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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Glas zu drehen. »Okay.« Wieder folgte ein langes Schweigen, bis Simon sich in die Brust zu werfen schien, als wäre er auf eine geheime Quelle des Mutes in sich gestoßen. Er sah Molly an und fragte: »Wenn Sie mir noch einmal sagen könnten, warum das nicht geht?«
    Molly verzog das Gesicht. »Simon! Sie wissen ganz genau, warum!«
    Er sah restlos verblüfft aus.
    Molly seufzte. »Wegen Yvonne natürlich.«
    Sie nahm die Flasche und füllte ihre Gläser nach. Simon saß stockstarr und starrte vor sich hin. Molly konnte förmlich sehen, wie die Zahnräder in seinem Gehirn arbeiteten. Und plötzlich wurde ihr etwas klar. Trotz allem, trotz Yvonne, wollte sie ihn.
    Er stand abrupt auf, ging zum Fenster und blickte hinaus in die Dunkelheit. Molly betrachtete seine gut geformte Silhouette, und als er sich umdrehte, grinste er. Es war kein resignierendes Schmunzeln, sondern ein zufriedenes Strahlen.
    »Alles klar?«, fragte Molly.
    »Yvonne ist sicher einer der bemerkenswertesten Menschen, denen ich je begegnet bin«, sagte er von der anderen Seite des Raums aus. »Ich liebe und bewundere sie von ganzem Herzen, sie ist meine Heldin, aber, nun ja. Sie ist eine – zugegebenermaßen äußerst liebenswerte – ältere Dame von dreiundsechzig Jahren, Molly.«
    Wie in einem Pingpong-Spiel war es jetzt an Molly, entgeistert zu sein.
    Simon ging zu ihr und legte die Hände auf ihre Schultern. »War der selbst gestrickte Pullover nicht ein deutlicher Hinweis?«, wiederholte er ihre eigenen Worte.
    »N…ein«, stotterte Molly. »So clever bin ich nicht.«
    »Ich halte Sie sogar für sehr clever«, murmelte er und näherte sich ihren Lippen.
    Molly vergaß zu atmen. Die Gedanken in ihrem Kopf schossen wild durcheinander. Er war Single, so wie sie, und er würde sie jetzt küssen …
    »Oh«, hauchte sie, hob ihm erwartungsvoll das Gesicht entgegen und sehnte sich nach diesem Kuss …
    »Ein Anruf für Miss Molly Wright!«
    Die mollige, weißhaarige Empfangsdame mit ihrem perfekten Englisch, die ihnen die Zimmer zum Sonder preis gegeben hatte, kam geschäftig zu ihnen an die Bar.
    Simon ging auf Abstand und Molly schaute sich verlegen um.
    »Das bin ich«, sagte sie atemlos und grinste schuldbewusst. Simon grinste ebenfalls. Molly fühlte sich wie ein vom Lehrer ertapptes Schulmädchen, das hinter dem Fahrradschuppen mit einem Jungen knutschen wollte. Es fühlte sich gut an, so lebendig.
    »Es ist ihr Verlobter«, verkündete die Empfangsdame.
    Molly erstarrte. Wie bitte?
    Simon wirkte verwirrt. Dann erschrocken.
    »Ihr Verlobter, Reggie. Er möchte dringend mit Ihnen sprechen. Kommen Sie, kommen Sie!« Sie eilte zurück in Richtung Empfang und bedeutete Molly, ihr zu folgen.
    »Reggie.« Simon wirkte bestürzt. »Warum hast du gelogen, Molly?« Er drehte sich um und stürmte davon.
    »Warte … ich kann das erklären.« Mollys Beine waren plötzlich wie Gummi.
    »Nicht nötig«, rief Simon über die Schulter. »Gute Nacht.«
    Hilflos musste Molly mit ansehen, wie er zur Treppe marschierte.

19. Kapitel
    Stunden bis zur Hochzeit: 16
    Kilometer bis zur Hochzeit: 159
    D ie Empfangsdame reichte Molly das Telefon. Molly war vor Schreck ganz mulmig. Sie wartete, bis Simon außer Sichtweite war. Erst dann führte sie den Hörer ans Ohr und betrachtete ihn dabei wie einen hoch explosiven Gegenstand. Eine Gruppe japanischer Touristen drängte sich im Empfangsbereich. Sie waren beladen mit Gepäck und wollten ein- oder auschecken. Molly zog sich, so weit es das Telefonkabel erlaubte, in eine der Ecken zurück und schirmte Mund und Hörer mit der Hand ab.
    »Reggie?«, stammelte sie.
    »Hallo Mol.« Seine vertraute Stimme ließ sie zusammenzucken. »Du gehst nicht an dein Handy.«
    Seine Stimme klang wie immer, selbstsicher und freundlich. Zweifellos durchlitt er keine Seelenqualen.
    »Es lädt«, erklärte sie. »Oben.«
    »Aha.«
    »Woher hast du diese Nummer?«
    Reggie lachte kurz auf. »Ich habe Caitlin angerufen, besser gesagt: den wilden Stier.«
    Molly schüttelte den Kopf.
    »Sie ist irgendwie sauer auf dich, Baby.«
    Molly biss sich auf die Unterlippe, während sie sich vorstellte, wie Caitlin Reggie durchs Telefon anbrüllte und er den Hörer so weit wie möglich vom Ohr weghielt. So ging er immer mit Wutanfällen um. Lächeln und nicken, pflegte er zu sagen. Immer schön lächeln und nicken.
    »Kann ich ihr nicht verübeln«, gestand Molly.
    Sie wartete, dass er darauf etwas erwiderte. Sie hörte Hintergrundgeräusche am anderen

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