Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh

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Angie.
    – Allerdings. Mir reicht’s. Manche von uns ham ne normale Muschi zwischen den Beinen, Herzchen, und nicht den verdammten Mersey-Tunnel. Wenn Leonardo DiCaprio mit fünf Gramm Koks und zwei Flaschen Bacardi jetzt bei mir vorbeikäm und sagen würde, ›Lass uns ins Bett hüpfen, Baby‹, würd ich mich bloß wegdrehn und sagen, ›ein andermal, Kleiner‹.
    Charlene sah voll morbider Faszination zu, wie Shelagh den Krümel zwischen den Fingern rollte und wegschnippte, und versuchte, sich von den Mätzchen ihrer Freundin nicht allzu abgestoßen zu fühlen. Sie verfluchte sich dafür, dass sie so empfindlich war. Ibiza war in dieser Begleitung kein Ort für Zartbesaitete, und manchmal war ihr alles zu viel geworden.
    Die Abschussliste sprach für sich: 8, 6, 5 und 1.
    Die Eins gehörte natürlich Charlene. Es hatte noch zwei andere Male gegeben, bei denen sie nicht bis zum Äußersten gegangen war; ein Mal von den beiden war viel besser gewesen als die verkrampfte und betrunkene Gelegenheit, bei der sie es richtig getan hatte. Charlene hasste One-Night-Stands, selbst im Urlaub.
    Dieser Kerl hatte sie total voll geschwitzt und voll gesabbert und war weggeratzt, sobald er seine Ladung in das Kondom abgespritzt hatte, über das er sich beschwert hatte. Sie war betrunken gewesen, aber kaum hatte er angefangen, hatte sie sich gewünscht, noch betrunkener zu sein.
    Am Morgen war er früh aufgestanden und hatte gesagt: – Bis dann, Charlotte.
    Selbst der Typ, mit dem sie das Petting gemacht hatte, hatte sie Arlene genannt und Erbrochenes auf dem Fußboden ihres Schlafzimmers im Bungalow hinterlassen. Das war der, der total gemein wurde und sie »verdreht« nannte, weil sie nicht mit ihm bumsen wollte.
    San Antonio war auch kein Ort für Zartbesaitete gewesen.
    Jetzt fuhr sie nach Haus zu ihrer Mutter.
    Angie hatte einen ihrer großen Ohrreifen verloren, und Charlene meinte, sie sollte es erwähnen, aber Angie redete zuerst.
    – Aye, mir stehn die Schwänze bis hier. Aber Leez nich. Die wird nich ins Bett gehn, jedenfalls nich allein. Ist das zu glauben?
    – Die ist vielleicht n Tier. Fickt doch auf dem Rückflug mit diesem Knaben aus Tranent aufm Klo. Tranent! Da machste die weite Reise und fickst dann mit einem aus Tranent! sagte Charlene entgeistert. Dann schauderte es sie. Mit irgendwem zu ficken war der ganze Sinn der Reise gewesen. Und sie hatte nur eine miese Begegnung gehabt. Und jetzt würde darüber geredet werden.
    Angie schob sich ein Kaugummi in den Mund. – Aye, aber das war deine Schuld, also nee, sie ausgerechnet am letzten Abend zum Manumission zu schleppen und aufzugeilen.
    – Aye, als dieses Pärchen da anfing zu ficken, wusste ich nich, wo ich hingucken sollte, sagte Charlene, erleichert, dass die anderen nicht auf ihren Fall zu sprechen kamen.
    Shelagh sah sie an, und während sie an dem Wodka-Cola-Mix schlürfte, den sie sich auf dem Flughafen in Newcastle zusammengekippt hatten, meinte sie lachend: – Ich schon – direkt unter den Arsch von dem Geordie-Jungen!
    Auf der Toilette strich sich Lisa ihr blondes Haar über den Kopf zurück und legte damit dunkle Haarwurzeln frei, die aufgefrischt werden mussten. Sie machte das nie selbst, und Angie würde versuchen, sie nächste Woche dazwischenzuquetschen. Da musste man einen Profiranlassen, man musste sich die gespaltenen Haarspitzen vornehmen und die gesunde Haarstruktur erhalten. Die fettenden oder austrocknenden Extreme der Heimcolorationen waren um jeden Preis zu vermeiden.
    Die Sonne hatte ihre Sommersprossen zum Vorschein gebracht. Lisa zog ihr Oberteil hoch, um ihre Sonnenbräune zu inspizieren. Es hatte ein paar Tage gedauert, bis sie sich dazu durchgerungen hatte, das Oberteil auszulassen. Gerade, als sie langsam braun wurde, als sie begann, nahtlos braun zu werden, hieß es schon wieder rein ins Scheißflugzeug und zurück an die Arbeit auf den verfickten Telefonplätzen des Callcenters der schottischen Kriegerwitwenversicherung. Und auf Wiedersehn bis nächstes Jahr.
    Im nächsten Jahr würden die Titten direkt am ersten Tag die Sonne sehen. Lisa hatte schon immer größere Titten haben wollen. Da war dieser Wichser, der zu ihr gesagt hatte: »Hättest du größere Titten, dann hättest du den perfekten Körper.« Das soll te auch noch n Scheißkompliment gewesen sein. Sie hatte Kontra gegeben und dem Typ gesagt, er wär auch ganz in Ordnung, wenn sein Schwanz so groß wie seine Nase wär. Der arme Wichser wurde daraufhin ganz