlich dazwischenzudrängen, obwohl er mit Hedra da ist.
– Aye, aber es gibt sone und sone Arten von Spaß. Ich weiß nich, was im Knast mit ihm passiert ist. Die Fotze ist wahrscheinlich von nem dicken, versifften Glasgower Wärter gefickt worden. Deswegen ist er so besessen von andern Jungs ihren Schwänzen.
– Euer Freund mag es tun auf beide Weisen? grinst Hedra.
– Quatsch, sagt Billy zu Terry und guckt mich um Unterstützung heischend an.
Aber Terry meint, er hätte da nen Punkt, auf dem er rumreiten muss. – Er spricht nie drüber. Irgendwas ist mit ihm da drin passiert. Haste nich gesehen, wie er sich aufführt, seit wir hier sind? Rauf und runter wie n Yo-Yo.
Immer noch im milden Glanz der Pille gefangen, schalte ich mich ein: – Lass den Jungen in Ruhe, Tez. Sein Alter war ständig im Knast, und Gally hat zwei Jahre für nichts abgerissen, und was danach passiert ist, wissen wir ja alle. Das hat nichts damit zu tun, was im Knast passiert ist.
Terry guckt mich grimmig an. Er ist ziemlich dicht, obwohl er einiges verträgt. Mit Pillen hatte Terry nie viel am Hut. – Ich weiß, dass er viel durchgemacht hat. Ich hab keinen lieber als ihn. Du musst mir Gally nich erst schönreden, Carl. Er ist mein bester Freund … also, ihr beide auch und so, und das sag ich nich, weil ich was getrunken hab. Aber manchmal ist die Fotze einfach komisch drauf. Erst spielt er sich wegen jedem Kleinscheiß total auf, dann fängt er an, uns alle
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