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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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heutzutage einige der herausragendsten Kreationen der Haute Couture in den Modehäusern für solche – und höhere – Beträge an diejenigen verkauft wurden, die es sich leisten konnten. Und dies auch taten. Jetzt wurde aber auch klar, warum Pascal so nervös war. Er stand kurz davor, sich von einer ganzen Stange Geld zu trennen. Molly liebte alles, was Jugendstil war, und konnte es kaum erwarten, das Kleid zu sehen.
    Sie machten es sich bequem und warteten. Pascals Blicke schossen zwischen dem Programm und dem Auktionator hin und her. Molly dagegen sah sich das Publikum genauer an und versuchte herauszufinden, wer Pascals Konkurrenz sein könnte. Nach und nach stellte sie fest, dass sich nicht nur die italienische Modemeute eingefunden hatte. Die unterschiedlichsten Arten von Menschen waren hier vertreten, eine vielschichtige Mischung aus lässigen Aristokraten, Händlern mit undurchdringlichen Mienen und ganz gewöhnlichen Menschen, die vielleicht nur hier waren, um für Dinge wie die Schachtel hübscher Teelöffel aus Silber zu bieten, die sich gerade eine ältere Dame für den Schnäppchenpreis von fünfundzwanzig Euro geschnappt hatte. In der ersten Reihe holte eine Mutter Sandwiches aus ihrem Korb und reichte sie ihren drei gelangweilt aussehenden Kindern.
    In diesem Moment erhob sich eine leichte Unruhe. Ein Neuankömmling betrat den Raum. Höflich schob er sich durch das Gedränge an der Tür und stellte sich an eine günstige Stelle weiter hinten, von wo aus er einen guten Blick hatte. Molly dachte kurz, dass er große Ähnlichkeit mit jemandem hatte, den sie kannte. Vielleicht von einem Foto? In irgendwelchen Zeitschriften?
    Sie schüttelte den Kopf. Noch so ein Zufall. Ihr erschöpfter Verstand spielte ihr wohl einen Streich.
    Aber dann schaute sie noch einmal hin. Dieses majestätische, fast arrogante Gesicht, das silbergraue, tadellos frisierte Haar, der Maßanzug, der zweifellos aus Chevaliers diesjähriger Kollektion stammte – nein, das konnte nicht sein! Ein weiterer Blick. Jetzt begannen Menschen in seiner Nähe ebenfalls verstohlen auf ihn zu zeigen und miteinander zu flüstern. Er war es tatsächlich!
    Mit weit aufgerissenen Augen beugte sie sich zu Simon. »Sehen Sie den Mann, der gerade hereingekommen ist?
    Simon sah sich um. »Protziger Anzug, fettige Haare?«
    »Das ist Delametri Chevalier!«
    Simon brauchte einen Moment, um die Information zu verarbeiten. »Was, der Modeschöpfer? Pascals Chef?«
    Molly nickte. »Ich habe ihn noch nie in natura gesehen, lediglich auf Fotos und in Zeitschriften, die ich für meine Abschlussarbeit verwendet habe.«
    Sie merkte, dass Simon sich bemühte, beeindruckt zu wirken. »Was tut er hier?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte, er wäre bei seiner kranken Mutter irgendwo in Frankreich.«
    Sie sah zu Pascal, der ganz in die Auktion vertieft war, und dann wieder zu seinem Chef zurück. Aufgeregt erhob sie sich und winkte Delametri zu. Sie dachte nicht daran, dass er ihr nie begegnet war. Angesichts der ereignisreichen letzten beiden Tage hatte sie das Gefühl, quasi mit ihm verwandt zu sein. Natürlich ignorierte er sie. Sie setzte sich wieder hin und kam sich ein bisschen albern vor.
    »Fünfzig Euro von der Dame da vorn!«, rief der Auktionator und deutete auf sie.
    »Molly!«, zischte ihre Mutter. »Wolltest du allen Ernstes für einen Humidor aus dem 18. Jahrhundert bieten?«
    »Oje!« Molly schluckte.
    Sie wurde jedoch sofort von einem streng aussehenden Herrn mit Monokel und angesengtem Franz-Joseph-Bart überboten.
    »Puh!«, seufzte sie erleichtert. Dann wandte sie sich Pascal zu und tippte ihm ein paar Mal auf die Schulter. »Pascal!«, zischte sie. »Sieh doch …«
    »Also bitte!«, fuhr er sie an und machte eine abwehrende Handbewegung, als wäre sie eine Mücke. »Ich muss mich konzentrieren!«
    »Aber schau doch mal, wer …«
    »Molly, zwing mich nicht, dich aus dem Saal werfen zu lassen«, warnte er sie.
    Molly und ihre Mutter wechselten einen Blick, schnitten Grimassen wie zwei gescholtene Schulmädchen und mussten kichern. Dann beruhigte sich Molly wieder und widmete ihre Aufmerksamkeit zu gleichen Teilen der Auktion und ihrem Helden, der sich leibhaftig im selben Raum wie sie befand.
    Sie fragte sich, ob Pascal wusste, dass Delametri hier sein würde. Dann hätte er ihn jedoch sicher gebeten, in seinem Namen für das Kleid zu bieten? Es war einigermaßen sonderbar.
    Simon hatte sich mittlerweile aus allem ausgeklinkt, was um ihn herum vorging.

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