Kleine Einblicke
den Jahren, die wir nun gemeinsam durchs Leben gehen, nicht geändert hat.
„Du bist unmöglich“, schmolle ich ihn an und bekomme dafür einen Kuss auf die Nase, bevor er sagt,
„Wer liegt denn im Moment wie hingegossen auf meinem Schoß, weil seine Beine scheinbar aus Pudding sind? Du oder ich?“
„Pfft“, mache ich, kann mein Grinsen aber kaum noch verbergen. Wo er Recht hat, hat er schließlich Recht. „Weißt du, mein lieber Verlobter, normalerweise hättest du so eine Situation schon längst ausgenutzt.“
Connor versteht sofort, was ich meine, sein Blick verrät ihn. Er sieht kurz auf den Bildschirm, wieder zu mir, dann wird aus seinem Grinsen ein verruchter Blick und er schaltet den Laptop aus, bevor er mit mir auf seinen Armen aufsteht und in Richtung Tür geht. Das ist genau die Reaktion, die ich mir gewünscht habe. Ihn von seinen Büchern wegzukriegen, ist nämlich eine Kunst für sich, aber in den letzten Jahren habe ich so meine Methoden entwickelt. Nackt in der Tür auftauchen, hilft dabei genauso gut, wie diverse Anspielungen. Und wenn er selbst darauf nicht reagiert, bin ich auch schon etwas rabiater geworden. Bei solchen Gelegenheiten kommt dann meist Zeke im Spiel.
Als die Schlafzimmertür hinter uns zufällt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Hm, sollten wir nicht vorher Ringe austauschen? Ich will Connor gerade danach fragen, da wirft er mich auf einmal aufs Bett und sieht mich spitzbübisch an, während er anfängt, sich auszuziehen. Stück für Stück. Ohne Hektik. Dafür aber mit einem so verheißungsvollen Blick in seinen hellblauen Augen, dass ich meine Ringfrage schweigend beiseite schiebe. Sie haben solange auf ihren Einsatz gewartet, da kommt es auf ein oder zwei Stunden länger nun auch nicht mehr an.
Seine Finger streichen sanft über meinen vernarbten Rücken. Noch ringen wir beide nach Atem. Connor hat sich mit mir herumgedreht, sodass ich auf ihm liege und er mich festhalten kann. Das macht er so gern und ich liebe es. Es gibt mir das Gefühl von Geborgenheit, was ich gerade nach dem Sex immer brauche. Ohne diese Geborgenheit und die Sicherheit, die er ausstrahlt und auch hält, wäre es nicht soweit gekommen. Wir wären heute nicht hier. Nicht in diesem Bett, nicht gemeinsam in unserem Haus, nicht gemeinsam im Leben.
Ich weiß, was ich Connors Hartnäckigkeit und seiner tiefen Liebe zu verdanken habe. Und ich weiß, was ich ihm dafür zurückgebe. Tag für Tag. Woche für Woche. Monat für Monat. Zwei von Grund auf sehr verschiedene Menschen, die einander durch ähnlich Erinnerungen vor langer Zeit gefunden haben.
Connor hat mir den Glauben an mich selbst zurückgeben. Ohne ihn, ohne seine Liebe, wäre ich tot. Das weiß ich und er weiß es auch. Genauso wie er weiß, dass ich völlig verrückt nach ihm bin. Obwohl 'völlig' es nicht mal im Ansatz richtig beschreibt. Es mag auf den ersten Blick kitschig erscheinen, aber ich könnte nicht leben ohne ihn. Ich könnte es nicht. Ich will es auch nicht. Er gehört zu mir und ich zu ihm. Und bald wird genau das jeder sehen können.
Mein Blick schweift unwillkürlich zu meiner Jeans, die neben dem Bett liegt. Ich richte mich auf und Connor lockert seinen Griff, sieht mir wortlos zu, wie ich mich aus dem Bett beuge, nach meiner Hose greife und die Schachtel aus der Tasche ziehe, um mich danach wieder auf ihn zu legen.
„Ist es das, was ich denke?“, fragt Connor leise und sein Blick liegt mit derselben Mischung aus Vorfreude und Nervosität auf dem Schmuckkästchen, wie es mein eigener tat, als ich es kaufte.
Statt ihm zu antworten, klappe ich schweigend den Deckel auf und drehe die Schachtel herum, damit er die Ringe sehen kann. Schlicht und edel. Kein Schnickschnack, keine Schnörkel, keine Gravuren. Es hätte nicht zu uns gepasst. Nicht zu Connor und auch nicht zu mir. Silber pur, das ist es, was ich für uns wollte. Es musste reines Silber sein, weil es Augenblicke gibt, in denen Connors hellblaue Augen im richtigen Licht silbern strahlen. Diese Augenblicke sind so selten wie kostbar, denn wenn er mich ansieht, mit diesem ganz besonderen Blick, ist er der einzige und gleichzeitig der schönste Mann auf der Welt für mich.
„Silber“, flüstert Connor gedankenverloren und streicht mit den Fingerspitzen vorsichtig über die Ringe, bevor er mich anlächelt. „Sie sind perfekt.“
„Ich weiß“, flüstere ich zurück, weil ich Angst habe, dass laute Worte uns stören könnten.
Wir zucken heftig zusammen,
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