Kleider machen Bräute
Oberflächlichkeit und Leute mit Geld wie Heu.«
Simon überlegte. »Vielleicht fange ich an, dem zuzustimmen. Aber nur, weil ich Menschen kennenlerne, die damit zu tun haben. Wenn Mode gut gemacht ist, ist sie eine Kunst.«
»Danke«, sagte Molly und neigte den Kopf. »Das freut mich sehr.«
»Ehrlich gesagt hätte Pascal aber auch für ein Schwert, einen Rennwagen oder eine verwunschene Hänge matte bieten können. Dass es ihm so viel bedeutet, hat den Ausschlag gegeben, und nicht die Schönheit des Kleids.«
Molly nickte. »Für Pascal hat es die Welt bedeutet. Danke.«
Simons Miene verdüsterte sich ein wenig. »Gern geschehen.«
Sie stießen noch einmal an und verfielen dann in Schweigen. Molly hatte das Gefühl, einige schwere innere Kämpfe auszustehen. Sie sehnte sich danach, etwas zu sagen, ihn wissen zu lassen, dass sie Gefühle für ihn hegte. Aber was das anging, gab es nun mal Regeln. Er war vergeben, und damit sollte die Sache für sie erledigt sein.
Aber er hatte etwas an sich, etwas Freies und irgendwie Gefährliches … vielleicht lag es daran, dass sie Yvonne nie begegnet war. Allerdings durfte das keine Rolle spielen für jemanden, der über einen einigermaßen korrekt justierten moralischen Kompass verfügte.
Andererseits … ließen sich moralische Kompasse manchmal nachjustieren, in schwierigen Zeiten oder anderen Ländern? Oder wenn jemand spürte, dass sie in Todesgefahr schwebten – was definitiv der Fall war, sobald Caitlin Molly in die Finger bekam.
Sie waren in einem Hotel in Bologna. Vielleicht konnte das, was in Bologna passierte, ja auch in Bologna bleiben …
In diesem Augenblick kam Joel wieder und brachte eine Schale Brot und ein Schüsselchen dunkelgrünes Olivenöl. Er stellte beides zwischen sie auf die Theke. »Alles in Ordnung bei Ihnen?«, erkundigte er sich und wandte sich dabei direkt an Molly.
Sie lächelte und richtete sich auf, als könne ihre äußere Haltung auch ihren inneren Anstand aufbessern.
»Ja, danke, Joel, alles bestens.«
Sie sah zu, wie er wieder ging. Ihr war klar, dass sie heute Nacht allein würde zu Bett gehen müssen. Und wahrscheinlich würde das für sehr lange Zeit der Fall sein.
»Er ist ein interessanter Typ«, sagte Simon schließlich und riss Molly aus ihrer Träumerei.
»Pascal?«
Er nickte.
»Er ist brillant.« Molly hatte einige Zeit gebraucht, um die Tragweite der heutigen Entdeckung zu begreifen. Es war Pascal gewesen, der die wunderschönen, innovativen Kollektionen der letzten fünf Jahre entworfen hatte. Und je länger sie darüber nachdachte, desto größer wurde ihre Bewunderung für ihn.
Und wieder war ihr Glas leer.
»Ich bin so froh, dass ich ihm begegnet bin«, fuhr sie fort.
»Sind Sie das?«, fragte Simon.
»Aber natürlich!« Molly lächelte. »Warum sollte ich das nicht sein?«
Simon schaute weg.
»Molly …«
»Ja.«
Er schien mit sich zu ringen. »Ich …«
»Was?«
Er füllte ihre Gläser nach, trank seines in einem Zug leer und ergriff Mollys Hände. »Sie sind zu gut für ihn«, platzte er heraus.
»Wie bitte?«
»Molly, ich werde Ihnen etwas sagen, dass Sie vielleicht verärgert. Ich weiß, dass Ihre Schwester morgen heiratet, und ich möchte Ihnen nicht den Spaß verderben, aber ich werde Sie vielleicht nie wiedersehen und Sie sind zu nett, um betrogen zu werden.« Er wirkte ehrlich besorgt und steckte Molly damit an.
»Simon, Sie reden wirres Zeug«, sagte sie. Wie viel hatte er eigentlich getrunken? »Wer betrügt mich?«
Simon seufzte und wich ihrem Blick aus. »Pascal.«
Mollys sank das gerade noch himmelhoch jauchzende Herz. Es ging also um Pascal und die Hochzeit? Es hatte so viel persönlicher gewirkt.
»Tatsächlich?« Ihre Stimme klang matt. »Was ist denn jetzt wieder passiert?«
»Hat er es schon mal getan?«, mokierte sich Simon.
Molly wurde mit jeder Sekunde verwirrter.
»Wenn ich daran denke, dass ich diesem Mann heute Nachmittag habe helfen wollen!« Simon wirkte wütend. »Sie können doch kein Fußabtreter sein, Molly.«
»Fußabtreter? Ich bin kein Fußabtreter. Ich verstehe kein Wort von dem, was Sie sagen.«
Er ließ ihre Hände los, richtete sich auf und sah sie an. »Pascal ist Ihnen gegenüber nicht ehrlich.«
»Inwiefern?«
Simon verzog den Mund. »Erinnern Sie sich daran, als wir den Wagen repariert haben? Pascal hat die ganze Zeit von einer anderen Frau gesprochen.«
»Ja … aaa?« Molly konzentrierte sich sehr, fragte sich jedoch insgeheim, ob Simon der
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