Kleine Einblicke
Waffenkenntnisse und Drohpotenzial.
„Lukas Thomas Brewster“, las Adrian vor. „Siebenundzwanzig Jahre alt, hat mit einem Stipendium Architektur studiert, aber bisher in der Richtung nichts gemacht. Hält sich mit Jobs auf dem Bau über Wasser, mit denen er seine Miete und den Unterhalt finanziert. Er spielt zuviel für meinen Geschmack und hat ein Temperament, dass ihn, wie wir wissen, schon einige Male in Schwierigkeiten gebracht hat. Seine Mutter ist Putzfrau und gehört zu denen, die ihr Leben allein auf Dauer nicht auf die Reihe kriegen. Sie trinkt eindeutig zuviel, interessiert sich schon seit Jahren nicht mehr für Lukas und wird, wenn sie so weitermacht, in zehn Jahren tot sein.“
Adrian war schon immer brutal ehrlich gewesen. David nickte nur, denn so eine ähnliche Lebensgeschichte hatte er insgeheim erwartet und sie war nicht so furchtbar, wie sie hätte sein können. Er fand es allerdings schade, dass Lukas aus seinem Studium nichts gemacht hatte, denn damit hatte er eine weitere Eigenschaft seines Vaters geerbt, die Liebe zu Bauwerken und ihrer Bauweise. Es war zwar nur ein Hobby von Tom gewesen, aber dass Lukas beruflich in die Sparte schlug, machte David nur noch neugieriger auf Toms Sohn.
„Architektur“, murmelte Dominic und fing an zu grinsen. „Na wenn das nicht interessant ist.“
David nickte lachend. „Wohl wahr.“
„Mister Quinlan?“ Eine ältere Schwester stand in der Tür und sah zu Adrian. „Sie wollten informiert werden, sobald Mister Brewster aufwacht. Sie können zu ihm, wenn Sie wollen. Zimmer zweinulldrei. Aber bitte nur einer und bitte nicht zu lange. Es ist spät.“
„Danke“, sagte Adrian lächelnd, worauf die Schwestern sie wieder alleinließ und Adrian zu ihm sah. „Na? Willst du?“
Natürlich wollte er, auch wenn David umgehend nervös wurde. Toms Sohn. Du liebe Güte. Er stellte die heiße Schokolade weg, wischte sich die plötzlich schweißnassen Hände an der Hose ab und stand auf, um nach einem letzten Blick zu Dominic und Adrian, die das mit einem aufmunternden Nicken beantworteten, in den Flur zu gehen und dem freundlichen Wink der Schwester zu folgen, die ihm den Weg zum Zimmer wies. Vor dem stand er dann erst mal ein paar Minuten herum, weil er sich nicht traute anzuklopfen. Das übernahm am Ende Adrian für ihn, bevor er ihn mit einem geflüsterten, „Jetzt sei kein Frosch. Ich liebe dich.“ in Lukas' Zimmer schob.
Tja, und da stand er dann und starrte Toms jüngeres Ebenbild an, der verblüfft zurück starrte. Blaue Augen. Es waren wirklich Toms Augen. „Hallo Lukas.“ David konnte nicht anders, er musste einfach grinsen, als Lukas der Mund offenstehen blieb. „Woher ich das weiß?“ Lukas' Antwort war ein Nicken. „Deine Geldstrafen wegen der Schlägereien, dadurch hat die Polizei deinen Namen herausgefunden. Den Rest hat danach mein Mann in Erfahrung gebracht.“
Es dauerte eine Weile, bis Lukas auf seine Worte reagierte. „Den Rest?“
David trat weiter ins Zimmer hinein. Neben Lukas' Bett stand ein Stuhl, auf den er sich setzte, nachdem Lukas auf seinen fragenden Blick hin erneut nickte. „Adrian, mein Ehemann, ist Anwalt.“ Lukas senkte den Blick, was eindeutig war. „Aber ich schätze, das weißt du schon“, meinte David daher amüsiert. Lukas grinste, schüchtern zwar, aber er tat es. „Adrian hat ein bisschen herumgeschnüffelt, nachdem die Polizei mit deiner Mutter telefoniert hatte.“ Lukas verdrehte die Augen, was David innerlich aufseufzen ließ. „Ja, so ging es uns auch. Sie vermisst dich offenbar nicht.“
„Und darüber bin ich nicht gerade traurig“, murrte Lukas und sah ihn wütend an. „Sie hätte es mir niemals erzählt, wenn ich nicht zufällig ein Bild gefunden hätte und...“
Lukas brach ab, was David erwartet hatte. „Hat sie dir gesagt, dass Tom sich um dich gekümmert hätte, wenn er es gewusst hätte?“
Lukas seufzte und nickte anschließend. „Wir haben uns gestritten und ziemlich angeschrien. Das machen wir dauernd. Streiten, meine ich. Deswegen bin ich damals ausgezogen. Ich habe es bei ihr nicht mehr ausgehalten.“ Lukas sah ihn fragend an. „Hat sie euch alles gesagt?“
„Das weiß ich nicht“, antwortete David ehrlich. „Was hätte sie uns denn sagen können?“
Lukas schnaubte, warf einen finsteren Blick auf seinen Arm, der im Gips lag, bevor er aus dem Fenster sah. „Sie hätte dir erzählen können, dass sie von der Schwangerschaft erst erfuhr, als Tom mit Dominic und dir
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