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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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von der Veranlagung her extrovertierter und leidenschaftlicher waren als der Rest der Menschheit. Andererseits wollte Guitar natürlich nicht, dass irgendwer Anlass hatte, darüber faule Witze zu reißen. Die verbitterten Typen, die er hinter sich gelassen hatte, allen voran Juice Terry, würden das auf Teufel komm raus hochspielen. Aufgrund einer unschuldigen, gerührten, theatralischen Geste würden hässliche Gerüchte aufkommen. Johnny würde über diese Umarmungen von Elton und George nochmal lang und eingehend nachdenken müssen. Von Ahnungslosen könnten sie missverstanden und von Neidern böswillig falsch ausgelegt werden. Er dachte daran, was Morrissey in We Hate It When Our Friends Become Successful gesungen hatte. Tja, dann sollten sie doch, denn mit Johnny Guitar, ja, genau, GUITAR , nicht Catarrh oder John Boy, ging’s steil aufwärts. Kathryn Joyner war nur ein Sprungbrett. Sie war eine Null. Wenn er erst mal etabliert war, würd die alte Schreckschraube eingetauscht werden gegen einen nicht endenden Reigen jüngerer Modelle. Pop-Starlets, TV – Moderatorinnen, Partymiezen, sie alle würden kommen und gehen, während er mit aufopfernder Hingabe den Circuit bespielen würde, bevor er irgendwann bei einer intellektuellen, aber auch wunderschönen Frau die wahre Liebe finden würde, vielleicht bei ner jungen postmodernen Akademikerin, die genug Grips, aber auch Herz hatte, um die komplexe Gedanken-und Gefühlswelt eines Vollblutkünstlers wie Johnny GUITAR zu erfassen.
    Allerdings durfte er sich das nicht zu leicht vorstellen, Juice Terry war ein Rivale. Aber der wollte Kathryn nur benutzen. Zugegeben, Johnny ebenfalls, aber er benutzte sie, um endgültig unabhängig und selbständig zu werden. Terrys Vision beschränkte sich darauf, dass sie ihm n paar Bier, n bisschen Koks und ein Essen beim Inder spendierte und er sie dann bumst, bevor sie’s sich für nen Fernsehabend in seiner vergammelten Bude gemütlich machten. Und damit würde der fette, krausköpfige Saufsack schon hoch zufrieden sein. Es wär gradezu kriminell, zuzulassen, dass Kathryn für derart triviale Dinge ausgenutzt wurde. Sie war zu kostbar, um bloß als hübscher Ersatz für die Fernbedienung zweckentfremdet zu werden.
    Und dann war da Rab Birrell. Der typische zynische Slum-Intellektuelle, zu kritisch, um im Leben was zu erreichen. Birrell, der einem so selbstgefällig erzählte, wie der Hase läuft und was scheiße ist und was nich, und dabei ganz vergisst, wie die Jahre dahingehen und er immer noch nicht mehr erreicht hat, als sich alle vierzehn Tage arbeitslos zu melden und ein paar Kurse am Stevenson College zu belegen, weil er als Student nicht mehr als 21 Stunden beschäftigt sein durfte. Birrell, der glaubte, wenn er halb besoffenen oder valiumbenebelten Fotzen in Pubs auf der Westside seinen hochtrabenden Scheiß erzählte, würd das deren Bewusstsein erweitern und sie motivieren, politisch zu handeln, sich zusammenzuschließen, um die Gesellschaft zu verändern. Was wollte Birrell mit der Joyner? Der doofen Yankee-Kuh erzählen, dass sie unter nem falschen Bewusstsein leidet und die Welt der kapitalistischen Entertainmentindustrie hinter sich lassen und ihr Geld nem Haufen sozial isolierter, trauriger Fotzen geben soll, die sich selbst als »revolutionäre Partei« bezeichneten, damit sie nen Grund hatten, »Informationsreisen« in andere Länder zu unternehmen, um andere genauso bescheuerte Wichser zu besuchen? Das Problem war, dass Birrells armseliger Quatsch vielleicht nen moonsektenartigen Reiz auf ne reiche Amerikanerin ausüben könnte, die höchstwahrscheinlich schon jede andere existierende Religion, Weltanschauung, Medizin oder Lifestyle-Marotte ausprobiert hatte. Rab Birrell war auf seine selbstgerechte Art für Johnnys Ambitionen gefährlicher als Juice Terry. Schließlich würd sie es schnell Leid sein, zusammen mit nem fetten Sack und dessen Mutter in Saughton Mains von der Stütze zu leben. Das war weit weg vom Madison Square Garden. Aber diese religiösen und politischen Fotzen bohrten sich direkt in den Kopf. Machten ne Gehirnwäsche bei dir. Vor denen musste Kathryn auch beschützt werden. Johnny warf nen Blick zur Bar rüber, wo die Raubtiere an ihrem Wasserloch weideten. Angespornt fuhr Catarrh fort: – Ich schreib auch Songs.
    – Wow, sagte Kathryn. Johnny gefielen die Kreise um ihren Mund und ihre Augen, wenn sie das machte. Das war das Tolle an Amerikanern. Sie warn immer so positiv, nich so wie hier

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