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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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unkommentiert durchgehen, denn in diesem Moment kehrte Delametris Assistent aus dem Lager zurück – mit leeren Händen.
    »Gut, dann rufe ich dich morgen wieder an …« Molly schluckte. »Mum?«
    »Auf Wiederhören, Liebes.«
    »Tschüss.«
    Pascals Gesicht sagte alles. Annabelle, die neben der Tür gewartet hatte, durchquerte den Raum, griff nach dem Telefon und reichte es ihm.
    Pascal seufzte schwer, sah Molly an und sagte: »Ich werde Delametri anrufen müssen.«
    »Gott sei Dank!«, entfuhr es Molly, aber Pascal hörte gar nicht zu.
    »Merde!« Unter dem Druck löste sich Pascals forsche Perfektion zunehmend in Luft auf. »Er ist zu Besuch zu seiner Mutter nach Marseille gefahren. Die Störung wird ihn nicht begeistern. Er ist ein Mann, der – wie soll ich sagen – keine Probleme damit hat, Verantwortung zu de legieren.«
    »Ein Zeichen für Führungsfähigkeit«, merkte Molly versonnen an. Pascal zuzuhören, wie er von ihrem Helden erzählte, ließ sie die Gleichgültigkeit ihrer Mutter vergessen. Sie stellte sich vor, sie würde hier arbeiten, mit Talent und Humor jeden Krümel Verantwortung aufheben, auf den sie stieß, immer mehr kreative Freiheit bekommen, befördert werden und schließend den bewundernd applaudierenden Pascal in ihrem Fahrwasser zurücklassen, wenn sie Elemente ihrer eigenen Entwürfe in die märchenhaften Kreationen von Chevalier einbrachte. Und schließlich – endlich – würde sie ihr eigenes Label auf den Markt bringen, mit dem Segen ihres Freundes und Mentors Delametri Chevalier …
    Pascal sah sie sonderbar an. »Wenn Sie das sagen.«
    Er wirkte zerknirscht angesichts der Perspektive, Chevalier anrufen zu müssen, und starrte widerwillig auf das Telefon, bevor er über die Kurzwahltasten eine Nummer anwählte. Molly wunderte sich, warum es für ihn eine so große Sache war, seinen Chef anzurufen. De lametri Chevalier war doch kein solcher Tyrann, der sauer wurde, wenn man ihn in einem Notfall wie diesem anrief. Er würde sich verpflichtet fühlen, Hilfestellung zu leisten!
    Während sie darauf warteten, dass Delametri abhob, stieß es Molly auf, dass Pascal sie schamlos musterte. Unbehaglich rutschte sie auf dem Sofa hin und her, schlug die Beine übereinander und drehte sich in die andere Richtung, sodass ihr Körper ihm abgewandt war. Pascal winkte Annabelle zu und zischte etwas, das sich anhörte wie: »Ma couture cas s’il vous plaît.«
    Annabelle nickte, ging zu einem verzierten, intarsierten Sekretär, der in einer Ecke des Raums stand, öffnete eine der winzigen Schubladen und nahm etwas heraus, das aussah wie ein Kulturbeutel aus Wildleder. Annabelle schloss die Schublade wieder und brachte Pascal den Beutel.
    Der nickte dankbar. »Delametri? Allô?«
    Eindringlich begann Pascal ins Telefon zu sprechen. Mollys Französisch war nicht besonders. In dem angst besetzten Stakkato von Pascals Stimme konnte sie le diglich ein paar Namen wie »Marino« und »Italien« ausmachen.
    »C’est pas ici – es ist nicht hier.«
    Fasziniert stellte Molly sich vor, dass am anderen Ende der Leitung der unvergleichliche Delametri Chevalier war. Er würde das Problem im Handumdrehn lösen. Sie war nur einen Schritt entfernt von ihrem Helden, nur durch einen nervösen Franzosen namens Pascal La fayette von ihm getrennt, der, das Telefon zwischen Kinn und Schulter geklemmt, offenbar versuchte … einen Faden einzufädeln?
    Und zwar in Dunkelorange.
    Was auch immer Delametri sagte, es schien bei Pascal nicht gut anzukommen. Molly versuchte, ruhig zu bleiben, aber dieses ungute Gefühl in ihrem Magen war plötzlich wieder da. Auch wenn ihre Mutter dies anders sah – es war eine Katastrophe, wenn das Kleid tatsächlich verloren gegangen war. Jedes von Delametri geschneiderte Kleidungsstück war ein Kunstwerk, aber dieses hier war noch mehr – Caitlin war von Anfang an in die Planung mit einbezogen worden, und Molly wollte dieses Kleid trotz ihrer Enttäuschung, dass sie es nicht hatte entwerfen dürfen, unbedingt sehen. Davon abgesehen wäre Caitlin untröstlich, und wenn Molly in ihrem Leben Platz für ihre eigenen Probleme haben wollte, wäre das mit einer untröstlichen Caitlin ausgeschlossen.
    Immer noch telefonierend durchquerte Pascal den Raum und setzte sich neben Molly, sodass sich ihre Schen kel berührten. Ein höchst eigenartiges Gefühl. Doch be vor Molly höflich abrücken konnte, hob Pascal den geris senen Saum ihres Kleids an, schlug ihn um und begann zu nähen.
    Molly war

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