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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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waren heilfroh, wegzukommen.
    Am Fuß der Treppe sagte Terry: – Wenn die Fotze nich verdammt unhöflich war.
    – Du hast die Drogen, Terry, mehr wollten wir nich.
    – Gutes Benehmen kostet nix, was für n Eindruck soll denn unser amerikanischer Gast von den Schotten kriegen?
    Rab zuckte die Schultern und öffnete die Tür des Treppenhauses. Am Rand seines Sichtfeldes erspähte er ein Taxi, sprang auf die Straße und hielt es an.

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Flughafen Sydney, NSW,
Australien
Mittwoch, 23.00 Uhr
    Ich brauch wirklich was fürs Flugzeug. Tranquilizer oder nen ähnlichen Scheiß. Ich stürme in die Drogerie und schmeiß beinah ein Display mit Rasierern um. Fotze, Fotze, Fotze. – Fotze, zische ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und das junge Mädchen hinter der Ladentheke guckt mich an und sieht nen stinkenden, dreckigen Penner. Helena ist an meiner Seite, anmutig und adrett wie eine Sozialarbeiterin mit einem widerspenstigen Klienten, die alles regelt, während mir das Wechselgeld aus der Tasche durch die Finger fällt und über den Boden kullert.
    Reedy und das Parlour-Mädel bleiben etwas betreten ein Stück zurück. Am Buchungsschalter ist es die gleiche Geschichte, dann am Eincheckschalter und dann beim Zoll. Aber ich krieg den Flug, Helenas Überzeugungskünste sind Gott sei Dank größer als der Behördenscheiß. Ohne sie wär ich keine fünf Minuten auf dem Flughafen geblieben, geschweige denn ins Flugzeug gekommen.
    Aber ich muss nach Haus.
    Mein Alter. Alles, was der arme alte Mistkerl je von mir wollte, war, dass ich Kontakt hielte. Nicht mal das konnte ich. Ein selbstsüchtiges, selbstsüchtiges, selbstsüchtiges Arschloch. An meinen Genen kann’s nicht gelegen haben, dass ich so wurde. Meine Mutter, mein Vater, die waren nie so, auch deren Eltern nicht, so verdorben, maßlos, schwach und egoistisch.
    Sei einfach du selbst, sagte er immer zu mir, als ich klein war. Ich war schon immer n bisschen hyperaktiv, musste mich immer in Szene setzen, und meine Mutter war immer besorgt, wie ich mich auf Familienfeiern benehmen würde, ob ich sie blamieren würde oder nicht. Aber meinen alten Herr hat das nie gejuckt. Er nahm mich dann immer nur zur Seite und sagte mir, ich solle ganz ich selbst sein. Mehr muss man im Leben nicht tun. Sei einfach du selbst, sagte er dann.
    Das war eine alles andere als leichte Aufgabe, es war das Schwierigste und Forderndste, das je jemand von mir verlangt hatte.
    Jetzt bin ich bereit, durchs Gate zu gehen, und ich hab mich schon von Reedy und Celeste Parlour verabschiedet, die in Richtung Bar abgezogen sind. Helena steht hier neben mir, und ich drücke ihre Hand, will hier bleiben, muss aber fort. Ich blicke in ihre Augen, unfähig zu sprechen, hoffe, dass alles in diesem Blick steht, doch ich fürchte, dass sie dort nur die Angst und Sorge um meinen alten Herrn lesen kann. Ich muss daran denken, wie sie mal zu mir gesagt hat, sie würde so gerne London kennen lernen. Ich hatte darauf eine Tirade vom Stapel gelassen, was für ne öde, viel zu gehypte, niederdrückende und versnobte Stadt London wär, dass Leeds oder Manchester viel interessantere Orte in England seien. Mich kotzte einfach die träge, touristische Selbstzufriedenheit ihrer Bemerkung an. Natürlich offenbarte ich damit nur meine eigenen Neurosen, meine eigenen gesammelten Komplexe. Es war eine einfache, unschuldige Bemerkung, und ich führte mich wie ne rüpelhafte, arrogante Fotze auf, wie ich es immer machte, wenn ich zu lange mit jemandem eine Beziehung geführt hatte. Exzessiver Drogenkonsum hat mich auf eine zuckende, verbitterte, leere Hülle reduziert. Nein, das ist keine gute Entschuldigung. Mein Kopf ist im Arsch; die Drogen haben das nur richtig rausgebracht.
    Sie umarmt mich. Sie ist so porentief sauber, sie ist all das, worüber ich immer lästerte und was ich eigentlich an ihr liebte. Ich weiß, dass sie das hier aus Pflichtgefühl tut, dass dies jetzt ihre Abschiedsszene ist und sie mir sagen wird, dass hiernach alles aus sein wird. So hab ich schon öfter dagestanden, es ist nur das, was ich verdiene, aber ich möchte, dass es anders ist. – Ich werd deine Mutter anrufen und ihr sagen, dass du unterwegs bist, sagt sie. – Versuch sie aus Bangkok anzurufen. Oder wenn du dich zu fertig fühlst und meinst, es könnte sie aufregen, ruf mich an, und ich werd sie anrufen. Du solltest jetzt wirklich reingehen, Carl.
    Sie bewegt sich fort, und ich spüre, wie ihre Hände aus meinen rutschen, mit

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