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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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bitte.«
    Molly drehte sich um und stapfte davon, um Pascal zu suchen. Simon folgte ihr in einigem Abstand, die Hände in die Hüften gestemmt.
    *
    Pascal saß auf der steinernen Einfassung eines Springbrunnens und weinte. Als Molly ihn entdeckte, rannte sie zu ihm.
    »Pascal, es tut mir so leid«, sagte sie atemlos und nahm ihn in die Arme.
    Er klammerte sich an sie und schluchzte an ihrer Schulter. Simon beobachtete die beiden aus der Entfernung. Dann wandte er sich um und ging. »Dieser Mann hat mich schon öfter hintergangen«, schluchzte Pascal. »Aber noch nie so. Noch nie so … persönlich.«
    »Schsch.« Molly wollte ihn trösten, aber ihr fehlten die Worte.
    »Delametri hat zwar eine kleine Sammlung, aber Charles Worth – Charles Worth! Worth ist meine große Leidenschaft, nicht seine. Ich weiß mehr über Worth, als Delametri über sich selbst!«
    »Du Ärmster.«
    »Ich habe ihm von dieser Auktion erzählt. Ich war so aufgeregt und habe ihm Fotos von dem Kleid im Internet gezeigt, ihm sogar gesagt, wie viel Geld ich gespart habe, um es ersteigern zu können. Und dann das!«
    »Es ist schrecklich.«
    Molly strich Pascal über den Rücken, und sein Schluchzen verebbte allmählich zu einem leisen Schniefen. Er holte sein Taschentuch heraus und schnäuzte sich.
    »Vielleicht gibt es ja eine Erklärung?«, bemerkte Molly vorsichtig. Sie fand es immer noch schwer vorstellbar, dass Delametri so heimtückisch sein konnte. Vielleicht hatte diese Geschichte noch eine ganz andere Seite?
    Vor dem Eingang hatten sich Schaulustige versammelt. Die Reporter versuchten, sie zur Seite zu drängen, um ungestörte Sicht zu haben. Dann stieg der Lärmpegel plötzlich an, und die Menge begann frenetisch zu applaudieren, als Delametri in den Innenhof trat. Ihm folgten zwei Männer in Overalls, die die Schaufensterpuppe mit dem ersteigerten Schatz trugen: die Robe von Charles Frederick Worth.
    Pascal richtete sich auf. Starr vor Wut betrachtete er das Spektakel. Blitzlichter flammten auf, die Menschen drängten sich zusammen, Mikrofone wurden Delametri unter die Nase gehalten, und die Reporter bombardierten ihn mit Fragen. Er strahlte zufrieden, drehte sich seitwärts, um den Kameras sein majestätisches Profil zu bieten, winkte den Leuten zu, die er kannte, und benahm sich wie ein internationaler Superstar.
    »Das reicht«, zischte Pascal und sprang auf.
    »Was hast du vor?« rief Molly ihm nach.
    »Je ne sais pas« , rief Pascal zurück, ohne sich umzudrehen. »Aber tun werde ich es in jedem Fall.«
    Molly stand auf und rannte ihm nach. Als sie sich den Schaulustigen näherten, erklärte sich Delametri gerade gnädig bereit, neben dem Kleid zu posieren. Molly war nicht sicher, aber sie meinte gesehen zu haben, wie De lametri eine ältere Dame mit dem Ellbogen wegstieß und eine junge schlanke Blondine näher an sich heranzog. Oder hatte sie sich das bloß eingebildet? Ein kleiner Trick, damit die Fotos besser aussahen? Das junge Mädchen beschwerte sich nicht, sie lächelte und zog einen Schmollmund für die Kameras.
    »Delametri!«, schrie Pascal. »Wie konnten Sie!«
    Die Menge verstummte. Alle drehten sich um zu Pascal. Einige zeigten auf ihn und murmelten etwas, vielleicht erkannten sie in ihm den Mann, den Delametri überboten hatte.
    »Nicht jetzt, Pascal«, sagte Delametri wie ein Vater, der ein Kind zur Ordnung ruft. »Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?«
    »Wie konnten Sie mir das antun?«, fuhr Pascal fort. Seine Augen glühten vor Wut.
    »Genug!« Delamtri lächelte, aber der warnende Blick war unmissverständlich. »Bitte, Pascal, fahr zurück ins Atelier. Wir reden dort.« Dann wandte er sich wieder den Reportern zu und fuhr affektiert lächelnd fort: »Ich habe schon immer eine Leidenschaft für Worth gehegt, er ist der Vater der Haute Couture, und ich bin nur sein ihn bewundernder Sohn, wenn Sie so wollen …«
    »Sie sind ein Verräter!«, spie Pascal ihm entgegen.
    »Wer ist dieser Mann?«, rief einer der Reporter. Einige Kameras schwenkten herum und richteten sich auf Pascals Gesicht.
    »Sagen Sie es Ihnen!«, verlangte Pascal. »Sagen Sie ihnen, wer ich bin.«
    Molly schämte sich für Pascal. Wozu sollte es gut sein, den Reportern zu sagen, dass er ein Angestellter von Delametri war?
    »Dieser Mann – mein Assistent – ist nicht weiter wichtig«, knurrte Delametri. »Aber ich fürchte, es mangelt ihm an Kinderstube. Also, wo waren wir stehengeblieben?«
    Die Kameras schwenkten zurück auf

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