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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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dem Finger auf die Bahre, die immer noch unkontrolliert talwärts schoss – geradewegs auf den Bach im Tal zu.
    »Mist!« Simon ließ den Motor aufheulen. »Gut festhalten, Leute, jetzt geht’s querfeldein!« Simon brachte den Motor auf Touren und schoss mit Vollgas los.
    »Langsamer!«, schrie Molly vor Schreck wie gelähmt.
    Simon ignorierte sie, fuhr eine Steilkurve und hielt dann nach rechts. Mit Schwung überwand er den Schnee hügel am Straßenrand und nahm auf der Talseite die Verfolgung der ausgerissenen Bahre auf.
    »Achtung!«, schrie Pascal, während Simon mit ge schickten Schlenkern einem Baum nach dem anderen auswich.
    Molly schlug das Herz bis zum Hals, und sie klammerte sich fest an Simon. Wie hatte er nur so nachlässig sein können? Dieser Idiot! Und jetzt würde er sie alle umbringen!
    Die Bahre hatte immer noch einen Vorsprung, allerdings hatte sich ein knorriger Ast an ihren Kufen verfangen und sie fuhr nun ruckweise einen nicht ganz so steilen Abschnitt des Hangs hinunter. Simon hatte sich für die kürzeste – und steilste – Strecke nach unten entschieden, um der Bahre den Weg abzuschneiden, bevor sie in den Bach stürzte. Der sich, wie sie beim Näherkommen feststellten, allerdings als reißender Fluss entpuppte.
    »Langsamer!«, kreischte Pascal.
    »Simon, passen Sie auf!«
    Ein weiteres kühnes Manöver brachte den Motorschlitten so weit in Schräglage, dass er kurzzeitig nur noch auf einer Kufe stand. Molly schloss die Augen und vergrub den Kopf zwischen Simons Schulterblättern. Das hier war nicht mehr lustig.
    Sie rasten weiter bergab. Molly hörte Simon fluchen, dann lehnte sich sein Körper plötzlich stark nach rechts, als würde er gleich stürzen. Molly zwang sich, die Augen zu öffnen.
    Simon hatte die Bahre eingeholt und versuchte sie mit der freien Hand zu verlangsamen.
    »Vorsichtig!«, schrie Molly.
    Wie ein Stuntman lehnte sich Simon noch weiter nach rechts und griff nach ihr. Molly zog mit aller Kraft an ihm, damit er nicht vom Schlitten stürzte.
    Simon ruderte wild mit dem freien Arm, bekam die Bahre kurz zu fassen, während er mit der anderen Hand verzweifelt den Lenker des Motorschlittens umklammerte. Molly gab ihr Bestes, ihn zu sichern, und Pascal hinter ihr hielt wiederum sie ganz besonders fest.
    Die Bahre hatte jedoch zu viel Schwung und entglitt Simons Griff. Zumindest war es ihm gelungen, sie in eine andere Richtung zu lenken, sodass sie nicht mehr auf den Fluss zuraste. Aber an der nächsten vereisten Stelle drehte sie sich wieder und schoss auf den Talboden zu.
    Da Simon die Hand vom Gasgriff gelöst hatte, kam der Motorschlitten stotternd zum Stehen.
    Atemlos zog Molly den Helm vom Kopf. Die Männer taten dasselbe. Die Bahre hatte die Baumgrenze erreicht, und wurde wieder schneller und fegte über eine stellenweise grüne Wiese geradewegs auf eine Scheune in einiger Entfernung zu, deren Doppeltür weit offen stand.
    »Ich glaub’s einfach nicht«, keuchte Molly und lugte fassungslos durch ihre Finger.
    Wie in einer Stummfilmkomödie mussten die drei mit ansehen, wie die Bahre im Inneren der Scheune verschwand.
    Der Boden unter dem Schnee war weich und matschig. »Von hier aus müssen wir zu Fuß weiter«, meinte Simon. »Der Schlitten könnte sonst in dem Morast steckenbleiben.«
    So schnell es eben ging liefen sie über steinige Hindernisse den steilen Hang hinunter zur Scheune.
    »Ich habe Angst vor dem, was wir in der Scheune finden werden«, sagte Molly, als sie sich der Tür näherten. »Vermutlich hängt das Kleid aufgespießt an einer Mistgabel, wurde von Schweinen gefressen oder von Hühnern als Nest …«
    Pascal legte die Hand ans Ohr. »Hört mal! Ist es das, was ich denke?«
    Aus der Scheune drang ein dumpfes, schepperndes Geräusch.
    »Kuhglocken«, erklärte Simon und sah Molly feierlich an. »Wie schweizerisch.«
    Als sie endlich zur Scheunentür gestolpert kamen und in die Dunkelheit spähten, wurden sie vom Anblick der Hinterteile einiger hellbrauner Kühe empfangen, die sich mit zuckenden Schwänzen um den Schlitten versammelt hatten, ihn neugierig beschnupperten und mit ihren feuchten, triefenden Nasen anstupsten. Die Glocken an ihrem Hals schwangen hin und her und untermalten ihr Muhen mit freundlichen Klängen. Es sah beinahe so aus, als unterhielten sich die Tiere über das sonderbare neue Spielzeug in ihrer Mitte.
    Molly war entsetzt. Der Boden der Scheune war mit einer dicken Schicht Matsch, schmutzigem Stroh und Kuhmist bedeckt, und

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