Kleine Einblicke
als auf einmal unser Telefon anfängt zu klingeln. Wer ist das denn? Ich sehe wütend über die Schulter und wünsche dem Anrufer die Pest an den Hals. Wie kann er oder sie es wagen, gerade jetzt zu stören? Dieses blöde Telefon. Wenigstens ist der Anrufbeantworter eingeschaltet. Ich wollte so ein Ding gar nicht im Haus haben, aber Connor braucht ihn für seinen Beruf. Als Autor hat er keine Wahl, er muss erreichbar sein. Was nicht heißt, dass er deswegen leicht zu finden ist. Kein Twitter, kein Facebook und auch kein Handy. Gut, er hat zwar ein Handy, aber das nimmt er nur mit, wenn er beruflich unterwegs ist. Wir wollen ein möglichst ruhiges Leben führen und dafür ist Cumberland einfach perfekt.
„Hey, wo seid ihr denn? Sagt nicht im Bett... Es ist helllichter Tag... Connor? Daniel? ...Jetzt geht schon ran... Nicky, lass' den Quatsch, ich will doch nur wissen, ob alles okay ist? ...Na und? Wenn ich störe, werden sie mir das schon erzählen... Nick Kendall! Gib' sofort das Telefon wieder her, du kleiner...“
Nicks Lachen unterbricht Tristan, dann ist die Leitung tot, und ich lege stöhnend den Kopf auf Connors Brust ab, der mittlerweile selber lacht. Ich spüre es an den Vibrationen seiner Brust unter mir. Tristan kann so eine Nervensäge sein und er wird jetzt leider solange anrufen, bis einer von uns endlich ans Telefon geht, damit er sich beschweren kann, dass wir wie immer nie zu erreichen sind, bevor er wissen will, was los ist, und warum wir diesmal nicht zu erreichen waren. Solche Anrufe bekommen wir regelmäßig alle paar Wochen aus Baltimore.
„Erzählen wir es den Beiden?“, will ich wissen und muss grinsen, als Connor nur schnaubt. Ich ahne, was er meint. „Wir könnten auch warten, bis sie am Wochenende zum Kaffee kommen und es ihnen dabei erzählen?“ Connor gluckst, was Antwort genug ist. „Ah, verstehe... Du meinst also, wir sollten die Kamera bereithalten, wenn wir es ihnen sagen?“
„Du hast es erfasst.“
Ich lache los, worauf Connor das Schmuckkästchen zuklappt und aus meinem Sichtfeld räumt, bevor er mich in seine Arme schließt, uns herumdreht, bis er zwischen meinen Beinen zu liegen kommt, und dann grinsend auf mich hinunter sieht.
„Tze“, empöre ich mich gespielt, denn was er gleich mit mir tun will ist offensichtlich. „Deine Szene ist nicht fertig, wir tragen immer noch keine Ringe, dein Bruder wird gleich wieder anrufen und du willst Sex?“
Connor nickt amüsiert. „Ja, will ich.“
Das Telefon fängt an zu klingeln und jetzt ist er Derjenige, der über die Schulter blickt. „Aber zuerst werde ich meinem nervenden Bruder erklären, dass er mich heute mal gernhaben kann.“
„Das wird er nicht gelten lassen, das weißt du“, warne ich ihn, immerhin kenne ich Tristan jetzt lange genug. Wenn er nerven will, dann richtig, und dann hält ihn allgemein auch nur ein Notfall wie der Weltuntergang davon ab. Oder Nick, wenn wir ihn breitquatschen können, uns zu helfen.
Connor sieht mich an und zuckt die Schultern. „Ich werde ihm die Wahrheit sagen.“
„Die Wahrheit?“, frage ich irritiert nach.
„Dass ich nackt bin und heißen Sex mit dir haben will.“
Ich pruste los, während Connor aufsteht und nackt wie er ist das Schlafzimmer verlässt. Süßer Hintern, denke ich und wickle mich in die Decke ein. Das wird jetzt etwas dauern. Das tut es immer, auch wenn Connor jedes Mal versucht, standhaft zu sein und Tristan ohne viel Erklärung abzuwimmeln. Aber wie gesagt, ich kenne Tristan. In dieser Laune, in der er gerade ist, kriegt man ihn nicht so leicht abgewimmelt, und Connor schon gar mal nicht, denn sein Bruder wird umgehend Lunte riechen und ihm solange auf die Nerven gehen, bis Connor die Geduld verliert und...
„Verdammt, Tristan!“, schallt Connors empörte Stimme zu mir ins Schlafzimmer und lässt mich grinsen. Habe ich es nicht gesagt? „Du bist eine verfluchte Nervensäge... Nein, werde ich nicht... Weil er nackt im Bett liegt und ich vorhabe, das auszunutzen...“
Ich ziehe mir die Bettdecke über den Kopf, um mein Lachen zu verbergen. Die Beiden sind einfach unmöglich. Was habe ich darüber schon mit Nick schwadroniert. Wir könnten ein Buch über die zwei schreiben. Die Eigenarten der Bennett-Brüder oder so ähnlich. Ohne eingebildet zu klingen, aber das Ding würde ein Besteller werden, ganz sicher. Wehe, wenn sie losgelassen, wäre auch noch ein guter Titel. Ich kichere belustigt und schreie erschrocken auf, als mir plötzlich die
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