Kleine Einblicke
oder?“
David schüttelte den Kopf. Tom war niemals ein Mistkerl gewesen. Berechnend oder verletzend ehrlich, okay, aber ein Mistkerl? Nein, das war er nie gewesen. Tom hätte sich um Lukas gekümmert, ihn aus diesem Leben herausgeholt, was er offensichtlich in San Francisco führte. Tom hätte alles für seinen Sohn getan und das war ab jetzt sein Job, entschied David.
„Tom war ein wunderbarer Mensch“, sagte er und beschloss, Lukas gegenüber ehrlich zu bleiben. „Dein Vater war etwas Besonderes für mich.“
„Ich weiß.“ Lukas lächelte, als er ihn fragend ansah. „Ich habe Bilder gefunden. Von Rennbahnen, wo du bei ihm stehst, mit deiner Frau neben dir. Dein Blick hat dich verraten. Ich weiß, wie jemand aussieht, der verliebt ist.“
„Stört es dich?“, fragte David, denn es war ihm wichtig, reinen Tisch zu machen, bevor das später zu Problemen führte.
Lukas schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mehr. Ich war erst etwas überrascht und fand es komisch, das gebe ich zu, aber jetzt nicht mehr. Wenn er dich geliebt hat, dann ist das okay.“
„Er hätte dich auch geliebt, Lukas.“
Statt einer Antwort, zuckte Lukas die Schultern, was David alles sagte. Der Junge war keine Bedrohung. Weder für Isabell, noch für ihn oder Dominic oder sonst wen. Toms Sohn war einfach nur einsam. Deswegen hatte er den weiten Weg von San Francisco hierher gemacht und nach ihnen gesucht. David würde versuchen ihm zu helfen. Schon um Toms Willen. Wie, das würde sich zeigen, aber erst mal wollte er Lukas besser kennenlernen. Alles Andere dürfte sich mit der Zeit von selbst finden.
„Die Ärzte haben gesagt, ich kann morgen hier raus?“ Statt einer Antwort nickte David schlicht, als Lukas ihn fragend ansah. „Wo... Ich meine, in welchem Krankenhaus bin ich hier eigentlich?“
David nannte den Namen und Lukas sah ziemlich ratlos aus, worauf er ihn nach seiner Unterkunft fragte. Die Antwort entsetzte David, denn er hatte zumindest gehofft, dass Lukas in einem Motel oder in irgendeiner anderen Absteige untergekommen war. Aber dass der seit seiner Ankunft hier in Parks oder Notunterkünften schlief, um Geld zu sparen, damit hatte er nicht gerechnet. Andererseits passte es auch wieder, denn damals in New York City hatten Tom und er einige Nächte unter freiem Himmel verbracht. Geld wuchs nun mal nicht auf Bäumen.
„Wie wär's für die nächsten Tage mit einem Gästezimmer?“
„Gästezimmer?“, fragte Lukas verwirrt, was David lächeln ließ, bevor er nickte. „Aber wo...? Oh.“
Der Groschen war gefallen und scheinbar wusste Lukas mit seiner Einladung nicht wirklich etwas anzufangen. Aber damit hatte David gerechnet und er würde sie gerade deswegen aufrechterhalten. Auch wenn Lukas gleich ablehnte, fürs nächste Mal kam er möglicherweise darauf zurück. So leicht würde er sich jetzt nicht mehr abwimmeln lassen. Lukas hatte den Kontakt aufgenommen und David würde ihn so lange halten, wie Toms Sohn das wollte.
„Du kannst ablehnen, wenn es dir im Moment zuviel ist“, erklärte David daher ruhig. „Aber die Einladung bleibt bestehen.“
„Warum?“, fragte Lukas leise und verunsichert.
„Darum.“ David grinste, als Lukas ihn verblüfft anschaute. „Weil du Toms Sohn bist. Weil ich dich gern kennenlernen möchte. Weil es außerhalb dieses Zimmer noch weitere Menschen gibt, die dich gerne kennenlernen möchten. Einfach nur darum.“
Lukas schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht annehmen und auch nicht bezahlen und...“
„Gäste bezahlen nicht für eine Einladung“, wehrte David ab, doch Lukas schüttelte erneut den Kopf.
„Aber...“
„Nein, Lukas“, unterbrach David ihn wieder und schaute Toms Sohn ernst an. „Ich weiß, wir kennen uns nicht, aber ich würde das gern ändern. Lass uns einfach sehen was passiert.“
Lukas überlegte eine Weile und betrachtete ihn dabei, um am Ende die Augen zur Decke zu verdrehen, was David innerlich lachen ließ. Die Geste kannte er nämlich. Verdammt gut sogar. Lukas war seinem Vater nicht nur äußerlich ähnlich, auch wenn Tom nie schüchtern gewesen war. Andererseits war Lukas bei einer Mutter in einem eher lieblosen Umfeld aufgewachsen. Ein gesundes Selbstvertrauen würde er sich erst noch aufbauen müssen. Aber auch dabei konnte er Lukas helfen, wenn der es ihm erlaubte.
„Und wenn ich sage, ich komme nur, wenn ich mithelfen darf?“
David grinste innerlich. Das war zumindest noch kein 'Nein.' „In welcher Form mithelfen?“
Lukas sah
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