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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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uns davon nur übel wurde und uns kein höherer Bewusstseinszustand erwartete. Es gab eine Zeit, als ich glaubte, sie wollten uns daran hindern, Zutritt zu einer verborgenen Welt zu finden, aber heute weiß ich, dass sie nur keine Lust hatten, hinter lauter kleinen, kotzenden Bälgern herzuputzen.
    Aber jetzt mach ich’s wieder, ich belüge mich selbst, nur um des Vergessens willen. Ich will weniger sehen und spüren, nicht mehr, und deswegen hab ich mich so zugeballert. Und der Endeffekt: Ohne ersichtlichen Grund schnall ich ab.
    SS SS SS SS SHH O O O O M MM M mm m
    Es holt mich jetzt gnadenlos ein, die vielen Trips und Pillen, die ich geschluckt hab. Die vielen Pulver, die ich mir in meinen zerfressenen Riechkolben gezogen hab.
    ww wh hh hh O O O O SS SS Sh hh hh
    Ich schreie laut, um meine Stimme von den Blue Mountains widerhallen zu hören, aber ich kann nicht mal die anderen Wichser erkennen, dabei bin ich genau in ihrer Mitte. Ich kann das dichte, üppige Blattwerk nicht sehen, das die Lichtung umgibt, auf der wir tanzen. Nein, ich schreie, aber ich kann meine Stimme nicht hören, und auch niemand sonst bei den erbarmungslos hämmernden Bässen, und ich spüre, wie sich der Inhalt meines Magens von mir trennt und der weiche Boden auf mein Gesicht zustürzt.

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Edinburgh, Schottland
Mittwoch, 11.14 Uhr
POST-MUTTER, POST ALEC
    Terry hatte Probleme. Große Probleme. Es war immer eine Frau da gewesen, die sich um ihn kümmerte. Nun war seine Mutter fortgegangen. Seine Mutter war den gleichen Weg wie seine Frau gegangen. Und sie war – zum Wohl ihres Enkels Jason, wie die alte Schachtel immer behauptete – weiter mit seiner Ex befreundet geblieben. Aber wahrscheinlich hatte sie das alles mit Lucy abgesprochen, hatten die zwei sich gegen ihn verschworen, unterstützt von diesem verblödeten Lulatsch, mit dem Lucy sich zusammengetan hatte. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, hatte er diese Beziehung nie ernst genommen. Es war bloß Sex mit ner attraktiven Perle, die es verstand, sich schick zurechtzumachen, wenn sie ausging. Die Beziehung hatte ein Jahr gehalten, genau ein Jahr länger, als es der Fall gewesen wär, wär das Kind nicht unterwegs gewesen. Vivian war anders gewesen. Sie war ein kleines Juwel gewesen, und er hatte sie wie Scheiße behandelt. Die einzige dauerhafte Beziehung, die er je gehabt hatte. Drei Jahre. Er hatte sie geliebt, aber wie Scheiße behandelt, und sie hatte ihm immer wieder verziehen. Sie genug geliebt und respektiert, um zu erkennen, dass er sie nur runterzog, sie freizugeben, sie weiterziehen zu lassen. Damals diese Nacht auf der Brücke hatte ihn aus der Bahn geworfen. Ach was, er war nie in der Bahn gewesen, was wollte er überhaupt?
    Es hatte andere, episodenhafte, kurz andauernde eheähnliche Beziehungen gegeben. Eine Reihe von Frauen hatten ihn gelegentlich bei sich einziehen lassen, nur um zu merken, dass die Probleme, die sie zum Konsum von Valium, Prozac und anderen Tranquillizern veranlasst hatten, nichts waren im Vergleich zu diesem neuen Status quo. In seiner Erinnerung verschmolzen ihre Gesichter zu einem einzigen unscharfen, missbilligenden Flunsch. Sie kamen in kürzester Zeit zur Besinnung und schickten ihn zum Teufel beziehungsweise zurück zu seiner Mutter. Aber nun war selbst seine eigene Mutter nicht mehr da. Terry sann über die sich daraus ergebenden Probleme nach. Im Grunde war er nun allein auf dieser Welt. Verlassen von der eigenen Mutter. Was war mit den Frauen los? Was hatten die für n Problem? Aber Terry war nicht ganz allein auf der Welt. Das Telefon klingelte, und sein alter Spezi Post Alec war dran.
    – Terry … krächzte Alec heiser in den Hörer. Terry kannte Alec gut genug, um nen ausgewachsenen Kater zu erkennen. Zugegeben, das bedurfe keines großen Spürsinns, denn Alec kannte nur zwei Grundeinstellungen: besoffen und verkatert. Tatsächlich war Alecs fortdauernde Existenz auf diesem Planeten während der letzten fünf Jahre ein Hohn für sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Physiologie und Medizin. Alec hatte sich den Spitznamen »Post« durch eine kurzen Phase ehrlicher Arbeit bei der Royal Mail erworben.
    – Alles klar, Alec? Haste mal wieder die vier apokalyptischen Reiter im Nacken sitzen, Alter?
    – Ich wünschte, es gäb bloß vier von den Fotzen, stöhnte Alec.
    – Mir platzt der Schädel. Hör mal, Terry, ich kann n bisschen Hilfe bei nem Job gebrauchen. Einem ehrlichen quasi, fügte er fast

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