Klebstoff
diese Kulturrevolution verschlafen hatte.
Catarrh war gut auf seine Pillen gekommen und genoss die Leichtigkeit, mit der sie es ihm ermöglichten, sich auf den Beat einzulassen. Er führte Kathryn durch einen echt zermürbenden Shuffle auf der Tanzfläche und wartete dann, bis die glänzenden Schweißtropfen auf ihrer Stirn unter dem Stroboskoplicht zu einem ersten Bächlein zusammengelaufen waren, ehe er das zum Zeichen nahm, mit dem Kopf auf ein paar freie Plätze im Chillout-Bereich zu weisen.
– Du tanzt echt gut, Johnny, sagte Kathryn, als sie sich eng beieinander hinsetzten und am Volvic nuckelten. Johnny hatte keusch den Arm um ihren dünnen Körper gelegt, was für beide ein schönes Gefühl war. Da war etwas wirklich Frisches und Schönes an diesem Jungen, sagte sich Kathryn und spürte das Ecstasy durch ihren Körper flattern, als sie überschwänglich die Arme ausbreitete.
– Weißt du, ich spiel Gitarre und so. Daher hab ich meinen Namen, Johnny Guitar. Hab jahrelang in Bands gespielt. Ich liebe Dance Music, aber meine erste Liebe war der Rock’n’Roll. Gitarre, eh.
– Guitar, lächelte Kathryn und sah suchend in Johnnys herrliche, dunkle Augen.
– Aye, weißt du, da gab’s so nen Typ namens Johnny »Guitar« Watson, und das war genial, weil, wir spielten beide Gitarre und hatten denselben Namen. Daher hab ich den Namen Johnny Guitar. So n schwarzer Typ, Amerikaner und so.
– Johnny Guitar Watson, ich glaub, von dem hab ich schon mal gehört, log Kathryn auf diese amerikanische Kiffer-Art, die wie dafür gemacht zu sein schien, niemanden vor den Kopf zu stoßen.
– Ich mag meine Akustische, aber wenn ich will, kann ich auch zum irren Axtmörder aus der Hölle werden oder so. Und wir reden hier nicht bloß von n paar Status-Quo-Nummern oder von Smoke on the Water … also, Catarrh setzte zum Selbstmarketing an, – … wenn du jemals nen Gitarristen brauchen solltest, ich bin dein Mann.
– Ich werd’s mir merken, Johnny, sagte Kathryn und streichelte seinen Handrücken.
Mehr Ermunterung brauchte Catarrh nicht. Eine Myriade von Zukunftsaussichten fächerte sich in seinem Kopf auf. Elton John und George Michael in einer gigantischen, im Fernsehen übertragenen Stadionrock-Wohltätigkeits-Bühnenshow, und wer kommt da gitarrenschwingend aus den Kulissen zu beiden Seiten, cool und konzentriert, aber mit diesem halb ironischen, wissenden Nicken zum Publikum und in die Kameras, wenn nicht Eric Clapton und Johnny Guitar? Elton und George verbeugen sich mit großem Zeremoniell und winken beide Gitarreros zur Bühnenrampe heran, wo ein mörderisches, bombastisches, aber rasiermesserscharfes Gitarrenduett von den legendären Gitarreros aus ihren Gibson Les Pauls rausgekitzelt und – geprügelt wird, das sich während seiner zwanzigminütigen Dauer zu immer neuen Höhen aufschwingt und das das Publikum in wilde Verzückung versetzt. Dann treten Elton und George erneut vors Publikum, um nochmal mit Don’t Let the Sun Go Down anzusetzen, und eine Großaufnahme offenbart Milliarden Zuschauern die Tränen, die Elton übers Gesicht laufen, so überwältigt ist er von der blendenden Darbietung der Maestros. Am Schluss des Stücks kann er nicht mehr an sich halten und nur noch eindringlich bitten: – Kommt nochmal her … Eric … Johnny … und die beiden Axemen sehen sich dann weise und mit gegenseitigem Respekt in die Augen, zucken mit den Schultern und treten unter dem stürmischsten Applaus des ganzen Abends noch einmal auf. Catarrh würde selbstbewusst (sein Talent begründete seinen Anspruch auf eine solche Bühne), aber nicht arrogant (denn schließlich war er immer noch ein einfacher Junge aus den Cal ders, dafür liebte ihn das Publikum ja) vortreten und dieses leicht selbstironische Lächeln aufsetzen, dass die Jungs neidisch und die Bräute untenrum feucht und empfänglich machte.
Elton würde die Maestros mit großem Gestus umarmen, von Emotionen überwältigt. Völlig aufgelöst und unter stockendem Schluchzen würde er sie als »… meine großartigen Freunde … Mr. Eric Clapton und Mr. Johnny Guitar …« vorstellen, ehe ihn ein mitfühlender George vom Mikro wegbegleiten würde.
Elton und George würden Guitar abwechselnd an sich drücken, was, wo die ja Schwuchteln warn und so, bei den Jungs, die sich das im Silver Wing in der Glotze ansehen würden, n bisschen zwielichtig rüberkommen könnte. Aber die Jungs würden bestimmt verstehn, dass Leute aus dem Showbiz, Künstler , schon
Weitere Kostenlose Bücher