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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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in den Himmel zu loben und sich selbst total runterzumachen.
    – Das Problem mit Gally ist, mein ich, – dass er sich echt ungerecht behandelt fühlt. Dass er da im Gefängnis saß und so. Billy sieht mich kühl an. – Vielleicht fühlt sich seine kleine Tochter ja auch unheimlich ungerecht behandelt, meint er.
    Trotz der Pille spür ich noch, wie mir kurz das Blut in den Adern stockt. Terry sieht mich und dann Birrell an: – Scheiße, das war n Unfall, Billy, so was sollteste nich sagen.
    Billys Blick zuckt kurz zu ihm hoch.
    – Es war ein Unfall, Billy, du weißt das, stimme ich zu.
    Billy nickt: – Ich weiß, aber was ich mein, ist, dass Unfälle die Angewohnheit haben, immer dann zu passieren, wenn man sich wie n Arschloch aufführt.
    Terry knirscht mit den Zähnen. – Das fing alles mit diesem Sackgesicht von Polmont an. Dem und seinem Kumpel Doyle muss man mal wieder Bescheid stoßen.
    Das lassen wir für nen Moment so stehen und denken an unsere Machtlosigkeit, spüren deren ganzes Ausmaß und unsere eigenen Grenzen. Terry spuckt bloß große Töne, und ich guck Billy an und verdreh die Augen. Ich seh, dass er das Gleiche denkt. Polmont ist ein Wichser, aber er hat Freunde, und Terry hat keine Chance, Typen wie Doyles Schlägern irgendwie Bescheid zu stoßen. Billy ist mal damit durchgekommen, aber auch nur, weil er durch das, was er macht, den Draht zu richtig schweren Jungs hat. Aber Leute wie ich und Terry legen sich nicht mit solchen Fotzen an, es sei denn, man will es sich zur Lebensaufgabe machen. Und das könnte ein kurzes Leben werden. Denn für diese Wichser ist nie Schluss, niemals. Scheiß drauf, ich hab was anderes mit meinem Leben vor. Für wie fit man seine eigene Truppe auch halten mag, man muss seinen Platz in der Hackordnung kennen. Auf den Friedhöfen liegen genug Fotzen, die das nicht begriffen haben. Es gibt Ebenen, auf die man sich nie begeben möchte. Schluss, aus.
    Terry lässt nicht locker. Er guckt Billy herausfordernd an.
    – Doyle und Polmont, diese Fotze. Die kriegen ihr Fett noch weg. Billy zuckt die Schultern, als wollte er sich nicht festlegen. Terry ist gerissen, der weiß, wie er uns zu bearbeiten hat, welche Knöpfe er drücken und welche Hebel er ansetzen muss.
    Das Spielchen kenn ich von der Fotze. – Aber nicht von mir, sag ich. – Ich fang doch keine Vendetta mit den Fotzen an, Terry. Gegen die gewinnst du nie, denn für die ist das ihr Lebensinhalt. Wir ham was Besseres zu tun.
    – Die sind nicht so hart, wie du glaubst, redet mir Terry ein.
    – Wie damals in der Lothian Road. Doyle war bewaffnet und Gent war auch dabei, aber Billy hat trotzdem beide weggehaun. Und Polmont hat n Arsch voll gekriegt, tönt der Obergockel von Saughton Mains. – Mehr sag ich ja gar nich, Carl.
    Aber wir wissen alle, dass das nur Blabla ist. Besoffenes Blabla, und es gibt kaum was Langweiligeres, wenn man auf Ecstasy ist. – Leck mich, sag ich zu ihm und wende mich an Billy. – Du siehst das genau richtig, wenn man sich schon prügeln muss, dann im Ring und für Geld, sag ich. Ich versuch Billy bei Laune zu halten, aber mein Blick fällt auf die große Narbe an seinem Kinn, die Doyle ihm mit seinem Anglermesser verpasst hat. Du nietest nen Spinner mit n paar Schlägen um, nachdem er dich fürs Leben verunstaltet hat. Und anschließend muss man sich dauernd Sorgen machen, dass das ein Nachspiel haben könnte, weil jeder sagt, du hast es ihm gezeigt. Wer hat gewonnen? Keiner, würd ich sagen. Und so ist das oft bei gewaltsamen Auseinandersetzungen; nach Punkten haben alle verloren:
    BIRRELL –3, DOYLE –3.
    – Aye … sagt er unverbindlich, dann überlegt er und meint: – Ich hab mit meinem kleinen Bruder n Wörtchen über diese ganze Hooligan-Chose geredet, nachdem sie ihn in Dundee eingemacht ham.
    Ich hab Billys Bruder Rab immer gemocht. Ist ein korrekter Typ. – So was kann passieren, sag ich.
    Terry verzieht geringschätzig das Gesicht. Billy sieht das und meint: – Ein Glück, dass die ganzen Hibs-Jungs an dem Abend da warn, wo wir den Streit mit Doyle hatten. Es warn Lexo und die Jungs, die das geklärt ham, sagt er zu Terry.
    – Aber du hast den dicken Brocken von Gent umgenietet, Billy, grinst Terry.
    Billys Gesicht ist immer noch wie versteinert. – Der stand aber direkt wieder auf, Terry. Und er wär so oft wieder aufgestanden, bis er mich in seine Pranken gekriegt hätte. Doyle und Konsorten. Ich war froh, dass Lexo und die anderen dazwischengegangen

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