Kleider machen Bräute
der Mann die Schlüssel, die Fahrzeugpapiere und den Keilriemen – Simon.
Unverschämtheit!
»Ja, danke«, sagte Simon, als der Mann ihnen noch einen schönen Tag wünschte und sich umwandte, um zurück ins Haus zu gehen. »Aber Sie werden bemerkt haben, dass die Dame den Wagen gekauft hat und nicht ich.«
»So viel zum Thema Gleichberechtigung.« Molly zuckte mit den Schultern.
Simon hielt Pascal den Keilriemen hin. »Hätten Sie wohl die Ehre, Kumpel?«
»Nein, ich fürchte nicht«, murmelte Pascal. »Wissen Sie denn nicht, dass Motoröl tagelang an der Haut haften bleibt, ganz gleich, wie oft Sie sich die Hände waschen? Ich muss morgen die letzte Anprobe bei Mademoiselle Caitlin durchführen – das heißt, falls wir je nach Venedig kommen – deshalb werden Sie das leider übernehmen müssen.«
»Oh, ein gutes Argument«, stimmte Molly ihm zu. »Motoröl auf dem Kleid würde sich nicht gut machen.«
»Sie müssen diese Verkleidung da vorn entfernen«, sagte Pascal und zeigte auf eine Stelle tief unten im Motor. »Die müsste sich ganz leicht abschrauben lassen.«
»Besten Dank«, murmelte Simon und beugte sich über den Motor. »Verdammt, sitzt total fest. Tut mir leid, aber Motorräder sind was ganz anderes als so ein Schrotthaufen.«
»Und mir tut es auch leid«, erklärte Pascal. Er schob Simon zur Seite und krempelte sich die Ärmel hoch. »Vergessen Sie das mit dem Öl. Was nützt es, dass ich hier bin, wenn ich nicht alles für die Braut tue. Dann könnte ich genauso gut zurück nach Paris fahren.«
Er duckte sich unter die Haube. Molly war sicher, ihn etwas über »Bologna« murmeln zu hören, ignorierte es aber. Vielleicht war er abseits seiner eleganten Pariser Boulevards schlicht überfordert und das ganze restliche Europa wahrscheinlich ein Schandfleck für ihn … »Brauchst du meine Hilfe?« rief sie ihm zu. »Ich bin ganz gut darin, Anweisungen auszuführen.«
»Nein«, kam Pascals Stimme aus den Tiefen der Motorhaube. »Ich bekomme das schon hin. Wollen wir bloß hoffen, dass die Kiste anschließend auch läuft.«
In diesem Augenblick klingelte Mollys Handy. Sie schaute auf das Display und stellt fest, dass es ihre Mutter war.
»Mum!«, rief sie. »Du ahnst nicht, was hier los ist.«
»Hallo, Liebling, ist alles in Ordnung?«
»Du klingst ja fürchterlich!«, schalt Molly. »Bist du gerade erst aufgestanden?«
Am anderen Ende folgte ein kurzes Schweigen. Dann sagte ihre Mutter: »Es geht mir gut, danke. War ein bisschen ereignisreich.«
»Bei dir auch? Also wir waren bisher jedenfalls schon mit dem Flugzeug, einem Motorschlitten und einem Postauto unterwegs. Und jetzt sind wir kurz davor, in das klapprigste alte Auto zu steigen, das du je gesehen hast – falls wir es zum Laufen kriegen. Wir sind in Domodossola. Nicht zu fassen!«
»Domodossola?«, wiederholte ihre Mutter. »Ich bin in Mailand. Dann bist du gar nicht weit weg von mir …«
Sie war w o ? Ihre Mutter sollte doch schon seit Tagen bei Caitlin sein. »Mailand? Was in aller Welt machst du denn da?«
»Nun … ich hatte ein, zwei Dinge zu erledigen.«
Molly verdrehte die Augen. »So kurz vor der Hochzeit? Was war denn so dringend, dass du nach Mailand fahren musstest? Mum?«
»Ach … nichts, wirklich«, sagte sie. »Aber jetzt ist alles getan, und ich bin ein bisschen erschöpft.«
Molly wusste genau, wie ihre Mutter sich fühlte. Diese im Fokus der Öffentlichkeit stehende Hochzeit war das Stressigste, was sie je mitgemacht hatte. »Sag bloß nicht, Caitlin hat dir Kummer gemacht?«
»Nein …« Ihre Mutter verstummte und sagte dann: »Du kannst mich nicht zufällig hier abholen, oder?«
»Machst du Witze?«, stotterte Molly. »Du solltest diese Karre mal sehen! Der Platz reicht kaum für uns drei und das Kleid!«
»Aha.« Wieder folgte eine längere Pause. »Kein Problem, ich lasse mir etwas einfallen.«
Molly beruhigte sich. »Klingt so, als hättest du es mo mentan auch nicht gerade leicht, Mum. Brauchst du Gesellschaft?«
»Absolut.« Molly konnte ihre Mutter förmlich lächeln hören.
Molly seufzte und blickte auf das winzige Auto. »Das wird eine ziemliche Quetscherei. Du wirst die Knie unterm Kinn haben.«
»Das macht nichts«, erwiderte ihre Mutter und klang zunehmend fröhlicher. »Aber warum müssen wir uns so quetschen? Wer ist denn bei dir?«
»Delametris Assistent, Pascal«, sagte Molly.
»Bonjour!«, rief Pascal, und brachte Molly damit zum Lächeln.
»Und Simon …«
»Wer ist
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