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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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bemerkt haben musste.
    Er dagegen war anscheinend zu aufgeregt zum Essen. Er saß ihr gegenüber und grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Schmeckt es?«, fragte er.
    »Köstlich«, versicherte Molly mit vollem Mund. »Danke.«
    »Bist du jetzt bereit, dir etwas ziemlich Großartiges anzusehen?«
    »Wer wäre das nicht?« Molly tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und lachte.
    Pascal rollte sein Exemplar der Le Monde auseinander und legte sie ausgebreitet vor Molly auf den Tisch. »Voilà!«
    Molly betrachtete das Foto auf der Titelseite. »Das gibt’s doch nicht!«, stieß sie hervor. »Das ist ja er!« Die Aufnahme zeigte Delametri Chevalier am gestrigen Tag vor dem Auktionsgebäude, wie er den Finger drohend auf Pascal gerichtet hielt. Sein Gesicht war wutverzerrt.
    »Mein lieber Arbeitgeber ist – wie würden die Engländer sagen – enttarnt!«, rief Pascal. »Die Geschichte steht in sämtlichen Tageszeitungen!«
    »Du machst Witze!« Molly schlug die Hand vor den Mund. »Und was schreiben sie?«
    Doch da klingelte Pascals Handy.
    Er sah aufs Display. »Noch einer? Entschuldige bitte, da muss ich rangehen.«
    Und während er davontänzelte, um zu telefonieren, las Molly den Bericht und versuchte ihn, so gut es ging, aus dem Französischen zu übersetzen.
    In dem Artikel stand, Delametri sei ein Betrüger, der Pascals Entwürfe als seine eigenen ausgegeben habe. Molly quietschte vor Vergnügen. Weiter hinten war die Rede von einer »anonymen Quelle«:
    »Eine verlässliche Quelle, die unsere Reporterin mit ›ma petite chère‹ ansprach und die seit über zwanzig Jahren mit dem Haus Chevalier verbunden ist, versicherte, dass Pascals Version der Geschichte absolut der Wahrheit entspreche.«
    Annabelle, dachte Molly sofort. So ein Schatz!
    »Pardon«, sagte Pascal, als er zu seinem Platz zurückkam. »Und, was meinst du?«
    »Unglaublich!« Molly sprang auf und ging um den Tisch herum, um ihn zu umarmen. In seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Begeisterung, Schrecken und noch etwas anderem – Erleichterung womöglich?
    »Hat sich denn Delametri der Presse gegenüber schon irgendwie geäußert?«, fuhr sie fort.
    Pascal schlug mit dem Handrücken auf die Zeitung. »Der? Nein.«
    »Quelle surprise«, sagte Molly und verdrehte die Augen. »So eine Frechheit!«
    »Genau diese Frechheit hat es ihm ermöglicht, so lange mit seinem Verhalten durchzukommen.« Pascal verzog missbilligend den Mund. »Ich wünschte, ich wäre schon vor Jahren stärker gewesen und hätte darauf bestanden, dass er die Wahrheit sagt, aber, ach, ich weiß auch nicht, ich habe mich ihm irgendwie verpflichtet gefühlt. Er hatte mir den Job gegeben, verfügte über Beziehungen, und ich dachte, uns beide würde etwas verbinden. Aber jetzt?« Traurig schüttelte er den Kopf. »Da s ist für immer vorbei.«
    »Wahrscheinlich auch gut so«, meinte Molly vorsichtig.
    Pascals Handy, das in seiner Tasche steckte, klingelte schon wieder. Er sah Molly mit einem ungläubigen Lächeln an. »Das geht schon den ganzen Morgen so! Es sind Kunden, die wollen, dass ich weiter Stücke für sie entwerfe, und zwar unter meinem eigenen Namen. Ein Traum wird wahr!«
    Er sprang auf. »Madame Sophie! Cherie!«, trällerte er und schoss wieder davon ins Foyer, um in Ruhe telefonie ren zu können. Molly beobachtete, wie seine guten alten pariserischen Manieriertheiten zurückkehrten, während er die Dame am anderen Ende der Leitung bezauberte, als habe er sein Leben lang auf diesen Anruf gewartet. Auf gewisse Weise, dachte Molly, hatte er das auch.
    Sich vielmals entschuldigend kehrte er einige Minuten später wieder zurück. Molly hatte gerade beschlossen, dass sie noch Platz für ein weiteres kleines Gebäckstück hatte.
    »Und, was fängt der großartige Pascal Lafayette nun an?«, fragte Molly und fegte mit der freien Hand Krümel von der makellosen Tischdecke.
    »Ist das nicht offensichtlich?« Er zuckte mit den Schultern. »Ich muss mein eigenes Label gründen.«
    »Ich habe gehofft, dass du das sagst.« Molly lächelte. »Du bist ein Genie, Pascal. Es ist höchste Zeit, dass du ins Rampenlicht trittst und dich dieser Tatsache stellst.«
    »Zu freundlich.« Mit einer galanten Kopfbewegung deutete er eine Verbeugung an. Dann fügte er mit albernem Grinsen hinzu: »Aber vielleicht hast du recht!«
    »Es ist so schön, heute mal ein paar gute Nachrichten zu bekommen«, sagte Molly aus tiefstem Herzen.
    Pascal ergriff ihre Hand, führte sie an die

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