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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Simon?«
    Dafür war jetzt keine Zeit. »Und das Kleid.«
    »Und Reggie.«
    Dafür war erst recht keine Zeit. Molly wechselte das Thema. »Ich kann kaum erwarten, dir alles über unsere bisherige Reise zu erzählen – du wirst es nicht fassen, das kann ich dir versprechen. Wo sollen wir dich abholen?«
    »Es gibt da einen großen Parkplatz. Hast du was zum Schreiben? Ich gebe dir die Adresse. Hat euer Auto ein Navi?«
    »Ist das dein Ernst? Wir sind ja schon froh, dass es ein Lenkrad hat … oh!«
    Ein Aufheulen des winzigen Motors, ein Jubelschrei von Simon und Pascal, und der kleine Cinquecento erwachte mit einem stolzen Ruckeln zum Leben.
    »Wir sind im Geschäft! Hurra! Also, die Adresse?«
    Molly notierte sie rasch, legte auf und sprang zum Wagen.
    »Der Tank ist sogar noch halb voll!«, rief Simon und strahlte triumphierend. »Wollen wir mal probieren, ob er wirklich fährt?«
    Sie schafften es, ihr Gepäck in den Kofferraum zu stopfen, holten das Kleid aus dem Karton und legten es vorsichtig gefaltet auf den Rücksitz. Es steckte immer noch in seinem mit Mist besprenkelten Kleidersack aus dem Atelier Delametri Chevalier, einem Ort, der sich für Molly mittlerweile in einer anderen Welt zu befinden schien.
    Sie nahm neben dem Kleid Platz, und die beiden Männer stiegen vorne ein. Simon saß hinterm Steuer, und mit einem weiteren Jubelruf fuhren sie los.
    »Ähm, Jungs?« begann Molly vorsichtig, während der Wagen vom Feld herunter auf die Straße holperte. »Es macht euch doch nichts aus, wenn wir einen kleinen Umweg fahren, oder?«
    »Einen Umweg?«, erwiderte Simon, der wie zusammengefaltet auf dem Fahrersitz hockte und sich auf die mit Schlaglöchern übersäte Straße konzentrierte. »Sind Sie verrückt geworden?«
    »Nein, es ist mein Ernst. Tut mir leid, aber es hat sich etwas ereignet. Es liegt quasi auf dem Weg und wird uns höchstens zwanzig Minuten kosten … ungefähr. Okay?«
    Simon warf ihr über die Schulter hinweg einen kurzen Blick zu. »Hoffentlich geht das gut. Also, wohin?«
    »Mailand.«
    Sie fuhren schweigend. Molly hatte sich neben dem Kleid zusammengerollt und betrachtete die beiden Männer, die sie vor zwei Tagen noch nicht einmal gekannt hatte. Abgesehen von seinem Angebot, beim Reparieren des Autos zu helfen, hatte Pascal kaum ein Wort gesagt, seit sie Gabriellas Haus verlassen hatten. Irgendwie wirkte er an diesem Nachmittag verändert, war mit den Gedanken woanders, checkte alle paar Minuten sein Handy oder verschickte verstohlen Nachrichten.
    Aber dann erinnerte sich Molly daran, dass er eigentlich gar nicht hatte mitkommen wollen. Er hatte gesagt, er habe etwas anderes vor, aber sein Chef hatte darauf bestanden. Molly würde zwar so ziemlich alles für den großen Delametri Chevalier tun, musste jedoch zugeben, dass sich diese Mission in ein ziemliches Abenteuer verwandelt hatte.
    Sie stellte sich vor, dass Pascal besorgt wegen seiner anderen Kunden war, glamourösen, äußerst anspruchsvollen Frauen mit unbegrenzten Budgets für die form vollendete Garderobe aus dem Hause Chevalier. Es musste sonderbar für ihn sein, seiner Arbeit eines einzelnen Kleides wegen so lange fernzubleiben.
    Kaum zu glauben, dass ihre Schwester, die kleine, hübsche Caitlin, die sich als Teenager selbst gemachte Schlammpackungen verpasst hatte, wert sein sollte, von einem der größten Modehäuser auf diesem Planeten derart hofiert zu werden! Molly freute sich für sie, war jedoch auch irritiert. Vielleicht, weil sie sehr genau wusste, dass der einzige Grund für eine solche Aufmerksamkeit ihr Verlobter war – der ach so mächtige Francesco Marino. Bei diesem Gedanken wurde ihr ein wenig unbe haglich, und sie versuchte, ihn zu verdrängen. Vermutlich erreichten nicht viele Chevalier-Kleider ihre Trägerinnen in einem alten, verrosteten Fiat.
    »Alles in Ordnung, Pascal?«, riskierte sie zu fragen.
    »Oui«, gab er knapp zurück, und ohne sich umzudrehen.
    Molly kam zu dem Schluss, dass sie nicht geeignet war, ihn aus dieser Stimmung herauszuholen. Und eigentlich hatte sie auch keine besondere Lust, es zu versuchen. Stattdessen wandte sie ihre Aufmerksamkeit Simon zu, der den kleinen Wagen geschickt über die furchterregende Schnellstraße steuerte, die in die Außenbezirke von Mailand führte – Europas mit Paris rivalisierende Modehauptstadt.
    Doch Simon war ebenfalls in Gedanken versunken, was in seinem Fall nachvollziehbar war. Schließlich musste er zu einer wichtigen Filmpremiere nach Venedig.

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