Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
Vom Netzwerk:
Ende der Leitung. Reggie musste irgendwo draußen sein oder in einem offenen Raum. Molly hörte Schritte auf hartem Boden und hallendes Gemurmel.
    Ihr Herz schlug schmerzhaft, aber nicht vor Aufregung.
    »Tut mir leid«, sagte er mit sanfter Stimme.
    Molly verspürte einen Stich. Warum konnten die Dinge nicht nacheinander passieren? Sie hätte Reggie gern in die Warteschleife gehängt, um Simon hinterherzulaufen und ihm alles zu erklären – dass Reggie ganz schön Nerven hatte, sich als ihren Verlobten auszugeben, wenn man bedachte, wie sie sich getrennt hatten, dass sie keinen Freund hatte und sie doch bitte dort weitermachen sollten, wo sie vor einer Minute unterbrochen worden waren …
    Andererseits, warum sollte Reggie nicht anrufen? Er hatte keinen Grund zu erwarten, dass sie sich zwei Tage nach dem Ende einer vierjährigen Beziehung bereits wieder verliebt hatte. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie das Gefühl hatte, Simon schon sehr viel länger zu kennen.
    »Wie ist es in Los Angeles?«, fragte sie, obwohl sie gar nicht sicher sein konnte, dass er dort war.
    »Heiß«, antwortete er.
    Aha. Er war also angekommen.
    »Und ich kann mich nicht entscheiden, ob die Leute hier übertrieben freundlich oder unfreundlich sind, komisch oder?«
    »Nicht im Geringsten«, antwortete Molly. »Wie immer denkst du über alles zu viel nach.«
    »Du kennst mich sehr gut.«
    Wieder ein Stich. »Ja, tue ich wohl.«
    »Tja …«
    Sie schwiegen einen Moment lang, bis Molly den Mut aufbrachte zu sagen: »Es ist nett von dir, dass du anrufst, Reggie. Und ich freue mich, dass du gut angekommen bist. Aber, ähm, warum rufst du eigentlich an?«
    Sie hörte ihn seufzen. »Ein langer Flug und ein starker Jetlag machen sonderbare Dinge mit einem Kerl.«
    »Mmm.« Molly hatte den Eindruck, dass Reggie etwas sagen wollte. Smalltalk war nie sein Ding gewesen.
    »Caitlin wusste nicht, dass ich nicht zur Hochzeit komme«, sagte er. »Du hast es ihr nicht erzählt.«
    Molly schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Noch etwas, worüber Caitlin wütend sein musste. Vermutlich fragte sie sich, was Molly ihr noch alles verheimlichte. Es wurde immer schlimmer.
    »Nein, habe ich nicht.« Sie seufzte. Sie wollte erklären, dass sie keine Gelegenheit dazu gehabt hatte, weil sich die Krise wegen des Kleids so zugespitzt hatte, aber …
    »Du empfindest das Gleiche wie ich, stimmt’s?« Seine Stimme war tief, kaum mehr als ein Flüstern.
    »Inwiefern das Gleiche?«, fragte sie.
    »Du und ich, Molly. Ich habe in Paris überstürzt gehandelt, und das tut mir leid.«
    Die Japaner waren verschwunden. Am anderen Ende des Empfangstresens stand ein Ledersessel. Molly stolperte darauf zu und ließ sich hineinfallen. Sie umklammerte den Hörer mit beiden Händen.
    »Wie bitte?«, flüsterte sie und traute sich nicht zu, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren.
    »Hör zu, ich dachte, ich mache das Richtige, saubere Trennung und all das, ich war wie benommen von diesem Jobangebot und dachte es wäre … dir gegenüber so am fairsten.«
    »Verstehe.« Tat sie nicht.
    »Aber auf dem Flug kam ich mir total mies vor. Es war nicht richtig und ich wünschte, ich könnte diesen Abend noch mal von vorn anfangen.«
    »Warum hast du dann nicht früher angerufen?« Das interessierte Molly wirklich. Und es machte sie traurig. Immerhin hätte er ihr dadurch einigen Kummer erspart.
    »Weil du … na ja, genau genommen hast du mich nicht gebeten zu bleiben.«
    Er wollte doch wohl jetzt nicht ihr die Schuld geben? »Ich habe dir keine Szene gemacht, falls es das ist, was du meinst«, entgegnete sie ausdruckslos.
    »Deshalb hab ich angenommen, dass du es locker nimmst«, erwiderte er und klang wie ein verletztes Vögelchen. »Aber als ich mit Caitlin gesprochen habe und sie mir sagte, das sie mich morgen erwartet, da wurde mir klar, dass du nicht akzeptiert hast, dass es vorbei ist und vielleicht hoffst, dass ich meine Meinung noch ändere … und das hat mich überrascht.«
    Molly war erstaunt, dass er aus derart fadenscheinigen Anhaltspunkten einen solchen Schluss zog. Aber auch das war typisch Reggie, impulsiv und, ja, leidenschaftlich.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, antwortete Molly langsam. »Abgesehen von der Tatsache, dass wir jetzt sowieso nicht viel tun können. Ich werde es Caitlin erklären, wenn ich sie morgen früh …«
    »Ich bin am Flughafen, Mol.«
    »Wie bitte? An welchem Flughafen?«
    »Am LAX, im sonnigen Los Angeles. In einer Stunde

Weitere Kostenlose Bücher