Klebstoff
ohne Farben daherkamen, während die Hunnen kostümiert waren, als wenn’s zu ner Schulaufführung ginge
– Fahnen, Schals, Anstecker, Schottenmützen und Baseballkappen, T-Shirts –, aber man merkte, dass sie uns schlimmstenfalls für Hearts-Fans hielten, die sich auf ihre Seite schlugen.
Dozo hatte ne halbe Flasche Wodka reingeschmuggelt. Er lässt sie rumgehen, während wir in der Schlange stehen. Sie kommt zu mir, und ich nehm nen Schluck. Im Mund fühlt er sich kalt, ätzend und alkoholisch an, aber als er im Magen landet, kommt mir beinah mein Wimpy-Burger hoch. Zum Kotzen, unverdünnten Wodka zu trinken. Ich geb ihn an Tommy weiter, während wir immer noch die Fotzen um uns rum abchecken, rauszufinden versuchen, wie alt sie sind, wie gewaltbereit sie sind, ob sie mit ner ganzen Gruppe hier sind und so weiter.
Manche von denen sahen voll versifft aus; Klamotten und alles. Rollers-Star-Trikots und lauter so beschissenes Zeug, das hier seit Punk-Zeiten keiner mehr trägt. Kein Fred Perry, kaum Adidas oder was in der Art. Das Unheimliche war, dass die Fotzen alle steinalt aussahen. Schon komisch, es heißt immer, dass sich die Fotzen in Glasgow so richtig schick machen, wenn sie abends in die Stadt gehn und so. Tagsüber tun sie das jedenfalls nich, wenn man nach denen hier geht. Ich schätze, die glotzten uns irgendwie auch deswegen an, weil wir viel besser angezogen waren als sie – die meisten hatten kurzärmlige T-Shirts und Skinners oder Levi’s an. Obwohl die meisten von uns aus der Siedlung und aus Mietskasernen kommen, sahn wir immer noch einen Tick besser aus als diese Siffsäcke. Die Hälfte von den Fotzen hatte noch nie Wasser und Seife gesehen, das ist mal amtlich. Ich schätze, besonders lustig ist das nicht, eigentlich war das echt bitter für sie, in Slums ohne fließend Warmwasser und Fernsehen zu hausen, aber dafür könn wir ja nix, und die sollten nich herkommen, um es an uns auszulassen.
Als wir reingehn, stimmt Dozo den Schlachtengesang »We are the Briktin Derry fuck the Pope n the Virgin Mary« an, und ne ganze Menge von den Hunnenfotzen singt mit. Wir lachten drüber, wie leicht man die in Fahrt bringen konnte, aufziehn wie so n beknacktes mechanisches Spielzeug. Man merkte, dass n paar von den Fotzen nich richtig wussten, was sie von uns halten sollen, und erleichtert waren, mit uns nen Protestantensong grölen zu können, während wir durch die Drehkreuze in die Dunbar und die Ränge raufgingen. Wir hatten Renton, den Jam-Tart-Bruder, und diese Fotze von Spud verloren, die hatten sich abgeseilt, wahrscheinlich warn sie in die Hibs-Kurve gegangen, die feigen Säcke. Ich konnte mich nich erinnern, dass sie mit uns durch die Absperrungen gekommen waren. Nich dass mich das juckt. Dieser Murphy ist genauso n versiffter Typ wie die Glasgow-Fotzen. Echt peinlich, muss man schon sagen. Da wärn also ich, Birrell, Carl, Terry, Dozo, Marty Gentleman, Ally, Joe Begbie, Begbies Bruder und Tommy und dieser komische Kerl, der nichts sagt, diese Fotze aus Polmont. McMurray heißt der, glaub ich. Er ist n Jahr älter als ich, sieht aber total jung aus. Aus dem Knaben werd ich nich schlau. Die ganze Zeit guckt er nur Dozo Doyle an, das scheint der Einzige zu sein, mit dem der Knabe redet. Wir nehmen unseren Platz rechts vom Tor ein, etwa auf halber Höhe der Kurve. Die Wodkaflasche kreist wieder, und ich stecke meine Zunge in den Flaschenhals und tu bloß so, als würd ich trinken. Trotzdem muss ich schon von dem Alkoholgeruch fast kotzen. Ich reich sie weiter an Gent.
Wir sind von Hunnen umgeben. Mein Herz schlägt bumm, bumm, bumm. Ich betaste das Messer in meiner Tasche. Im Moment wär’s einem am liebsten, jetzt würd hier die Hölle losbrechen, so unerträglich ist die beschissene Anspannung. Es ist irre, auf dieser Seite des Stadions zu stehen. Die Hibs-Fans heben ihre Schals hoch und fangen an zu singen, aber es sieht ziemlich scheiße aus, denn sie machen’s in kleinen Gruppen statt alle zusammen. Man kann Leith, Niddrie, Drylaw, Porty, Tollcross, Lochend und so genau unterscheiden; die singen alle für sich. Ein paar von denen werden sich schon bald unternander kloppen. Manche Gruppierungen von Hibs werden sich nie vertragen, nich mal, wenn’s gegen die Rangers geht. Fotzen, die sich an den meisten Wochenenden und auch einigen Wochentagen seit Menschengedenken gegenseitig die Fresse eingeschlagen haben, werden ihre Differenzen wohl kaum für n paar Stunden am Samstagnachmittag
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