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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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einem knirschenden Stich in mein Herz, bei dem mir übel werden könnte. – Ich werd dich anrufen. Ich hab dir so viel zu sagen … ich …
    – Du solltest jetzt gehen, sagt sie und wendet sich ab.
    Betäubt stolpere ich an der Flughafen-Security vorbei. Ich dreh mich nochmal nach ihr um, aber sie ist fort.

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Edinburgh, Schottland
Donnerstag, 0.41 Uhr
BITTERE PILLEN
    Kathryn hatte zu einer gewissen Zeit Unmengen von Koks genommen, aber sie hatte vorher noch nie Ecstasy ausprobiert. Ihr war etwas beklommen zumute, als sie die bittere Pille schluckte.
    – Was passiert jetzt? fragte sie Rab Birrell und betrachtete die stetig anwachsenden Menschenmassen im Club.
    – Wir warten einfach ab, bis es wirkt, zwinkerte Rab.
    Das taten sie. Kathryn begann es gerade langweilig zu werden, als sie spürte, wie eine wunderbare Übelkeit sie überkam. Aber das flaue Gefühl ließ schnell nach, und bald wurde ihr bewusst, dass sie sich noch nie so leicht und so eins mit der Musik gefühlt hatte. Es war fantastisch. Sie strich sich mit der Hand über ihren nackten Arm und genoss ein köstliches, verzücktes Abebben der Spannung. Bald stand sie am Rand der Tanzfläche, stimmte sich auf den Deep House Groove ein, bewegte sich instinktiv, ging ganz in der Musik auf. So hatte sie vorher noch nie getanzt. Ständig kamen Menschen auf sie zu, schüttelten ihr die Hand und umarmten sie. Wenn sie das nach einem Konzert taten, wenn sie nervlich noch angespannt war, erschien es ihr aufdringlich und ängstigte sie. Jetzt fühlte es sich wunderbar und warm an. Zwei der Menschen, die sie umarmten und willkommen hießen, waren Mädchen namens Lisa und Charlene.
    – Kathryn Joyner, eine von den Großen … ergänzte Lisa entzückt.
    Catarrh sah seine Chance und machte sich ran. Er begann mit Kathryn zu tanzen, zog sie hinein ins Zentrum der Bässe. Kathryn fühlte, wie sie der Groove als ungestümer Wirbelwind mitriss. Catarrh war ein alter Soulboy und wusste wirklich, wie man auf House tanzte.
    Juice Terry und Rab Birrell beobachteten das von der Bar aus mit wachsendem Unmut, auch wenn Rab beachtlichen Trost aus der Tatsache zog, dass Terry noch verstimmter aussah als er selbst.
    Terry konnte es nicht länger ertragen und entschloss sich, aufs Klo zu gehen und eventuell ne Line von dem Koks zu ziehen. Er ging heutzutage nicht mehr oft aus, aber wenn doch, dann zog er Koks den Eckys vor. Eigentlich wusste er selbst nicht, warum er ne Pille genommen hatte. Aber die Kabinen waren alle besetzt von Leuten, die sich Lines zogen, und es war besser, sich das Koks für später aufzuheben. An der Pissrinne holte Terry seinen Schwanz raus zu einer dieser ausgiebigen Ecstasy-Pinkeleien, bei denen man nie fertig zu werden scheint, auch wenn man’s schon ist.
    Wenig angetan von dem Gefühl, sich die Hose zu bepissen und sich andauernd vergewissern zu müssen, dass es nur Einbildung war, versuchte Terry sein Haar irgendwie in Form zu bringen und ging dann wieder raus. Vor den Toiletten standen drei tiptop in Schale geschmissene Mädchen, quatschten und rauchten. Besonders eine gefiel ihm. Sie hatte sich sorgfältig zurechtgemacht, und Terry schätzte Mädchen, die so was taten. Er trat fröhlich auf sie zu und meinte: – Du siehst umwerfend aus, Süße, das muss mal gesagt werden.
    Das Mädchen musterte diesen fetten Typ in den seltsamen Klamotten von oben bis unten. – Und du siehst alt genug aus, um mein Vater zu sein, erwiderte sie.
    Terry zwinkerte ihren Freundinnen zu und strahlte dann das Mädchen an: – Aye, das wär ich wohl auch, wenn damals nich dieser Pitbullterrier deiner Mutter die ganze Zeit an der Möse rumgekaut hätte, meinte er fröhlich und entfernte sich mit dem Gelächter der Freundinnen des Mädchens als süßer Melodie im Ohr.
    Terry ging wieder zur Bar, an der immer noch Rab stand und Johnny und Kathryn beim Tanzen zusah. – John Boy hat seinen Spaß.
    – Ist doch die einzige Art, wie Catarrh mal eine abschleppen kann. Sich n weißes Hemd anziehn, ne Ecky reinpfeifen und mit ner Ische tanzen, die auf Ecstasy ist, höhnte Terry. Obwohl er der pampigen Mieze von vor dem Klo Bescheid gestoßen hatte, wurmte ihn ihre Bemerkung immer noch. Er guckte sich Birrell und Catarrh an. Die fünf oder sechs Jahre Altersunterschied zwischen ihnen und ihm wirkten eher wie zehn. Irgendwann in dem Zeitraum zwischen seinem und deren Alter hatten Typen angefangen, n bisschen mehr auf sich Acht zu geben. Terry beklagte die Tatsache, dass er

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