Kleider machen Bräute
sollte das?«, fragte Simon. »Warum in aller Welt hat Delametri Pascal überboten?«
»Er muss dieses Kleid unbedingt gewollt haben«, sagte ihre Mutter. »Glaubst du, er wusste, dass auch Pascal es wollte?«
»Er muss es gewusst haben«, platzte Molly heraus. »Er muss … Moment mal … Das kann doch nicht sein …«
Wie angewurzelt blieb sie mitten auf dem alten Innenhof stehen.
»Molly?«, drängte Simon. »Spucken Sie’s aus!«
»Er hätte Pascal doch nicht absichtlich mit mir weggeschickt … doch! Es ergibt alles Sinn!«
»Eigentlich nicht«, widersprach Simon geduldig.
»Doch! In Paris hat Pascal mir gesagt, er könne nicht zu Caitlin mitkommen, weil er einen wichtigen Termin habe. Und damit hat er diese Auktion gemeint.«
»Ja und?«
»Aber Delametri hat darauf bestanden und Pascal gesagt, er würde sonst seinen Job verlieren. Da blieb Pascal doch gar keine andere Wahl. Dabei wollte Delametri ihn nur aus dem Weg haben, damit er selbst um das Kleid bieten konnte.«
»Das kann doch nicht wahr sein«, stieß Simon aus.
»Aber wenn eure Maschine nicht umgeleitet worden wäre«, warf Vanessa ein, »hätte Pascal genügend Zeit gehabt, um sowohl von Venedig aus zu der Auktion zu fahren als auch Caitlins Kleid anzupassen … oh!«
Sie sahen einander an, und die ihnen dämmernde Erkenntnis war buchstäblich mit Händen zu greifen.
»Nicht, wenn Delametri dafür gesorgt hat, dass Pascal aus seinem Apartment das falsche Kleid mitnimmt«, stöhnte Molly. »Das ist der reinste Agentenkrimi.«
»So berechnend ist er doch wohl nicht, oder?«, fragte ihre Mutter, obwohl es in Anbetracht der Umstände so aussah. »Trau niemals einem Mann, der so viel Pomade im Haar hat.«
Simon schüttelte den Kopf. »Was für ein Widerling!«
»Aber …« Molly war am Boden zerstört. Sie hätte gerne eine andere Erklärung gefunden, aber es schien keine zu geben. Delametri war ihr Held, eine Ikone. Seit Jahren schaute sie zu ihm auf und bewunderte alles, was er tat und wofür er stand. Sie hatte sogar ihre Abschlussarbeit über ihn geschrieben, verdammt noch mal!
»Wie konnte er nur Caitlins Hochzeit aufs Spiel set zen!«, platzte ihre Mutter heraus. »Und Pascal das antun! Ich traue ja meinen Ohren nicht! Was für ein schrecklicher Mann!«
»Ich komme mir vor, als hätte ich irgendetwas Schlechtes über den Weihnachtsmann rausgefunden«, meinte Molly niedergeschlagen.
Sie wurden unsanft von nachdrücklichem Hupen unterbrochen und mussten zur Seite springen, als ein kleiner Konvoi von Autos und Motorrädern in den Innenhof fuhr. Sobald die Fahrzeuge angehalten hatten, öffneten sich die Türen, die Motorradfahrer stiegen von ihren Zweirädern und überall um sie herum wurden Kameras, Aufnahmegeräte und große, flauschige Mikrofone ausgeladen.
»Dieser Delametri ist also eine Berühmtheit?«, fragte Simon.
»Ach, er ist nur der zweit- oder dritteinflussreichste Modeschöpfer auf diesem Planeten, je nachdem, wen man fragt«, antwortete Molly trocken. »Nichts Besonderes.« Sie sah zu, wie sich die Journalisten vor der Eingangstür positionierten. »Die sind vermutlich hier, um den großen Mann mit seiner glorreichen Erwerbung zu fotografieren.«
»Geh und such Pascal, Molly«, drängte ihre Mutter. »Schau nach, ob es ihm gut geht. Ich werde deine Ohrringe und die Spieldose holen.«
In all der Aufregung hatte Molly gar nicht mehr an die Spieldose gedacht, aber die Erwähnung ließ ihre Wut wieder auflodern.
»Mum, wie konntest du diese Spieldose für Caitlin kaufen, nach allem, was ich dir im Auto gesagt habe?«
Ihre Mutter wirkte überrascht, dass Molly sie zur Rede stellte. »Was?«
»Ist das nicht ein wenig … unsensibel, oder denkst du, die tollpatschige und nutzlose Molly hätte keine Gefühle?«
»Aber ich … Hör zu, Pascal braucht dich. Bitte. Lass uns das nicht jetzt besprechen. Wir sehen uns am Auto wieder.« Ohne Molly in die Augen zu sehen, wandte sie sich ab und ging.
»Ist das alles, was ich bekomme?«, rief Molly ihr hinterher. »Danke, Mum. Vielen Dank.«
»Seien Sie nachsichtig mit ihr«, sagte Simon und legte Molly die Hand auf den Arm.
Wütend wirbelte sie herum. »Warum sollte ich? Sie kennen die Geschichte nicht, könnten Sie also bitte im Zweifel für mich sein? Nicht, dass Mum und Caitlin das je gewesen wären!«
Simon trat zurück und hob kapitulierend die Hände. »Schon gut, aber Ihre Mum … hatte einen verdammt harten Tag …«
»Ach, und wir nicht? Entschuldigen Sie mich
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