Kleider machen Bräute
in Paris das Richtige getan.«
Kaum hatte sie es ausgesprochen, empfand sie ein seltsames Gefühl von Endgültigkeit. Und, zu ihrer Überraschung, Erleichterung.
»Ach, Molly.«
»Wir wollen verschiedene Dinge, Reggie.«
»Aber wir können daran arbeiten, dass es funktioniert …« Das klang wie ein letzter Versuch, hinter dem aber nicht sonderlich viel Überzeugung steckte.
»Nein, können wir nicht. Gib dein Flugticket zurück. Bleib, wo du bist und zeig es ihnen, mit deinen wunderbaren Arbeiten.«
Sie hörte, wie er schluckte. »Aber du fehlst mir.« Seine Stimme hatte sich verändert.
Gegen ihren Willen musste Molly lächeln. »Du mir auch«, sagte sie. »Du meldest dich, versprichst du mir das? Erzähl mir von deinen Erfolgen, sag mir, welche Zeitschriften ich kaufen soll … und wie es dir geht. Das war es, was mir in Paris am meisten wehgetan hat, nicht zu wissen, ob ich je wieder etwas von dir höre.«
»Ich weiß«, sagte er nach einer Weile.
»Ich habe recht, Reggie. Geh und verfolge deinen Traum. Ich bleibe hier und verfolge meinen.«
»Vermutlich hast du recht.
»Davon bin ich überzeugt.«
»Ich werde dich vermissen, Mol.«
»Ich …«, sie zögerte, »ich werde dich auch ver missen.«
»Sag Caitlin all die Dinge, die ich ihr gesagt hätte, wenn ich da wäre«, bat er sie mit brüchiger Stimme.
»Werde ich. Mach’s gut, Reggie. Und viel Glück. Du bist ein wunderbarer Fotograf und ein toller Kerl.«
»Du bist auch toll.« Er schluckte und legte auf.
Molly lächelte durch ihre Tränen hindurch. Sie wusste, was er meinte. Reggie war toll, aber er war weg. Und erst jetzt, nachdem sie sich von ihm verabschiedet hatte, wusste sie, dass es so sein musste.
Die Empfangsdame nickte ihr missbilligend zu, als Molly ihr ein Dankeschön zurief und das Telefon zurückstellte. Molly ging zurück in die Bar, wo die Sambuca-Flasche immer noch auf dem Tresen stand. Die Gläser waren durch saubere ersetzt worden.
Sie hätte unmöglich sagen können, wie sie sich fühlte. Vielleicht war sie ein bisschen angetrunken, ihre Sinne betäubt von Alkohol, Stress und Erschöpfung. Sie schaute sich in der leeren Bar um und wollte mit einem Mal nur noch schlafen.
Immerhin, dachte sie, während sie sich umdrehte und zu der Treppe ging, über die Simon vor wenigen Minuten verschwunden war, passiert es einem nicht jeden Tag, dass man nicht nur einen Mann, sondern zwei verliert.
Sie brauchte einiges mehr als nur ein bisschen Schlaf, um das in Ordnung zu bringen … aber es war zumindest ein Anfang.
20. Kapitel
Stunden bis zur Hochzeit: 7
Kilometer bis zur Hochzeit: 159
I hre Mum ging nicht ans Telefon.
Molly gähnte, streckte sich und schaute auf die Armbanduhr. Wie hatte sie nach dem gestrigen Abend nur so gut schlafen können?
Noch einmal wählte sie den Anschluss im Zimmer ihrer Mutter, ließ sich aufs Kopfkissen fallen und wartete darauf, dass ihre Mutter abhob. Sie wollte ihr sagen, dass sie in spätestens einer Stunde losfahren mussten, damit Pascal noch genügend Zeit für eine letzte Anprobe des Hochzeitskleids hatte, bevor um 15 Uhr die Trauung stattfand.
Molly hatte Pascal in den letzten beiden Tagen lieb gewonnen. Seine altmodische Höflichkeit und diese süße Unsicherheit hatten sie bezaubert und gelehrt, dass erste Eindrücke eben genau das waren: Erste Eindrücke.
Noch immer keine Reaktion von ihrer Mutter. Wahrscheinlich war sie im Bad.
Ungebeten stürmten die Erinnerungen an letzte Nacht auf sie ein. Reggie, Simon, Simon, Reggie …
Zuerst Reggie. Sie war froh, dass er letzte Nacht angerufen hatte. Im kühlen Morgenlicht betrachtet, empfand sie ihr Gespräch als ein passendes Ende ihrer vier gemeinsamen Jahre, weitaus besser als die Kränkung und Verwirrtheit in Paris. Vermutlich war das zum Teil ein Grund, warum sie so gut geschlafen hatte – ein Schlussstrich.
Und Simon? Molly seufzte laut. Simon und ihr Bei nahe-Kuss … wie sehr sie sich danach gesehnt hatte! Dieser verdammte Anruf! Sie wollte seine Lippen auf ihren spüren, sich an seinen schlanken, festen Körper pressen, die Wärme seiner Haut fühlen.
»Arggggh!« Sie schlug auf das Kopfkissen ein.
Beruhige dich. Molly atmete tief durch.
Andererseits war sie erschöpft gewesen, gefühlsmäßig angeschlagen und vermutlich beschwipst vom Sambuca. Und Simon war nun mal da gewesen. Vielleicht hatte sie sich von der Stimmung des Augenblicks hinreißen lassen. Sie hatte gerade erst erfahren, dass er verfügbar und interessiert war,
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