Klebstoff
verkneifen.
– Ich werd dir sagen, warum. Weil ich n Trottel bin. Weil ich dich liebe. Dich! Er zeigt anklagend auf sie. – Niemanden sonst. Dich!
Sie stehen auf der Straße und starren sich an. Ich geh ein paar Schritte die Straße runter, falls noch jemand vorbeikommt. Da ist so ein Junge im Overall, der aussieht, als käm er gerade aus dem Schlachthaus, und er guckt rüber. Lucys Lippen zittern, und ich schwör bei Gott, es sieht so aus, als träten Terry Tränen in die Augen.
Sie fallen sich in die Arme, mitten auf der Straße, direkt gegenüber dem Schlachthaus. Ein Van fährt vorbei und hupt mehrmals. Ein Typ hängt sich aus dem Fenster und ruft: – DA KRIEGT ES ABER EINER BESORGT HEUT NACHT !
Terry guckt mich über Lucys Schulter weg an, und ich erwarte ein Zwinkern, aber er geht anscheinend so in seiner Rolle auf, dass er nicht aus dem Rhythmus kommen will. Lucy und er tauschen tiefe und viel sagende Blicke, wie es in diesem Buch von Catherine Cookson heißen würde, das meine Tante Avril meiner Ma zum Lesen gegeben hat. Ich hab die Nase voll, dreh mich um und will grade weggehen.
– Carl! Kein Schritt weiter! brüllt Terry.
Aus der Entfernung seh ich, wie sie sich küssen. Als sie sich loslassen, bereden sie irgendwas. Lucy kramt in ihrer Tasche. Holt ihr Portemonnaie raus. Zieht einen Geldschein raus, einen blauen Geldschein. Gibt ihn Terry. Ein weiterer tiefer Blick. Ein flüchtiger Kuss auf die Wange. Sie gehen auseinander und drehen sich beide im selben Moment um, um einander nachzuwinken. Terry wirft ihr ne Kusshand zu. Dann kommt er zu mir rübergespurtet. Lucy guckt nochmal zurück, aber er hat mich gepackt, und wir boxen uns gegenseitig in die Rippen, während wir die Straße runtergehen.
– Du bist n Genie, Ewart! Dafür haste dir n Bier verdient. Du hast mir grad den Arsch gerettet! Komm, die Milky Bars gehn auf mich! Er wedelt mit dem Fünfer rum. – Diese Lucy, also ehrlich, du weißt schon, was ich meine, lacht er.
– Mach das bloß nicht nochmal mit mir, Terry, sag ich, kann mir aber ein Lachen nicht verkneifen, während ich ihn am Kragen seiner Levi’s-Jacke packe und gegen nen Laternenpfahl schubse. Dann versuch ich ernst zu bleiben. – Ich werd sie nicht anlügen, um dich zu decken.
– Komm schon, Alter, du kennst die Regeln, sagt er, reißt sich los und zieht seine Klamotten grade. – Man muss immer zu seinen Freunden halten. Haste mir selbst beigebracht, meint er. Das ist natürlich Quatsch, er will sich bloß bei mir einschleimen. Klar wissen wir beide, dass es so funktioniert und man nichts dran ändern kann. Schließlich sind wir Kumpels. – Also zieh hier keine Fresse. Ach, wo wir grad von Perlen reden, hab gehört, dass du dich mit dieser Ginger ausm Clouds heimlich verzogen hast, sagt er mit ner ganz unheimlichen Stimme, wie durch die Nase.
Ich sag gar nichts. Das ist am besten. Soll die Fotze in meinem Gesicht lesen, was er will.
– Aye! Aber jetzt mal was anderes! Er nickt ganz wissend.
– Demnächst werd ich dich decken müssen, Kollege.
– Wieso?
– Die kleine Maggie Orr steht immer noch voll auf dich, zwinkert er, todernst.
– Quatsch, sag ich. Schön wär’s ja, aber man beschwindelt keinen Schwindler, wie mein Alter sagen würde. – Und wieso wollte sie dann von mir nix wissen und mit dir hat sie’s gemacht?
Terry bohrt sich die Ellbogen in die Seiten und klappt seine geöffneten Handflächen aus. – Redegewandtheit, Kumpel, erklärt er, – aber du machst ganz schön Fortschritte. Die Show vor Lucy eben war nich von schlechten Eltern. Aye, Maggie wird dich bald ranlassen. Ich steh mehr auf ihre Freundin, diese Gail. Die süße Brillenschlange, die kennste vom Sehen. Warte, bist du der ihren Arsch gesehn hast. Wenn man den erst mal ausgepellt hat … booooah, die geile Sau, meint er und fährt sich genüsslich mit der Zunge über die Lippen. – Weißte, das Beste für alle Beteiligten wär, wenn du und deine Perle ausm Clouds und ich und Lucy fest miteinander gingen und du und ich nebenbei noch Maggie und Gail bumsen würden. Klingt doch für mich zum Fingerficken geil.
Vielleicht liegt es an der Fotze seinem breiten Grinsen, an der Begeisterung, mit der er an alles rangeht, und natürlich daran, dass ich verzweifelt aufs Ficken aus bin, aber ich könnte mir im Moment was Schlimmeres vorstellen.
Der Kirchturm kommt in Sicht, und wir sind wieder in der Siedlung. Terry besteht drauf, dass wir ins Busy Bee gehen. Ich bin noch nie so richtig
Weitere Kostenlose Bücher