Kleider machen Bräute
durch den Saal, während sich nun alle nach dem neuen Bieter umschauten.
Instinktiv wusste Molly sofort, wer es war.
Delametri Chevalier war einen Schritt vorgetreten und stand nun eindrucksvoll in einer Lücke, die sich um ihn herum gebildet hatte.
»Mon … Dieu.« Pascal hatte sich umgedreht und starrte seinen Chef an. Molly sah das nackte Entsetzen in seinem Gesicht und wusste sofort, dass Delametris Anwesenheit ein Schock für ihn war.
Delametri Chevalier warf einen lässigen, selbstbewussten Blick durch den Saal, und als er schließlich auf Pascal fiel, grinste er schelmisch und zwinkerte Pascal zu. Der sah aus, als hätte man ihn geohrfeigt.
»Dreiundfünfzigtausend«, stotterte Pascal mit schwacher Stimme. Dann setzte er sich und tupfte sich wieder die Stirn.
»Vierundfünfzig«, dröhnte Delametri, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
»Pascal?«, zischte Molly, »alles in Ordnung mit dir?«
»Ich bin am Ende«, sagte er und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Das ist alles, was ich habe. Fünf Jahre sparen, umsonst.«
»Monsieur?«, bellte der Auktionator, der offenbar Pascals französischen Akzent bemerkt hatte.
Und dann sagte eine Frau: »Fünfundfünfzigtausend.«
Es war ihre Mutter. Sie blinzelte Pascal zu. Dem fiel die Kinnlade herunter.
»Sechsundfünfzigtausend.« Delametri wirkte gänzlich unbekümmert über die Entwicklung.
Pascal wollte protestieren, aber ihre Mutter meldete sich erneut: »Siebenundfünfzigtausend.«
In Mollys Kopf drehte sich alles, in einem Strudel aus Wut und Stolz auf ihre Mutter. Zwar hatte sie ihr ja gerade das Herz gebrochen, weil sie für Caitlin die Spieldose ersteigert hatte, aber jetzt tat sie einem Mann einen Riesengefallen, den sie gerade erst kennengelernt hatte. Molly wünschte nur, Solidarität zeigen zu können, indem sie ebenfalls mitbot, aber sie war praktisch pleite.
»Achtundfünfzigtausend Euro, s’il vous plaît.« Delametris Stimme klang, als würde ihn dieses Spiel allmählich langweilen. Er schaute auf seine Armbanduhr und klopfte sich ein Staubkrümelchen vom perfekt geschnittenen Revers.
Mollys Mutter legte die Hand auf Pascals Arm, als der Auktionator sie fest ansah. »Tut mir leid …«
Pascal küsste sie zärtlich auf die Wange. »Danke«, flüsterte er mit feuchten Augen.
»Neunundfünfzigtausend Euro!«
Molly wirbelte herum. »Simon!«, rief sie, während er dastand und Delametri anstarrte. »Das können Sie nicht tun!«
Er blickte zu ihr. »Ich muss meine Waschmaschine nicht reparieren lassen. Wozu gibt’s denn Waschsalons?«
Voller Dankbarkeit regte sich in Molly der übermächtige Drang, ihm zu sagen, dass sie ihn dafür gern die Wäsche machen würden, hielt sich aber im letzten Moment zurück.
Delametris weltmännische Maske schien ein wenig zu verrutschen, als er Simons festem Blick begegnete. Der gesamte Saal hielt förmlich den Atem an. Der Auktionator ließ den Blick schweifen und deutete dann mit dem Hammer auf Delametri. Pascal beugte sich vor und versuchte Simon von seinem Vorhaben abzubringen, aber der ignorierte ihn.
Der Hammer ging nach oben. Molly presste die Augen fest zusammen.
»Sechzigtausend Euro!«
Wieder ging ein Raunen durch den Saal. Molly öffnete die Augen und sah, wie Delametri mit seinem Programm winkte und den ihn umstehenden Menschen sieges sicher zulächelte.
Geschlagen zuckte Simon mit den Schultern und setzte sich wieder. Pascal schüttelte ihm die Hand, während der Hammer herabsauste und Pascals Träume mit sich nahm.
Verkauft. An Delametri Chevalier.
Niedergeschlagen sah Molly, wie Pascal seinen Boss anstarrte. Delametri erwiderte den Blick, verschränkte die Arme und lächelte süffisant.
Pascal schlug die Hand vor den Mund. »Entschuldigt mich bitte«, stieß er hervor und stand auf, um sich durch die Menge in Richtung Ausgang zu schieben.
»Ach, Pascal.« Molly berührte ihn am Arm. »Ich bin sicher, es gibt einen plausiblen Grund …«
»Genug, bitte.« Pascal drehte sich um, und hob die Hand und brachte sie damit behutsam zum Schweigen. »Ich möchte jetzt allein sein.«
Molly sah, wie er sich durch die Anwesenden drängte und aus dem Saal stürzte. Sie war wie in Trance und fragte sich, was gerade passiert war.
Wie konnte Delametri Chevalier nur so gemein sein? Das ergab doch keinen Sinn.
17. Kapitel
Stunden bis zur Hochzeit: 20
Kilometer bis zur Hochzeit: 179
B enommen verließ Molly mit Simon und ihrer Mum den Raum.
»Unglaublich«, stieß sie hervor.
»Was
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