Kleine Einblicke
Stein vom Herzen gefallen, als Liam Daniel das erste Mal angegrinst hat und Noah genickt hat, als David ihn fragte, ob er versuchen möchte zu zeichnen. Natürlich wollte er, immerhin hat er David zuvor stundenlang verstohlen beobachtet.
Und ich, tja, von der Angst in den ersten Wochen, die mir an so manchen Abenden gefühlsmäßig die Kehle zuschnürte, ist nichts mehr da. Stattdessen frage ich mich, ob die Brüder uns vielleicht eines Tages Dad nennen. Eine schöne Vorstellung. Allerdings, wenn Liam oder Noah das wirklich machen, werde ich danach garantiert heulen wie ein Baby.
Als ich wieder aus dem Laden komme, stehen Vater und Tochter mit breitem Grinsen neben mir. Ist das Sabber auf Isabells Jacke? Mein Lachen wird von Beiden erwidert, bevor Adrian Isabell absetzt, die darauf besteht allein nach Hause zu laufen. Ja, sie ist eine recht energische kleine Lady, ganz wie ihr Vater, der mich auf einmal so wissend ansieht.
„Was denn jetzt wieder?“, frage ich belustigt, obwohl ich längst ahne, was Adrian im Kopf herumgeht.
„Hundert Mäuse, dass einer von Beiden noch in diesem Jahr Dad zu dir sagt.“
Ich pruste los, denn genau so einen Kommentar habe ich erwartet. In manchen Dingen gleichen sich Tristan und Adrian wie ein Ei dem anderen und wenn es um Wetten geht, kann er sich mit Davids Freund Shannon die Hand reichen. Die Jungs wetten nämlich immer noch ganz gern, und zwar bevorzugt um irgendwelchen Unsinn. David hat mir erzählt, dass sie momentan wegen den Kürbissen für Halloween eine Wette am Laufen haben. Worum es dabei genau ging, wollte Shannon ihm allerdings nicht verraten. Ist wahrscheinlich auch besser so. Da fällt mir ein, wir brauchen auch einen neuen Kürbis. Der letzte ist auf wundersame Weise von seinem Platz neben unserer Haustür in Tristans und meinem Schlafzimmer gelandet. Oben auf der Türkante wohlgemerkt, und als ich selbige öffnete, um ins Bett zu gehen...
Ich habe fast einen Herzinfarkt gekriegt, als das Ding mit einem irren Kichern neben mir zu Boden ging. Keine Ahnung, wo Liam und Noah den Lachsack her hatten, aber irgendwie habe ich Tristan als Helfer in Verdacht. Ich kann es ihm nur nicht beweisen. Keinem der drei Übeltäter.
„Abgemacht“, willige ich ein, als mir einfällt, dass ich Adrian noch eine Antwort schuld. „Übrigens, ich muss später in die Stadt. Wir brauchen einen neuen Kürbis. Kommst du mit?“
Adrian sieht mich fragend an. „Wieso das denn?“
Ich will gerade antworten, als mir das leichte Zucken an Adrians Mundwinkeln auffällt. Und plötzlich weiß ich, wer für den Lachsack verantwortlich ist. „Du hast unseren Jungs dabei geholfen?“ Statt zu antworten, lacht Adrian los. „Ich fass' es nicht. Und ich hatte Tristan in Verdacht. Na warte, Quinlan, das kriegst du wieder.“
Adrian flüchtet, als ich nach ihm greife, und hebt Isabell hoch, die gerade lachend auf uns zugerannt kommt. Er wirbelt sie mehrere Male im Kreis herum, was die Kleine vor Begeisterung quietschen und mich lächeln lässt, weil Adrian einfach glücklich ist, und das sieht man ihm an. Mit David und Isabell hat er gefunden, was er so lange gesucht hat. Genauso wie ich mit Tristan, Liam und Noah in meinem Leben das habe, was ich immer wollte.
Morgen ist auch noch ein Tag
Für manche Fragen gibt es keinen perfekten Zeitpunkt. Man muss sie in genau dem Augenblick und auf genau die Weise stellen, die das eigene Herz einem befiehlt.
Das leise Klicken seiner Finger auf der Tastatur ist das einzige hörbare Geräusch im Raum. Er hält inne, überlegt kurz, murmelt ein paar Worte, die ich nicht verstehe, und tippt weiter. Ich liebe es, ihm beim Schreiben zuzusehen. Daran hat sich nichts geändert. Und sobald er es merkt, wird er nervös werden. Auch daran hat sich nichts geändert. Aber heute wird er damit leben müssen. Heute habe ich große Pläne. Ich muss ihn nur erst mal von dieser Szene aus dem neuen Roman wegreißen, mit der er sich schon seit über einer Woche herumärgert.
Ich fühle die Schachtel mit den zwei silbernen Ringen in meiner Hosentasche. Sie haben solange in der Sockenschublade auf den Tag gewartet. Ich werde sie nicht wieder zurück tun. Aber ich will ihn auch nicht von seinem Buch wegreißen. Vielleicht gelingt ihm heute der Durchbruch bei der Szene. Länger auf seine Antwort warten will ich aber auch nicht. Ich muss ihn heute fragen. Hier. Jetzt. Sonst tue ich es nie, ich weiß es.
Mein Lächeln wächst, als mir eine Idee kommt. Ich werde Connor auf
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